Kerstin Hasenbichler
Redaktionsleiterin
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Wer ist 2025 der beste Rookie in der Formel 1? Eine Frage, die im Paddock wie unter den Fans heiß diskutiert wird. Für die einen ist es Isack Hadjar, für die anderen Kimi Antonelli. Bei F1-Experte Christian Danner steht ein ganz anderer hoch im Kurs – Gabriel Bortoleto.
“Und zwar deshalb, weil er einen derartig etablierten Mann wie Nico Hülkenberg im Qualifying zweimal rasiert hat”, meinte Danner im AvD Motorsport-Magazin Talk. Das interne Qualifying-Duell führt Nico Hülkenberg mit 4:2 an. Die Tatsache, dass es nicht 6:0 für den Deutschen steht, ist, was Danner so fasziniert. “Hülkenberg galt bei Haas als eine Art Qualifikationsgott. Erst vor kurzem hat Kevin Magnussen erzählt, dass er nie das konnte, was Hülkenberg im Qualifying gekonnt hat”, so Danner.
Vergleicht man die Q1-Zeiten der beiden Sauber-Piloten in den bisherigen fünf Rennen, bestätigt sich der positive Qualifying-Eindruck. Der Brasilianer war in allen Duellen entweder vor oder knapp dran an seinem Teamkollegen. Einziger Ausreißer war Saudi-Arabien. In Q1 fehlten Bortoleto über eine halbe Sekunde auf Hülkenberg.
Qualifying-Duell Sauber: Nico Hülkenberg vs. Gabriel Bortoleto
Ort & Session | Nico Hülkenberg | Gabriel Bortoleto | Abstand |
---|---|---|---|
Australien, Q1 | 1:16.579 | 1:16.516 | 0,063 |
China, SQ1 | 1:32.675 | 1:32.539 | 0,118 |
China, Q1 | 1:31.921 | 1:32.141 | 0,220 |
Japan, Q1 | 1:28.570 | 1:28.622 | 0,052 |
Bahrain, Q1 | 1:32.067 | 1:32.186 | 0,119 |
Saudi-Arabien Q1 | 1:28.782 | 1:29.462 | 0,680 |
Trotz starker Performance im Qualifying (im Vergleich zum Teamkollegen) parkt Gabriel Bortoleto punktlos auf dem letzten Rang der Fahrerwertung. Für die Danner liegt das nicht am fahrerischen Können des 20-jährigen Brasilianers, sondern am unterlegenen Sauber-Material. Er vergleicht die Situation von Bortoleto mit jener seines Managers Fernando Alonso damals bei Minardi. “Keiner hat gemerkt, wie gut Alonso ist, weil er im Minardi am Ende des Feldes herumgerutscht ist. Genauso geht es Bortoleto im Sauber”, erklärte Danner.
Kimi Antonelli – Danners Fazit: Kein Hamilton oder Schumacher
Andersherum bewertet Danner den sechsten Platz von Andrea Kimi Antonelli in der Fahrerwertung nicht über. Immerhin sitzt der 18-Jährige in einem Mercedes. “Er ist auf eine unglaubliche Art in die F1 hineingepampert worden”, erklärte der frühere Rennfahrer. Für ihn hat sich die Millionenausgabe bisher nicht ausgezahlt.
Andere ‘Wunderkinder’ wie einst Lewis Hamilton und Michael Schumacher hätten in ihrer Debütsaison einen beeindruckenderen Start hingelegt. “Als Lewis in die F1 kam, ist er mit Alonso, dem stärksten Fahrer, den es damals gab, sofort auf Augenhöhe gefahren. Auch Michael war in seinem ersten Grand Prix schneller als Andrea de Cesari”, erinnert sich Danner. Statt gegen George Russell aufzuzeigen, fährt Antonelli momentan in einer Art luftleeren Raum, weder in der Spitzengruppe noch im Mittelfeld.
Und wie sieht es mit den anderen Rookies – Oliver Bearman, Isack Hadjar, Jack Doohan und Liam Lawson – aus? Alles offen! “Hadjar ist sehr, sehr gut. Er macht das klasse, da kann man nichts sagen. Doohan hat es aufgrund der politischen Situation im Team schwer. Da steht ein Colapinto im Hintergrund und sehr viele Sponsoren und Millionen, die da locken. Ich würde sagen: Ich lasse das mal offen”, sagte Danner.
Alonso: Rookies haben es schon immer schwer gehabt
Als Rookie in der Formel 1 zu glänzen, ist eine harte Aufgabe. Das weiß auch Fernando Alonso – einerseits aus eigener Erfahrung, andererseits als Manager von Gabriel Bortoleto. Laut dem Spanier ist diese Situation keine neue. “Auch vor zehn Jahren bekamen Rookies nicht die Chance, in einem wettbewerbsfähigen Auto zu fahren”, stellte der zweifache Weltmeister klar.
Als Beispiel nennt er Will Stevens. Der Brite galt einst als der nächste Hamilton, war im unterlegenen Manor-Boliden allerdings zumeist am Ende des Feldes aufzufinden und nach 18 GP-Starts auch schon wieder Geschichte. Entsprechend will Alonso die aktuellen F1-Rookies gar nicht erst bewerten, sondern lässt die Zeit zeigen, wer wirklich ein Top-Fahrer ist. “In zehn Jahren werden wir sehen, wo sie stehen”, meinte der Aston Martin-Pilot.
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