Nach einem überragenden Qualifying für den Großen Preis von Singapur hat Nico Hülkenberg die nächsten Formel-1-Punkte über die Ziellinie retten können. Von Platz sechs in das Rennen gestartet, musste sich der Deutsche am Ende lediglich den deutlich schnelleren Ferrari und Fernando Alonso geschlagen geben. Sergio Perez konnte er hingegen, wie bereits in Österreich, erfolgreich hinter sich halten. Am Ende sammelte Hülkenberg zwei enorm wertvolle Punkte im Nachtrennen des Marina Bays. Doch es hätten sogar doppelt so viele werden können, wenn Haas bei der Strategie nicht geschlafen hätte.

Alonso gelingt der Undercut: Teurer Haas-Strategiefehler

Bereits von der Startlinie weg mutete Hülkenbergs Singapur GP positiv an. Trotz dreckiger Startseite schob sich der Emmericher am Start an Oscar Piastri vorbei, musste den Australier allerdings nur wenige Kurven später wieder vorbeiziehen lassen. Dennoch, mit dem sechsten Platz auf dem bekanntermaßen überholfeindlichen Straßenkurs in Singapur ein vielversprechender Start in das anstrengendste Rennen der Saison.

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Was allerdings schnell klar wurde: Das Tempo der Top-5 würde Hülkenberg nicht mitgehen können. Der Haas-Fahrer musste sich zunehmend nach hinten orientieren. Dort machte Fernando Alonso ordentlich Alarm, fand auf der engen Stadtstrecke allerdings keinen Weg am Deutschen vorbei. Also holte Aston Martin den Routinier in Runde 25 an die Box für den Undercut. Zu diesem Zeitpunkt war Alonso rund zwei Sekunden hinter Hülkenberg.

Haas reagierte allerdings nicht, wie in der Formel 1 üblich, eine Runde später, sondern wartete bis Runde 29 ab, ehe man Hülkenberg für den einzigen Reifenwechsel an die Box beorderte. Die Strafe folgte auf dem Fuß. Der Haas-Fahrer fuhr auf Position elf mit fast fünf Sekunden Rückstand auf Alonso zurück auf die Strecke. Zu allem Überfluss befand sich mit Pierre Gasly noch ein Fahrer auf seinen Startreifen zwischen den beiden Routiniers, für den Hülkenberg eine weitere Runde und viel Zeit einbüßen musste.

“Im ersten Stint ist Fernando ein bisschen früher an die Box gefahren, wir müssen also die Strategie ein bisschen analysieren. Es ist natürlich eine Schande, dort den Undercut zu kassieren”, so Hülkenberg. “Es waren fünf Runden und wir waren ohnehin bereits ziemlich weit fortgeschritten im Medium-Stint. Der war sehr lang, tatsächlich länger als wir gerechnet hatten. Es gibt also einige Dinge, die wir uns anschauen müssen.”

Singapur: Hülkenberg kann Sergio Perez kaltstellen

Im weiteren Verlauf des Rennens konnte Hülkenberg zwar wieder in das DRS-Fenster Alonsos aufschließen, doch für einen ernsthaften Angriff auf den Asturier sollte es nicht mehr reichen. “Ich bin ein paar Runden näher an ihm dran gewesen, aber dann waren meine Hinterreifen auf dem Weg aus dem Arbeitsfenster. Dann hatte ich nicht mehr die Pace, um mitzuhalten.”

So fand sich Hülkenberg im letzten Drittel des Rennens auf Platz neun wieder. Beide Ferraris und Fernando Alonso hatten ihn per Undercut überholt. Dadurch ging es für den Deutschen nur noch darum, die zwei Punkte vor dem heranrauschenden Red-Bull-Piloten Sergio Perez in das Ziel retten. Hier half die Streckencharakteristik Hülkenberg wiederum. Perez machte Druck, versuchte den Haas-Fahrer in einen Fehler zu treiben, doch der blieb ruhig.

“Es ist schwierig mit diesen Autos zu überholen, wenn man so nah beieinander ist”, teilte Hülkenberg das Leid des Mexikaners. Die Bremszonen sind so klein und wir bremsen so spät. Es ist also sehr schwer zu überholen. Es war trotzdem ein schwerer zweiter Stint mit viel Druck von ihm.”

Big Points für Haas im WM-Kampf: Racing Bulls in Reichweite

Für die Meisterschaft war das Ergebnis Hülkenbergs für sein Team enorm wichtig. Denn während Haas mit zwei weiteren Punkten aus dem Marina Bay abreisen konnte, war die unmittelbare Konkurrenz rund um Williams und den Racing Bulls nicht in der Lage zu punkten. Drei Punkte trennen Haas noch von den sechstplatzierten Racing Bulls. Sollten sie das Red-Bull-Schwesterteam noch überholen können, wäre das beste Ergebnis für Haas seit sechs Jahren.

“Ich glaube, dass jeder in der Mannschaft fest daran glaubt, dass wir sie herausfordern und bekämpfen können”, sprach Hülkenberg über den Kampf mit den Racing Bulls. “Letztes Wochenende haben wir einen Punkt geholt, wir hätten mehr holen müssen – und jetzt wieder. Wir haben noch sechs Rennen in dieser Saison, es ist alles möglich.”

Nach einer weiteren dreiwöchigen Pause startet die Formel 1 ihren Saisonschlussspurt in Austin, auf dem Circuit of the Americas. Wie bereits in der vergangenen Saison bringt Haas für das Heimrennen ein großes letztes Updatepaket mit an die Strecke. Positive Vorzeichen für Hülkenberg, der voller Vorfreude auf die letzten sechs Rennen blickt. “Wir haben einen guten Schwung. Natürlich gibt es jetzt eine kleine Pause, aber dann den nächsten Triple-Header. Ich freue mich wirklich auf meine Lieblingszeit in dieser Saison.”