Markus Steinrisser
Formel 1 Ressort
Seit 2018 im F1-Team. Der Mann fürs Textliche. Nichts ist schöner als Action auf- und abseits der Strecke, fusioniert zum großen Feature.MEHR

Die abseits von Formel-1-Rennen guten Freunde Alex Albon und George Russell gerieten am letzten Wochenende in Monaco auf der Strecke aneinander – wegen Albons erzwungener Team-Taktik, bei der er teils vier Sekunden pro Runde langsamer fuhr, bis Russell hinter ihm durchdrehte. Am Abend in Monaco hatte das für Albon teure Konsequenzen. Um es in Zukunft zu vermeiden, braucht es Änderungen in Monaco, lautet sein Fazit.
Russell hatte schon nach dem Rennen klargemacht, was er sich von Albon erwartete: Die beiden hatten davor schon geplant, am Abend gemeinsam Essen zu gehen. “Er wird jetzt definitiv die Rechnung zahlen!” Eine Strafe, die Albon akzeptierte und einige Stunden später auch auf Social Media per Foto zeigte.
“Er hat das teuerste Ding auf der Karte bestellt, die Hummer-Pasta”, verrät Albon am Donnerstag vor dem Spanien-GP vier Tage später. “Jedoch ohne Nachtisch, also hat es sich ausgeglichen. Aber es war gut, und ein lustiger Abend.” Das Rennen besprachen die beiden Freunde dabei nur bedingt. Üblicherweise belassen sie es bei Privatem. Doch nach Monaco denken alle, so auch Albon, darüber nach, was man tun könnte.
“Es lag wirklich an mir, zu bezahlen, dieses Rennen war übel”, gesteht Albon. Nicht nur wegen ihm. Russell wurde im Verlauf des Sonntages von sogar drei Fahrern hintereinander mit extrem langsamen Runden eingebremst, weil diese für ihre Teamkollegen mehrere 20-sekündige Boxenstopp-Lücken hatten öffnen müssen. Über zwei Minuten kostete Russell diese Taktiken, mehr dazu gibt es in der Renn-Analyse:
Für solche Team-Taktiken vier Sekunden langsamer zu fahren geht in Monaco, weil die Strecke – erst recht mit den großen, schweren Formel-1-Autos der Gegenwart – Überholmanöver praktisch unmöglich macht. In den letzten Tagen kursierten einige Ideen, wie man hier zumindest versuchen könnte, etwas besser zu machen.
Albon unterschreibt Umbau-Vorschläge für Monaco: Warum es helfen kann
Allen voran von Ex-F1-Pilot Alex Wurz, der heute im Fahrerlager zum einen als Präsident der Fahrer-Gewerkschaft, und zum anderen als Strecken-Designer unterwegs ist. Wurz lieferte einen Vorschlag mit mehreren Änderungen, vor allem mit einer nach hinten versetzen Hafen-Schikane. Dadurch könnte man die Bremszone nach dem Tunnel um gute 80 Meter verlängern.
Albon findet Wurz’ Ideen gut. Nicht nur, weil die Bremszone länger ist: “Das Problem dort ist, dass du bergab bremst und es in die Schikane rein sehr wellig ist.” Das Auto neigt sich nach vorne, das Heck wird auf den Bodenwellen entlastet: “Dann hast du zusätzliche Einschränkungen am Heck. Deswegen siehst du dort diese großen Unfälle, wo die Autos das Heck verlieren.”
“Also ist es richtig schwierig, dort mutig auf die Bremse zu steigen und zu überholen”, erklärt Albon. “Wenn du 80 Meter die Strecke entlanggehst und dort die Bremszone hast, dann wäre es auch flach.” Um dem Überholen in dieser versetzten späteren Schikane noch mehr entgegenzukommen, wäre vielleicht auch DRS im Tunnel eine Option gewesen.
“Wir nutzen DRS in China und in Japan in der ersten Kurve, da müssen wir es selbst auch selbst schließen”, wäre für Albon das eine Sache der Eigenverantwortung der Fahrer. “Wir könnten es durch die Kurve [im Tunnel] schließen und dann wieder öffnen.” Die Idee hat allerdings wenig Mehrwert. Mit dem neuen Chassis-Reglement von 2026 wird es DRS in seiner aktuellen Form nicht mehr geben.
Albon-Fazit: Kein Umbau der Welt wird Monaco-Rennen sensationell machen
Letztendlich ist sich Albon sicher, dass sich etwas an der Strecke ändern muss. Der Versuch, mit einem zweiten Pflicht-Reifenwechseln 2025 für mehr Action zu sorgen, hatte lediglich mehr Bummelzüge provoziert: “Wenn du drei Stopps machst, würden wir das gleiche mit drei Stopps machen. Vier Stopps? Vier Mal. Die Stopps reichen nicht, es braucht noch etwas anders.”
Und irgendwo ist in Monaco dann schlicht der Platz zu klein. “Wenn wir es einfach wertschätzen können, dass es eine Samstags-Strecke ist, dann könnte das den Frust am Sonntag etwas sacken lassen”, plädiert Albon auf Akzeptanz. Auch mit Änderungen wird es hier nie ein Überhol-Spektakel geben: “Der Fokus liegt für Fahrer, Teams, für alle immer auf dem Samstag. Wir werden nicht plötzlich eine Sonntags-Strecke kreieren.”
© Motorsport-Magazin
diese Formel 1 Nachricht