Enzo Ferrari wird häufig die Aussage zugeschrieben, dass jedes Kind einen Formel-1-Fahrer eine Sekunde langsamer mache. Sofern diese Rechnung je gestimmt hat, dann ist sie spätestens in modernen F1-Tagen längst überholt. Und erst recht in Bezug auf Max Verstappen, der im F1-Qualifiyng von Miami den Mythos einmal mehr entkräftete.

Der Red-Bull-Pilot raste auf dem Autodrom rund um das Football-Stadion in der US-Metropole am Wochenende nach der Geburt seiner ersten Tochter Lily zur dritten Saisonpole und der 43. Pole Position seiner Formel-1-Karriere und das in gewohnt bestechender Manier. Auf die alte Rennsport-Weisheit angesprochen, wonach Kinder F1-Fahrer langsamer machen, reagierte Verstappen nach dem Qualifying etwas giftig: “Auf diese dummen Dinge höre ich gar nicht. Es gab genügend Rennfahrer in der Vergangenheit, die Weltmeister wurden, ich weiß gar nicht woher das kommt.”

“Es hat mich eindeutig nicht langsamer gemacht”, hatte er schon zuvor festgestellt. Dem kann man nach der seiner Q3-Runde nur zustimmen. Daran ändert auch ein Rutscher in Kurve 1 nichts, denn trotzdem baute er ausgerechnet im ersten Sektor das nötigen Polster gegen seine Konkurrenz auf. “Abgesehen von Kurve 1 habe ich das Maximum aus der Runde herausholen können”, gab Verstappen sich nach dem Qualifying überzeugt.

Nach Seuchensprint: Setup-Änderungen bringen Verstappen auf die Siegerstraße

“Es war sehr schwierig, die Reifen für eine ganze Runde in das richtige Fenster zu bekommen. Natürlich will man nie einen Übersteuer-Moment haben, aber über die gesamte Runde fühlte ich mich um einiges wohler”, bilanzierte der derzeitige WM-Dritte. Eine Setup-Änderung nach dem Sprint sei ein entscheidendes Detail, das ihm den Weg zur Pole geebnet habe: “Wir haben das Auto ein bisschen verbessert, was mir geholfen hat, mehr Rotation zu erzeugen.” Die richtige Abstimmung für Miami zu treffen ist ohnehin eine Kunst für sich, denn der aus flüssigen Kurven bestehende erste Sektor und der kantige Abschnitt in Sektor 2 fordern einen breiten Kompromiss.

Der Miami-Sprint ist allgemein ein gutes Stichwort, denn nach diesem musste Verstappen einiges an Wut im Bauch verdauen. Ein Unsafe Release beim Boxenstopp, der eine Kollision mit Andrea Kimi Antonelli zur Folge hatte, hatte ihm eine 10-Sekunden-Strafe eingebracht, die ihm alle Punkte kostete.

Dieser Fehler seines Teams reiht sich in eine Serie an Missgeschicken an, die sich schon seit einigen Rennen fortsetzt: In Japan hatte ein langsamer Boxenstopp seinen Sieg gefährdet, in Bahrain kostete ein technisches Problem mit der Boxenampel und ein weiterer langsamer Reifenwechsel kostbare Sekunden. “Wir müssen weniger Fehler machen, und wir müssen mehr Performance finden, [wenn wir um die WM kämpfen wollen]”, forderte Verstappen.

Die allgemeine Pace bereitet ihm auch in Miami noch etwas Kopfzerbrechen, denn der Straßenkurs in Florida gilt als nicht sehr überholfeindlich, McLaren trupft nicht erst seit diesem vor allem mit einer starken Rennpace auf. Ob sich diese auch in Miami zeigt, lässt sich schwer abschätzen. Denn aufgrund des Sprint-Formates gab es in den Trainings keine echten Longruns und der Sprint selbst kann aufgrund der feuchten Bedingungen sowieso nicht als Maßstab verwendet werden.

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