In der modernen Formel 1 gibt es an jedem Wochenende nur mehr eine Chance, die Fahrer mit voll aufgedrehten Motoren am absoluten Limit ihrer Autos zu sehen: Die eine Stunde Qualifying am Samstag. In jedem Team auch ein Prestige-Duell: Wer setzt sich intern durch? Wo ist es besonders eng, und wie viel weiter als alle anderen ist Max Verstappen vorne? Vor dem Miami-GP checkt Motorsport-Magazin.com die Qualifying-Pace aller Paarungen.

Qualifying-Statistiken vor Miami: Kaum überraschend, dass niemand seinem Teamkollegen 2025 bislang so weit enteilt ist wie Max Verstappen. Neben ihm liegt bislang nur George Russell ebenso mit 6 zu 0 intern vorne – aber Verstappens Teamkollegen sind prozentuell (um variierende Streckenlängen miteinzubeziehen) fast um ein Prozent langsamer als er. In Rundenzeit entspricht das über sieben Zehntel pro Strecke.

Neben Verstappen und Russell ist auch Pierre Gasly relativ zu Jack Doohan unverhältnismäßig weit vorne. Die Positionen bei Ferrari und Aston Martin sind zumindest klar bezogen. Im Gegenzug werden bei Haas und Sauber die Veteranen von ihren jungen Teamkollegen gehörig unter Druck gesetzt. Im Detail rollen wir jetzt alle Statistiken hier auf.

Red Bull – Max Verstappen vs. Yuki Tsunoda
Der Start ins Jahr endete für Liam Lawson nach drei Qualifyings, sein Nachfolger Yuki Tsunoda hat einen eigentlich respektablen Schritt ran an Max Verstappen gemacht. Aber das Loch, das er zu füllen hat, ist schon fast unfassbar groß. Tsunodas Problem: Momentan weiß er nicht, wie er die Reifen am RB21 für eine Runde ins Arbeitsfenster bekommt. Immerhin schafft er es regelmäßig in Q3.

Alpine – Pierre Gasly vs. Jack Doohan
Im China-Sprint sprang Jack Doohan dem Nuller bereits von der Schippe. Sonst sieht er gegen Pierre Gasly aber kein Land. Er scheint fehleranfällig, wenn es darum geht, das letzte Zehntel auf der entscheidenden Runde zu finden. Das Bild wird verschlimmert durch die bislang recht souveräne Saison von Gasly.

Mercedes – George Russell vs. Kimi Antonelli
Bis jetzt ist die Lücke von Kimi Antonelli zu George Russell noch substanziell. Aber das hat das Team eigentlich auch erwartet, erst recht, da Russell – der in den letzten Jahren Lewis Hamilton schlug – als Top-Qualifier gilt. Nur zwei Mal schaffte es Antonelli auf unter drei Zehntel an seinen Teamkollegen ran. Noch ist er zu fehleranfällig, wenn es in Q3 rund geht.

Aston Martin – Fernando Alonso vs. Lance Stroll
Die Lücke bei Aston Martin ist wie immer da, aber sie war in den letzten beiden Jahren deutlich größer. Zwei schlechte Qualifyings in Bahrain und Japan lassen Lance Stroll auch schlecht aussehen. In den vier anderen trennten ihn und Fernando Alonso tatsächlich jeweils weniger als ein Zehntel.

Ferrari – Charles Leclerc vs. Lewis Hamilton
Planlos geistert Lewis Hamilton momentan durch die Ferrari-Box. Er bekommt das Gefühl für das Auto nicht, nur in China klappte es. Eine falsche Hoffnung? Danach scheint Hamilton falsch abgebogen, seine Zuversicht schwand zuletzt völlig, und Charles Leclerc fuhr ihm an den letzten drei Wochenenden um drei, sechs und fünf Zehntel davon.

McLaren – Oscar Piastri vs. Lando Norris
Viel wurde in den letzten Wochen gesagt über Lando Norris’ Problem damit, in Q3 die letzten ein bis zwei Zehntel aus dem neuen McLaren MCL39 zu ziehen, dessen Feedback am Limit das Team als etwas stumpf bezeichnet. Aber spielt auch ein weiterer Qualifying-Schritt von Oscar Piastri hinein in die Gleichung? Piastri, in den letzten zwei Jahren zweimal deutlich geschlagen, sieht dieses Jahr um einiges zuversichtlicher aus, wenn er in Q3 ans Limit geht – ist aber auch noch nicht fehlerfrei.

Racing Bulls – Isack Hadjar vs. Liam Lawson
Newcomer Isack Hadjar schlug sich in seinen ersten drei Qualifyings neben Yuki Tsunoda beachtlich. Gegen Liam Lawson behielt er in den drei aufeinanderfolgenden Qualifyings ebenfalls die Oberhand. Aber Lawson hatte keine Test-Zeit im Team. In Saudi-Arabien war er erstmals schneller.

Williams – Alex Albon vs. Carlos Sainz
Wiederholt mahnte Carlos Sainz, dass die Umstellung auf einen für ihn noch nicht natürlichen Williams-Fahrstil Zeit braucht. Umso beachtlicher, dass er nach einem 0-zu-4-Start gegen Alex Albon jetzt zuletzt zwei Qualifyings in Serie gewann. Kleines Sternchen hier: Albon beklagte sich in beiden Fällen über schlechte Strategie des Teams.

Sauber – Nico Hülkenberg vs. Gabriel Bortoleto
Nico Hülkenberg hatte im Vorjahr schon 0 zu 3 gegen Ersatzmann Ollie Bearman gefahren. Gegen Neuling Gabriel Bortoleto eröffnete er 0 zu 2. Rookie-Probleme? Seit China nicht mehr. Vier Qualifyings in Serie lag Hülkenberg vorne, doch die Zeiten sind stark gestreut. Beide Fahrer hadern momentan damit, sich an ein ihnen unbekanntes und schwieriges Auto anzupassen.

Haas – Oliver Bearman vs. Esteban Ocon
Das engste Duell ist das seltsamste. Denn eigentlich ist es … nicht eng? In vier von fünf Qualifyings (Bearman konnte in Australien nicht fahren) betrug die Lücke über dreieinhalb Zehntel. Nur ist es einmal der eine, einmal der andere Haas. Oliver Bearman und Esteban Ocon brauchen vor allem eines: Konstanz.