Die Katze ist aus dem Sack: Wie Audi am Freitagnachmittag in einer Pressemitteilung bestätigte, steigt der Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) in das Formel-1-Projekt der Ingolstädter ein. Die Kataris erwerben eine ‘signifikanten Minderheitsbeteiligung’, wie es offiziell heißt. Im Fahrerlager der Formel 1 ist von rund einem Drittel die Rede.

“Die Investition von QIA spiegelt das Vertrauen wider, welches das Audi F1-Projekt bereits gewonnen hat, und unterstreicht das Commitment von Audi in der Formel 1. Das zusätzliche Kapital wird das Wachstum des Teams beschleunigen und ist ein weiterer Meilenstein in unserer langfristigen Strategie”, meint Audi CEO Gernot Döllner. Audi bleibt dabei weiter Herr im eigenen Haus. “Wir haben die Kontrolle. Sie haben einen Sitz im Vorstand, aber wir bestimmen unsere Strategie”, so Döllner.

“Audi ist unser Premium-Partner der Wahl mit einer großen Motorsport-Tradition”, erklärt Mohammed Al-Sowaidi, der Geschäftsführer des QIA. “Als langjähriger Investor des Volkswagen-Konzerns glauben wir an die Vision und Richtung von Audi beim Einstieg in die Formel 1 und werden mit unserem Investment die Verwirklichung dieses Ziels unterstützen.”

Katar seit 15 Jahren bei Volkswagen involviert

Überraschend kommt die Nachricht nicht: Schon länger kursieren Gerüchte, wonach der Einstieg des QIA pünktlich zum Katar GP bekanntgegeben würde. Der katarische Staatsfond ist im VW-Kosmos kein Unbekannter. 2009 stieg er bei der Volkswagen AG ein und hält seither 17 Prozent der Stimmrechte.

Der QIA ist damit nach den Familien Piech und Porsche und dem Land Niedersachen der drittgrößte Aktionär am Automobilkonzern aus Wolfsburg, zu dem auch die Audi AG gehört. So soll auch der Kontakt zwischen Doha und Ingolstadt zustande gekommen sein.

Die Beteiligung bezieht sich dabei ausschließlich auf Audis Einsatzteam Sauber in Hinwil. Die Audi Formula Racing in Neuburg an der Donau, wo die Formel-1-Motoren entwickelt werden, bleibt vom Investment der Kataris unangetastet.

Audi steigt zur Saison 2026 mit einem eigenen Antriebsstrang in die Formel 1 ein. Sauber wird dann zum Werksteam der Marke mit den vier Ringen. Derzeit hält Audi 24 Prozent an der Sauber Holding AG. Früher im Jahr wurde bereits bekanntgegeben, dass die Übernahme beschleunigt werden soll. Anfang 2025 wird Audi das Team komplett übernehmen, spätestens im zweiten Quartal 2025 wird dann der Deal mit dem QIA formal über die Bühne gehen.

Audi in der Krise: Katar bezahlt F1-Zeche

Die Nachricht des Investors kommt für Audi zu einem guten Zeitpunkt. Der Automobilhersteller steckt derzeit – wie die gesamte deutsche Automobilindustrie – in einer tiefen Absatzkrise. Während über Werksschließungen und Entlassungen diskutiert wird, scheint der Formel-1-Einstieg nicht das beste Projekt in der aktuellen Situation zu sein.

Doch große Investitionen wurden bereits getätigt. Bei Audi hofft man durch die Budgetobergrenze, das Formel-1-Projekt langfristig einigermaßen kostenneutral betreiben zu können. Zumindest im aktuellen Stadium sind aber weiterhin große Finanzierungslücken zu schließen. Der Einstieg der Kataris ist hier eine willkommene Nachricht, auch wenn die Verhandlungen schon länger laufen und keine Reaktion auf die aktuelle Situation sind. Bereits vor einem Jahr waren die Verantwortlichen aus Katar in Hinwil und Neuburg zu Gast.

Formel-1-Prüfstand im Audi Werk in Neuburg
Audis Motorenwerk in Neuburg an der Donau ist nicht Teil des Deals, Foto: Audi

Als Gernot Döllner den Chefposten bei Audi von Markus Duesmann übernahm, stellte er das Formel-1-Projekt noch einmal auf den Prüfstand. Andreas Seidl rechnete ihm damals vor, welche Kosten tatsächlich für ein erfolgreiches Engagement nötig sind. “Als wir es überprüft haben, haben wir den Plan gefasst, größer zu denken”, so Döllner.

Mattia Binotto dürfte eine ähnlich teure Wunschliste gehabt haben wie Vorgänger Andreas Seidl. Der neue COO und CTO bei Sauber braucht das Geld: “Ja, es ist definitiv notwendig, weil es Teil des Geschäftsplans ist. Um aufzubauen, zu expandieren, die Anzahl der Mitarbeiter zu erhöhen und mehr Kapazitäten in der Fabrik zu schaffen, sind Kapitalspritzen erforderlich.”

Markus Duesmann rechnete als Audi CEO noch mit einem geringeren Budget für die Formel 1, Foto: Audi
Markus Duesmann rechnete als Audi CEO noch mit einem geringeren Budget für die Formel 1, Foto: Audi

“Ohne einen Partner hätten wir das Projekt nicht so aufsetzen können, wie wir es getan haben”, gesteht Döllner. “Diese Entscheidung wurde vor einem Jahr getroffen und jetzt wird der Plan Schritt für Schritt sichtbar.” Die vorzeitige und vollständige Übernahme von Sauber war dabei der erste und entscheidende Schritt, der schließlich auch die Tür für Investoren öffnete.

An Interesse mangelte es dabei nicht. “Viele Investoren sind auf uns zugekommen, daher mussten wir eigentlich gar nicht aktiv suchen”, versichert Döllner. Der 55-Jährige sieht den Schritt nicht als Rückzug oder Reduzierung von Audis Formel-1-Engegement: “Es handelt sich um eine Kapitalspritze für das Projekt, die all diese Verpflichtungen nicht verringert, sondern zusätzliches Geld in das Projekt bringt – also ein starkes Signal. Wir bringen Geld ein, also ist es genau das Gegenteil davon, unser Engagement zu verringern.”

Immer mehr Formel-1-Teams Investmentobjekte

Beteiligungen an Rennställen sind durchaus gängige Praxis in der Formel 1. Durch den Boom der Königsklasse nach der Corona-Pandemie stiegen die Bewertungen selbst kleinerer Teams auf rund eine Milliarde Euro.

“QIA ist davon überzeugt, dass die Formel 1 ein Sport mit einem erheblichen unerschlossenen Investitionspotenzial ist”, glaubt Mohammed Al-Sowaidi. “Die zunehmende Kommerzialisierung des Profisports als Teil des weltweiten Unterhaltungsangebots und die wachsende globale Popularität der Formel 1 haben eine spannende Gelegenheit für unsere erste große Investition im Motorsport geschaffen.”

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Auch das Werksteam von Mercedes liegt nicht komplett in den Händen der Stuttgarter. Ein Drittel des Teams gehören Teamchef Toto Wolff, ein weiteres Drittel Ineos, einem britischen Chemiekonzern.

Aston Martin F1 gehört einem Konglomerat rund um Milliardär Lawrence Stroll, Renault verkaufte 2023 24 Prozent am Alpine F1 Team an eine Investorengruppe, McLaren ist inzwischen komplett unter der Kontrolle von Mumtalakat, dem Staatsfond aus Bahrain und die Williams-Familie verkaufte ihren Rennstall 2020 an Dorilton Capital.

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