Annalena Götz
Formel 1 Ressort
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Das Teamduell bei Red Bull spricht eine unmissverständliche Sprache: Bis Baku war Max Verstappen im Qualifying 16 Mal ungeschlagen. Die Rennstatistik zeichnet dasselbe Bild. Abgesehen von Australien, wo Verstappen mit einem Bremsdefekt ausschied, unterlag Sergio Perez seinem Teamkollegen jedes Mal. Die Rollenverteilung bei Red Bull ist folglich eindeutig: “Wir haben einen Fahrer, der um die Weltmeisterschaft kämpft. Formel 1 ist ein Teamsport. Also ist ganz klar, dass Checos Aufgabe darin besteht, Max bis zum Ende des Jahres zu unterstützen”, machte Christian Horner zuletzt keinen Hehl aus der Rangordnung. Der Red-Bull-Teamchef stellte nach dem Großen Preis von Aserbaidschan außerdem klar, warum dies für ein Formel-1-Team im Kampf um die Weltmeisterschaft entscheidend ist.
Christian Horner offenbart McLaren-Dilemma: Oscar Piastri bereitet ihnen Kopfschmerzen!
Red Bulls größter WM-Rivale McLaren verstrickte sich in den zurückliegenden Rennen immer wieder in kontroverse Entscheidungen. Die Teamkollegen Lando Norris und Oscar Piastri kämpften nicht nur gegen die Konkurrenz, sondern lieferten sich auch untereinander harte Duelle auf der Strecke. Christian Horner sieht das McLaren-Dilemma in zweierlei Ursachen begründet: Beide Piloten fahren eine starke Saison und die Team-Regeln sind alles andere als klar.
“Die Verwirrung entsteht, wenn man nicht von Anfang an klarstellt, was die Pläne sind”, meint Horner mit Blick auf den Kontrahenten. Erst in Baku konnten sich die Verantwortlichen bei McLaren, Andrea Stella und Zak Brown, dazu durchringen, eine Teamorder auszugeben. Doch die Umsetzung bleibt vage. Eine Sache, die bei Red Bull anders ist, wie Horner ankündigte: “Unsere Regeln für das Zusammenspiel sind sehr klar. Wir wissen, worauf wir uns am Ende des Jahres konzentrieren.”
“Wenn man jemanden wie Max Verstappen hat, macht man ihn nicht zum Nummer-2-Fahrer. Lando zahlen sie [McLaren; Anm. d. Red.] fünfmal so viel wie Oscar. Daher würde ich annehmen, dass er ihr Nummer-1-Fahrer, ihr wertvollstes Gut ist”, kommentierte der Red-Bull-Teamchef weiter in die Verhältnisse bei McLaren. Ihm zufolge stelle Piastri das Team vor eine schwere Aufgabe: “Ich denke, er bereitet ihnen Kopfschmerzen, weil er Rennen gewinnt und einen sehr guten Job macht. Sicherlich unterrichteten sie Oscar über ihre Erwartungen – so wie Mercedes es vermutlich mit George und Ferrari mit Carlos gemacht hat – dass man einen Spitzenfahrer und einen Unterstützungsfahrer hat. Und wenn dann der zweite Fahrer anfängt, den ersten Fahrer zu übertrumpfen, bereitet das natürlich Kopfzerbrechen.”
Für Red Bull ist diese Situation ganz und gar nicht unbekannt. Christian Horner fühlte sich an die Saison 2014 erinnert: “Es ist wie damals, als Daniel Ricciardo zu uns kam. Er sollte klar die Nummer 2 hinter Sebastian Vettel sein. Aber Daniel hat in jenem Jahr drei Rennen gewonnen, während Sebastian kein einziges gewann.” So etwas sei eine belastende Situation für ein Team.
Red Bull verzichtet auf zwei Spitzenfahrer: Wird zum Problem!
Zwei Spitzenfahrer seien für Red Bull im aktuellen Saisonverlauf daher gar nicht wünschenswert, gab Horner zu. “Es wird zu einem Problem, weil es das Team spaltet. Die Regeln des Zusammenspiels werden sehr schwierig und es führt zu Verwirrung.” Weiter präzisierte der Red-Bull-Teamchef die Herangehensweise in Sachen Teamorder: “Wenn man in eine Saison geht, ist es am Anfang natürlich offen. Aber spätestens zur Saisonmitte muss man sich entscheiden, auf welches Pferd man setzt – insbesondere, wenn man sich im Kampf um die Meisterschaft befindet.”
Die wochenlang schwache Leistung von Sergio Perez nahm Red Bull diese Entscheidung ab. Max Verstappen war von Anfang an klar vorne. Aber Red Bull bekommt im Titelrennen jetzt die Quittung dafür, mit nur einem Spitzenfahrer gegen zwei konstant punktende Fahrer zu kämpfen. Denn während Verstappen die Fahrer-WM sieben Rennen vor Schluss immer noch mit einem komfortablen Vorsprung von 59 Punkten anführt, hat sich das Blatt in der Team-WM mit dem Rennen in Baku gewendet.
“Wir haben jetzt 20 Punkte Rückstand, also müssen wir angreifen. Es gibt noch viele Punkte zu holen, also ist es noch lange nicht vorbei”, sagt Red Bull, zum ersten Mal seit langem wieder in der Rolle des Verfolgers, McLaren den Kampf an. “Wir verteidigen nun nicht mehr, wir jagen. Das ändert die Dynamik.”
Jede Menge Dynamik hat auch der F1-Transfermarkt in diesem Jahr zu bieten. Fahrer, Teamchefs, Ingenieure – zur Formel-1-Saison 2025 werden viele Posten neu besetzt. Aston Martin hat sich jüngst die Dienste des Red-Bull-Designers Adrian Newey gesichert. Baut er den nächsten Weltmeister-Boliden in Grün?
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