Florian Niedermair
Formel 1 & Motorsport Ressort
Italiener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.MEHR

Carlos Sainz senior wurde im letzten Monat als potenzieller Kandidat für den Posten als FIA-Präsident gehandelt. Der zweifache Rallye-Weltmeister und Vater von Formel-1-Fahrer Carlos Sainz (Junior) war dazu überredet worden, sich gegen den amtierenden Würdenträger Mohammed Ben Sulayem ins Rennen zu wagen – mit voller Unterstützung seines Sohnes, der in ihm den perfekten Kandidat sah.
Am Mittwoch vor dem Österreich-GP gab Sainz Sr. allerdings bekannt, dass er einen Rückzieher machen wird und nicht um das Amt des FIA-Präsidenten kandidiert. Als Grund nannte der dreifache Dakar-Champion unter anderem seine Verpflichtungen rund um die Wüsten-Rallye, wo er für Ford auch 2026 wieder am Start stehen wird.
Carlos Sainz Sr. tritt doch nicht an: Das sagt sein Sohn
Vor dem Österreich-GP meldete sich nun auch Sohnemann Carlos Sainz zu Wort. Der Williams-Pilot gab sich zwiegespalten auf die Frage nach dem Rückzug seines Vaters. Ob er enttäuscht ist? “Als sein Sohn, nein. Als Motorsport-Fan, ja”, so Sainz. Er hatte schon in Mai klargemacht, dass er Papa Sainz für einen fähigen Präsidenten halte. Gleichzeitig bringt das Amt aber auch viele Verpflichtungen mit sich, vor allem auf dem politischen Parkett.
“Ich denke viele Motorsport-Leute hätten gerne gesehen, wie es mein Vater probiert, und was er für den Sport tun hätte können”, so Sainz Junior. “Aber als sein Sohn und nach einigen Überlegungen, auch mit ihm, und all die Dinge, mit denen er zu tun hatte und um die er sich kümmern musste, um eine Möglichkeit zu haben, sich um die Präsidentschaft zu bewerben, da verstehe ich, warum er es nicht getan hat.”
Ein Faktor war wohl die Zeit, denn die Wahl findet im Dezember statt. Bis dahin hätte Sainz Sr. ein Team aus Kandidaten rund um sich zusammenstellen müssen. Außerdem hätte er erst einmal bei vielen nationalen Verbänden von null auf hundert Wahlkampf betreiben müssen, um diese potenziell auf seine Seite zu ziehen. Ben Sulayem hat in diesem Hinblick mehrere Jahre Vorsprung. Ihm in nur sechs Monaten den Rang abzulaufen, ist da ein gewagter Auftrag.
FIA-Präsidentschaft: Sainz-Comeback 2029? Im Moment nicht mehr interessiert
Ein gewichtiger Faktor wäre dabei auch gewesen, dass die FIA eben nicht nur im Motorsport beheimatet ist, sondern die Wahl um das Oberhaupt im Automobil-Weltverband vielfach eben über den Automobil-Sektor geht. In diesem kann sich Sainz auch über die Unzufriedenheit mit Ben Sulayem im Formel-1-Umfeld wenig kaufen. In den kleineren Verbänden sind die Anliegen der F1-Piloten, die in der Vergangenheit offen Kritik am Präsidenten geäußert haben, kein stimmenentscheidender Faktor.
“Ich verstehe, warum er es nicht macht und sich stattdessen auf seine eigenen Dinge fokussiert”, sagte Carlos Sainz Jr. weiter. An eine Kandidatur bei einer zukünftigen Wahl glaubt er weniger, auch wenn er es nicht voll ausschließen will. Der richtige Zeitpunkt, um positive Impulse zu setzen, wäre nämlich in seinen Augen jetzt gewesen und nicht erst 2029 oder noch später: “Ich weiß nicht, ob es in vier oder acht Jahren noch so ideal ist. Sag niemals nie, aber im Moment ist er nicht mehr interessiert.”
FIA veröffentlicht Straf-Richtlinien
Sainz bedauert den Rückzug seines Vaters vor allem aufgrund des teils öffentlich ausgetragenen Konfliktes zwischen Ben Sulayem und den Formel-1-Fahrern. “Ich denke, es ist kein Geheimnis, dass es einen Mangel an Transparenz und einen Mangel an Verständigung mit der Hauptverwaltung der FIA gab. Auch wenn manche Sachen mit guten Absichten getan wurden hatten wir als Fahrer immer das Gefühl, übergangen worden zu sein”, erklärte er.
“Es kann nur besser werden, denn dieses Jahr war bisher frustrierend”, so Sainz, der beim Japan-GP eine empfindliche Geldstrafe einstecken musste. Nach Verdauungsproblemen war er etwas zu spät für die Hymnen am Grid augetaucht und musste deshalb 10.000 Euro blechen.
In einem Aspekt hat die FIA den Transparenz-Bestrebungen der Fahrer nachgegeben. Just vor dem Österreich-GP veröffentlichte der Automobil-Weltverband die bislang vertraulichen Straf-Richtlinien, nach welchen die Stewards Strafen verteilen. Carlos Sainz Jr. begrüßt diesen Schritt als Zugeständnis an die Kritik der Fahrer: “Man sieht, dass wir gehört wurden. Ich weiß nicht, ob sie deshalb öffentlich gemacht wurden. Aber was in der Pressemitteilung über die Guidelines geschrieben wurde, das sind die Dinge, die wir mit ihnen diskutiert haben”, so der Vorsitzende der Fahrergewerkschaft.
Was genau in den nun öffentlichen Racing-Richtlinien der FIA steht, und wie der Schritt von ihrer Seite begründet wurde, könnt ihr hier nachlesen:
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