Florian Niedermair
Formel 1 & Motorsport Ressort
Italiener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.MEHR

Auf der gemessen an der Zeit kürzesten Strecke des Formel-1-Kalenders würde man eigentlich eher geringe Abstände erwarten. Mitunter die geringsten der Saison. Doch auf dem gerade einmal zehn Kurven langen Red Bull Ring wurde diese Erwartung wieder einmal ad absurdum geführt. Im letzten Jahr war es Max Verstappen, der allein weit davonfuhr. 2025 war es Lando Norris, der der F1-Konkurrenz noch weiter enteilte.
0,521 Sekunden trennten Norris von seinem ersten Verfolger in Form von Charles Leclerc, womit es der größte Vorsprung in einem Formel-1-Qualifying in der laufenden Saison war. Doch wie konnte Norris seinen Verfolgern so weit enteilen? Das lag unter anderem an der Streckencharakteristik, die dem MCL39 in die Karten spielt und auch an den jüngsten Upgrades der Woking-Truppe, wie Teamchef Andrea Stelle erklärte.
Aber eben nicht nur, wie Oscar Piastris außergewöhnlicher Rückstand beweist. Auch die gelbe Flagge, die Piastris letzten Run verhinderte, kann nur zum Teil als Erklärung herhalten, denn Norris war auch abgesehen davon in jeder Session und zu praktisch jedem Zeitpunkt immer eine Spur schneller. Abgesehen von FP1, wo Norris nicht am Start war, sicherte er sich in jeder bisherigen Session des Wochenendes die Bestzeit – inklusive jedem Qualifying-Segment.
Norris zeigte sich nach dem Qualifying überrascht davon, wie weit er dem Feld enteilen konnte. Der McLaren-Pilot sagte: “Während dem ganzen Qualifying war der Abstand zu den anderen größer als ich erwartet hätte. Sie waren in FP3 nicht meilenweit entfernt, aber als das Qualifying begann, waren wir einen guten Schritt vorne.”
Lando Norris: Keine perfekte Runde, aber nah dran
In Q3 kam anschließend alles zusammen. “Es ist immer schwierig zu sagen, [ob es eine perfekte Runde war], aber es war so knapp wie möglich dran. An allen Orten, an denen ich nah am Kies oder am Streckenlimit sein konnte, habe ich das Gefühl, dass ich es war”, erklärte Norris seine Bestzeit. “Es war eine gute Runde, ich verbesserte mich in jeder Kurve”. Das Resultat: 1:03,971.
Genau damit hatte er in der Vergangenheit und vor allem auch in den vergangenen Monaten Probleme: Die Qualifying-Pace auch in ein sauberes Q3 zu verwandeln. Zuletzt in Kanada als er auf dem Weg zur Pole die Wand touchierte. Gerade deshalb war eine vom Anfang bis zum Ende lupenreine Qualifikation Balsam auf seine Seele: “Es war mit Abstand mein bestes Qualifying des Jahres, wenn man sich die Umsetzung aller Runden anschaut, die ich fuhr.”
“Wenn man sich dann Q3 anschaut, war es locker die beste Runde, die ich in dieser Saison gefahren habe. Wahrscheinlich sogar besser als in Monaco, wenn ich ehrlich bin”, freute sich Norris. Eine große Hilfe dabei sind möglicherweise die neuen Komponenten an der Vorderrad-Aufhängung, die ihm dort ein besseres Gefühl vermitteln – eine zentrale Schwachstelle der bisherigen Formel-1-Saison. “Ob es an den Upgrades liegt, ist schwer zu sagen, aber ich habe mich definitiv hier am wohlsten und komfortabelsten gefühlt, wenn es darum geht, die Rundenzeit aus dem Auto zu bekommen.”
Lando Norris beendete heute die Pole-Serie von Max Verstappen auf dem Red Bull Ring. Der Niederländer war weit vom Kampf um Startplatz 1 entfernt. Mehr dazu hier:
Der Red Bull Ring scheint Norris allgemein zu liegen, wie die Statistik der Vergangenheit beweist. Gegen einen Teamkollegen musste er sich bei mittlerweile doch schon neun Qualifyings nur einmal hinten anstellen. In Österreich sammelte er 2020 sein erstes Formel-1-Podium, schrammte selbst im unterlegenen McLaren ein Jahr später knapp an der Pole vorbei und lieferte 2023 mit einem vierten Platz aus dem nichts den ersten Vorgeschmack auf den darauffolgenden McLaren-Gipfelsturm in der Formel 1.
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