Moritz Wimmer
Formel 1 Ressort
Leidenschaftlicher Motorsportenthusiast mit einer Schwäche für verschachtelte Sätze und einer (angeblichen) optischen Nähe zu Charles Leclerc.MEHR

Audi-Sauber baut sich für den bevorstehenden Einstieg in die Formel 1 im Jahr 2026 ein neues Standbein im Vereinigten Königreich auf. Wie das Team am Nachmittag bekanntgab, soll in Großbritannien ein neues technisches Zentrum entstehen, das unter anderem als Talentschmiede fungiert und dem Team Zugang zu einer der größten Motorsport-Expertisen und Talentpools der Welt verschaffen soll. Großbritannien gilt als die Geburtsstätte der Formel 1 und beheimatet den Großteil der F1-Teams sowie rund 25.000 Fachkräfte der Branche. Mit der Gründung dieser neuen Einrichtung will Sauber seine Präsenz im sogenannten “Motorsport Valley” ausbauen, eine Plattform zur Zusammenarbeit mit Top-Experten schaffen und lokale Ingenieurstalente für das Audi-F1-Projekt gewinnen.
Unter dem Namen “Sauber Motorsport Technology Center UK” soll das Ingenieurs-Zentrum bereits im Sommer 2025 betriebsbereit sein. Wo genau dieser neue Technologie-Hub entstehen soll, ist derzeit allerdings noch nicht klar. Sauber wägt aktuell noch zwischen den drei Standorten Bicester, Silverstone und Milton Keynes ab, in denen allesamt Formel-1-Teams oder Hersteller von Formel-1-Fahrzeugteilen ansässig sind.
“Wir freuen uns, unser technisches Zentrum im Vereinigten Königreich zu etablieren, um unseren Hauptsitz in Hinwil zu ergänzen, der weiterhin unsere zentralen Ingenieuraktivitäten leiten und das größte Wachstum innerhalb des Teams erleben wird. Die Expansion nach Großbritannien ermöglicht es uns, in engem Kontakt mit einem der dynamischsten Motorsport-Ökosysteme der Welt zu bleiben. Unsere Vision ist es, ein starkes, kollaboratives Netzwerk zwischen Hinwil und dem Vereinigten Königreich aufzubauen, um Innovation und Leistung zu fördern”, lässt sich Sauber-Teamchef Mattia Binotto zitieren.
Expansion auf die F1-Insel: Audi wird zum Drei-Länder-Team
Mit dem neuen Standort in der britischen Formel-1-Hochburg, ist Sauber-Audi nun in drei Ländern aktiv an der Entwicklung und Produktion seiner Boliden beteiligt. Das Chassis wird zum Großteil am Hauptstandort in Hinwil in der Schweiz gefertigt, die Audi-Motoren werden derzeit am Standort in Neuburg an der Donau gefertigt, nun expandiert man mit dem Ingenieurs-Zentrum auch auf die Insel nach Großbritannien. In Kombination mit dem erheblichen Anteilsverkauf nach Katar bleibt immer weniger von der deutschen DNA des Teams übrig.
Das neue Technologiezentrum stellt für Audi allerdings einen Vorteil in vor allem zwei Punkten dar. Zunächst befindet sich der Autobauer mit den vier Ringen durch das neue Standbein auch räumlich deutlich näher an dem Ingenieurs-Talentpool, den vor allem die britischen Universitäten Jahr für Jahr befüllen. In einer beinahe niederschmetternden Bestandsaufnahme betonte Sauber-Teamchef Binotto bereits, dass es für ein Audi-Topteam derzeit noch an über 400 Leuten an hochrangigem Personal fehlen würde.
Zum anderen fallen die Personalkosten, die Sauber in Großbritannien akkumuliert, bei weitem nicht so stark ins Gewicht wie im schweizerischen Hinwil, wo das Lohnniveau insbesondere für Ingenieure deutlich höher ist. Zwar bekommt Audi zum Einstieg von der FIA einen Sonderindex, der die Lohnunterschiede zwischen den Standorten ausgleichen soll, doch je nach Effizienz dieser Regel sichert sich Audi damit die Flexibilität, Ressourcen optimal zwischen den Standorten zu verschieben. Das Ingenieurs-Zentrum in Großbritannien soll nicht in dem vorgeschlagenen Kostengobergrenzen-Ausgleich der FIA enthalten sein.
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