Seit einigen Tagen steht fest, dass in der Saison 2026 zwei neue Teams in der Formel 1 an den Start gehen werden. Während Cadillac das Grid nach langen Diskussionen auf 11 Teams erweitern wird, übernimmt Audi den Platz des Sauber-Teams. Beide Neueinsteiger kommen dabei in den Genuss einiger Sonderrechte. Konkret betroffen ist dabei die Budgetobergrenze, die seit der Saison 2022 für alle Formel-1-Teams gilt. Im Jahr 2024 auf 140,4 Millionen US-Dollar fixiert, darf diese durch die jährlichen Ausgaben der Teams nicht überschritten werden.

Cadillac muss sich, bis es 2026 einsteigt, jedoch nicht an den Kostendeckel halten, da das Team erst dann neu eingeschrieben wird. Bei Audi, das unter dem Sauber-Namen bereits in der Formel 1 an den Start geht, geht das allerdings nicht. Daher drückte die FIA vor einigen Monaten eine Budgetgrenzen-Sonderregel für den Autohersteller mit den vier Ringen durch.

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Komatsu ohne Verständnis für Audi: Jedes Team sucht sich seinen Standort aus

Hintergrund sind die hohen Personalkosten in der Schweiz, wo Sauber und in Zukunft auch Audi das Chassis für den Formel-1-Boliden entwickeln wird. In Hinwil kann sich das Team für das gleiche Geld nicht so viel hochqualifiziertes Personal leisten wie der Rest der Formel 1. Zum Vergleich: In der Schweiz ist das Durchschnittsgehalt fast doppelt so hoch wie im Vereinigten Königreich, wo ein Großteil der Formel-1-Teams angesiedelt ist. Auch die Lebenshaltungskosten sind in der Schweiz gut 40 Prozent höher. Da alle Teams allerdings die absolut gleiche Deckelung der Kosten einhalten müssen, ergibt sich daraus für Sauber ein Nachteil.

Der mittlerweile Ex-Audi-CEO Andreas Seidl kämpfte jahrelang dafür, dass dieser Umstand beim Kostendeckel berücksichtigt werden soll. Nun erfüllte ihm die FIA diesen Wunsch, auch wenn ihm das persönlich nicht mehr viel bringt. Ab 2026 hat Audi im Standort Hinwil ein höheres Personalkostenbudget zur Verfügung als die anderen Teams. Wie viel, das wird über einen OECD-Index bestimmt. Die Konkurrenz ist mit der Sonderregel naturgemäß alles andere als einverstanden.

Haas-Teamchef Ayao Komatsu beschwerte sich in Las Vegas: “Warum hat ein Team mit Sitz in der Schweiz eine Ausnahmeregelung? Jeder sucht sich aus, wo er sein Team ansiedelt. Zwischen London und Oxford und Nordengland sind die Preise auch unterschiedlich”, merkte er an. “Wo hört man also auf? Wo zieht man die Grenze?”

Für den Japaner sei der Standort in Hinwil nicht ausschließlich ein Nachteil. “Ich erinnere mich, dass ich vor langer Zeit versucht habe, jemanden von Sauber zu verpflichten, aber dieser Typ liebte Skifahren, liebte die Berge. Also wollte er nicht nach England kommen. All diese Dinge spielen eine Rolle.”

Audis Sonderstatus: Komatsu kritisiert den Alleingang der FIA

Besonders störte sich der Nachfolger von Günther Steiner an der Art und Weise, wie die FIA die Sonderregel für Audi durchboxte. Denn als der Motorsport-Weltverband die Ausnahme beschloss, bedurfte es noch nicht die Zustimmung der restlichen Teams. Im Wissen, dass die Konkurrenz diese Sauber-Ausnahme höchstwahrscheinlich ablehnen würde, beschloss die FIA somit im Alleingang die Sonderregel, noch bevor das sportliche Reglement für 2026 fertiggestellt wurde. “In den Sitzungen der F1-Kommission sind, abgesehen von Sauber, lustigerweise alle dagegen. Ich weiß also nicht, warum die FIA so darauf drängt”, fuhr Komatsu fort. Dass neun von zehn Teams gegen die Regel waren, sickerte bereits nach der letzten F1-Kommision durch.

Für Komatsu ist die Sonderregel nicht ganz zu Ende gedacht und der Japaner wies auf die unterschiedliche wirtschaftliche Lage in Italien hin – der zweitwichtigste Produktionsstandort in der Formel 1. “Dann muss man sagen: Was ist mit den Jungs in Italien? Ferrari oder RB, die auch einige Einrichtungen in Italien haben. Und auch wir haben eine Anlage in Italien und eine im Vereinigten Königreich, wo soll man da aufhören?”

“Was Italien betrifft, so gibt es in den ersten [vier] Jahren einen enormen Steuervorteil”, strich Komatsu heraus und nannte Loic Serra, der in diesem Jahr von Mercedes zu Ferrari gewechselt ist, als Beispiel. “Als leitender Ingenieur, der aus dem Vereinigten Königreich nach Italien geht, hat er einen gewissen ziemlich großen finanziellen Nutzen. Wird dieser kompensiert? Natürlich nicht”, hob der Haas-Teamleiter hervor. “Wo soll man also aufhören? Wenn man nicht jede Dimension anschaut, dann ist es sehr schwierig, es komplett fair zu machen.” Aber jede Dimension einzukalkulieren hält Komatsu für unmöglich.

Damit steht die FIA also erneut in der Kritik. Hinter den Kulissen des Motorsportweltverbandes brodelt es vor allem im Jahr 2024 gewaltig. Welche Hochkaräter die FIA bereits verlassen haben und die Hintergründe dazu, findet ihr hier: