Nach Monaten des Wartens hat Carlos Sainz zu Beginn der Formel-1-Sommerpause endlich seine Entscheidung bekanntgegeben: Der Ferrari-Pilot greift im kommenden Jahr für Williams ins Lenkrad. Die Entscheidung zeichnete sich in den Tagen zuvor ab, nachdem sich über Monate Alpine, Audi-Sauber und die Mannschaft aus Grove in der Verlosung befanden.

Vor dem F1-Wochenende in Zandvoort trat Sainz erstmals vor die versammelte Presse, um seine Entscheidung zugunsten des britischen Teams zu begründen. “Williams ist das Team, bei dem ich von Anfang an ein gutes Gefühl hatte und mit denen ich von Anfang an gute Gespräche führte. Ich habe das Gefühl, dass sie sich sehr zur Formel 1 bekennen und ein starkes Projekt für die Zukunft haben, mit einer starken Führung.”

Bauchgefühl-Entscheidung von Sainz: Williams so wie McLaren

Als Gründe für die Entscheidung gab Sainz unter anderem die Stabilität der Truppe rund um seinen zukünftigen Teamkollegen Alex Albon an. Alpine und Audi-Sauber, die beide erst unlängst ihre Führung ausgetauscht hatten, können das nicht liefern. In erster Linie sei es aber eine Bauchentscheidung gewesen, die ihn nach langen Überlegungen am Spa-Wochenende zu einer Entscheidung bewogen hatte. “Ich hatte immer ein gutes Gefühl in den Verhandlungen mit James [Vowles] und in den Gesprächen mit der Investment-Gruppe Dorilton.

“Ich habe in meinen Jahren in der Formel 1 gelernt, meinem Gefühl über Menschen zu vertrauen”, sagte der Spanier. “Ich erinnere mich, als ich 2020 McLaren verließ, da hatte ich das Gefühl, dass das Team auf dem Weg nach vorne ist und in Zukunft erfolgreich sein wird. Genau dieses Gefühl, das ich damals hatte, das habe ich jetzt über die Menschen und die Arbeitskultur bei Williams. Und diesem Gefühl muss ich vertrauen.”

2020 sorgte Carlos Sainz für das erste McLaren-Podium seit fast sechs Jahren, Foto: LAT Images
2020 sorgte Carlos Sainz für das erste McLaren-Podium seit fast sechs Jahren, Foto: LAT Images

Dorilton Capital übernahm 2020 das einstige Familien-Team und sorgt seitdem mit viel Investitionsdrang für eine schrittweise Modernisierung der einst technologisch verstaubten Hinterbänkler. Vor allem wird aber Williams-Teamchef James Vowles eine Schlüsselrolle bei der Anwerbung von Carlos Sainz zugeschrieben.

Der ehemalige Mercedes-Mann war bereits Ende der vergangenen Saison auf Sainz zugegangen, also vor der Bekanntgabe, dass Lewis Hamilton sein Cockpit bei Ferrari übernehmen würde. Seit damals gelang es ihm die richtigen Worte zu finden, um Sainz von seiner modernen Vision mit dem einstigen Topteam der 90er-Jahre zu überzeugen.

“Ich denke wir sind beide ähnliche Charaktere in dem Sinne, dass wir sehr analytisch, fair und offen sind”, sagte der dreifache GP-Sieger über Vowles, über den er schon mehrmals Lobeshymnen angestimmt hatte.

Erfolgsarmut bei Williams? Keine Umstellung für Carlos Sainz

In der kommenden Saison muss der Madrilene aber erst einmal kleinere Brötchen backen. Denn selbst die größten Optimisten bei Williams gehen nicht davon aus, dass der Rennstall im kommenden Jahr vorne mitkämpfen könnte.

Diese Umstellung von einem potenziellen Siegerauto zu einer Mittelfeld-Maschine sieht Sainz nicht als Nachteil an. “Ich bin nun zehn Jahre in der Formel 1 und sieben oder acht davon habe ich nicht um Siege gekämpft. Nur in zwei oder drei kämpfte ich um Siege”, gab er zu bedenken.

Sieger Carlos Sainz Jr. (Ferrari) feiert auf dem Podium
Mit Champagnerduschen kann Carlos Sainz 2025 bei Williams nicht rechnen, Foto: LAT Images

2024 kann Sainz mit Ferrari aber noch auf jeden Fall um Podien kämpfen. Und deshalb ist der diesjährige Australien-Sieger auch froh, die Entscheidung für seine Formel-1-Zukunft abgehakt zu haben. “Es hat mich viel Energie gekostet. Aber als ich im August in die Sommerpause ging, war das für mich deshalb ein erleichterndes Gefühl. Ich konnte meine Batterien neu laden.”

“Jetzt liegt mein einziger Fokus darauf, zu liefern und in den letzten zehn Rennen für Ferrari zu performen.” Die erste Chance dazu hat er an diesem Wochenende in Zandvoort. In den Niederlanden stand Sainz bislang noch nie auf einem Formel-1-Podium – es wäre ein passender Zeitpunkt für eine Premiere.