Florian Niedermair
Formel 1 & Motorsport Ressort
Italiener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.MEHR

Cadillac befindet sich im Jahr vor seinem Formel-1-Debüt noch auf Fahrersuche. Vor dem Miami-Wochenende machten schon Gerüchte die Runde, dass Sergio Perez als Pilot für den neuen US-Rennstall fix sei. Doch ganz so klar ist die Sache noch nicht. Laut Informationen von Motorsport-Magazin.com ist bislang keine Entscheidung gefallen.
Cadillac hat keinen Grund zur Eile, die Fahrerfrage unter Dach und Fach zu bringen, denn das Team betritt die Formel 1 zu einem Zeitpunkt, zu dem kaum Verträge auslaufen und muss deshalb auf dem Fahrermarkt wenig Konkurrenz bei den derzeit verfügbaren Piloten fürchten.
Das betonte auch Teamchef Graeme Lowdon in einem Interview auf F1TV: “Wir befinden uns in einer etwas ungewöhnlichen Position, aber das bedeutet auch, dass wir weniger im Wettbewerb mit anderen stehen, also können wir uns ein bisschen Zeit lassen.” Inzwischen habe das Team aber die verfügbaren Fahreroptionen schon eingegrenzt.
Wer alles bei Cadillac auf der Liste steht, wollte Lowdon natürlich nicht verraten, nur so viel: An mangelnden Interesse von Fahrerseite wird das Projekt nicht scheitern: “Wenn ich eine Sache gelernt habe, dann ist es, dass jeder für Cadillac fahren will.” Einer davon ist wohl auch Mick Schumacher.
Mick Schumacher besucht Cadillac in Miami: Wie stehen seine Chancen?
In Rahmen des Miami-GPs stellte das F1-Team von GM am Samstag bei einer Abendveranstaltung sein neues Logo vor. Mit dabei auch Schumacher, der sich Beobachtern zufolge mit einigen Entscheidungsträgern von Cadillac unterhalten haben soll. Dass Schumacher überhaupt im Formel-1-Paddock in Miami auftauchte, war schon eine kleine Überraschung, denn eigentlich hat der WEC-Pilot seit seinem Aus als Mercedes-Ersatzfahrer Ende 2024 dort keine Funktion mehr.

Eine Chance könnte sich für ihn vor allem deshalb auftun, da Cadillac laut Informationen von Auto Motor und Sport inzwischen einen Richtungswechsel bei der Fahrerwahl eingeleitet hat. Anstatt wie ursprünglich geplant ein Cockpit an einen US-Amerikaner zu vergeben und das zweite mit einem erfahrenen Piloten zu besetzen, soll der Plan nun vorsehen, in beiden Autos einen Piloten mit Formel-1-Erfahrung zu platzieren – unabhängig von ihrer Nationalität.
Zuvor galt Indycar-Pilot Colton Herta als einer der Favoriten auf einen Starplatz. Dem US-Amerikaner mangelt es aber nicht nur an F1-Erfahrung, sondern auch an Superlizenz-Punkten. Um fix auf die nötige Anzahl zu kommen, müsste er es in der Indycar unter die ersten Vier schaffen. Nach vier Rennen liegt er in der Meisterschaft nur auf Rang 7.
Topfavorit Sergio Perez: Formel-1-Cockpit bei Cadillac nicht fix
Sergio Perez gilt nicht zuletzt seit den jüngsten Gerüchten aus Miami als Topfavorit auf den Posten. Neben 281 Grands-Prix-Starts und sechs Rennsiegen bringt er auch viel Sponsorengeld aus Mexiko mit. Der Ruf des Mexikaners, der im Vorjahr durch seine Demontage bei Red Bull stark gelitten hat, wurde durch das bislang schwache Abschneiden seiner Nachfolger Liam Lawson und Yuki Tsunoda an der Seite von Max Verstappen wieder ein bisschen aufpoliert.
Öffentlich ließ Perez im Januar wissen, dass er sechs Monate Auszeit nehmen möchte, um sich zu überlegen, ob er überhaupt in die Formel 1 zurück will. Anfang April betonte er, dass er sich eine Rückkehr vorstellen kann – unter Bedingungen. “Wenn ich ein Projekt finde, das mich voll und ganz motiviert zurückzukehren, wo das Team an mich glaubt und meine Karriere, meine Erfahrung und alles, was ich in das Team einbringen kann, schätzt”, so Perez
In Miami war der ehemalige Red-Bull-Pilot im Gegensatz zu Schumacher übereinstimmenden Informationen zufolge nicht bei Cadillacs Logo-Präsentation zu Gast, auch wenn sich zahlreiche seiner Fans als Zaungäste bemerkbar machten. Mario Andretti, der als Vorstandsdirektor bei Cadillac mit an Bord ist, bestätigte gegenüber ESPN Ende März, dass sich Perez unter den Kandidaten befindet.
Guanyu Zhou: Bringt direkte Cadillac-Connection F1-Comeback?
Die Personalie des Teamchefs bei Cadillac lässt einen weiteren Fahrer dick auf dem Radar erscheinen, nämlich Zhou Guanyu. Der Chinese hinterließ gegen Ende seiner dreijährigen Formel-1-Karriere bei Sauber zwar keinen guten Eindruck, Teamchef Lowdon ist aber der Manager von Zhou.
Somit hätte der Cadillac-Teamleiter ein direktes Interesse daran, ihn wieder zurückzuholen. Außerdem sprechen auch für Zhou genauso wie für Perez zahlreiche finanzkräftige Argumente in Form von Geldgebern aus seiner Heimat. Als Reservepilot bei Ferrari befindet sich Zhou nach wie vor im F1-Kosmos.
Valtteri Bottas oder ein krasser Außenseiter?
Immer eine Option für ein Comeback in der Formel 1 ist natürlich auch Valtteri Bottas. Der Finne arbeitet als Mercedes-Ersatzfahrer offen an einem Formel-1-Comeback und befindet sich eigenen Angaben zufolge ebenfalls in Gesprächen über eine Rückkehr. Cadillac wäre natürlich die naheliegendste Option dafür. In seiner derzeitigen Funktion, in der er zu allen Grands Prix reist, ist er dem Sport auch näher als die meisten anderen Kandidaten.
Außenseiter-Kandidaten, die ihrerseits auf ein Formel-1-Cockpit schielen, gibt es natürlich noch zuhauf. Allein die Ersatzfahrer-Gilde der Königsklasse hätte zahlreiche Anwärter zu bieten. Aber Piloten wie beispielsweise Pato O’Ward, Ryo Hirakawa, Felipe Drugovich oder Paul Aron können abgesehen von einigen Testfahrten oder Trainings-Teilnahmen keine F1-Einsätze vorweisen. Sollte F1-Erfahrung tatsächlich die entscheidende Prämisse bei der Fahrerwahl werden, bleiben sie für Cadillac wohl außen vor.
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