Seit 2021 operiert jedes Team in der Formel 1 unter einer Kosten-Obergrenze. Für den Sport eine der größten regulativen Errungenschaften überhaupt. Da überrascht am Rande des Miami-Wochenendes eine Aussage von Mohammed Ben Sulayem, dem Präsidenten des Automobil-Weltverbandes FIA. Es ist im Hintergrund nämlich ein politisch brisantes Thema.

“Ich schaue auf die Kosten-Obergrenze und sie macht der FIA bloß Kopfschmerzen”, so Ben Sulayem gegenüber der ‘Associated Press‘. “Ich sehe den Sinn nicht. Wirklich nicht.” Denn de facto profitieren alle anderen von der Cost Cap, während die FIA kräftig investieren muss, um sie aufrechtzuerhalten.

Sowohl Teams als auch die kommerziellen Eigentümer der Formel 1, Liberty Media, sehen den Kostendeckel mittlerweile als Segen. Dadurch wird ihre finanzielle Stabilität garantiert. Früher waren Top-Teams gezwungen, an die 500 Millionen Euro pro Jahr zu verbrennen. Die Grenze hat, selbst mit Einbezug von Ausnahmen, das mehr als halbiert. Daher macht man als F1-Team sogar Gewinn.

Durchsetzung der Formel-1-Regeln für die FIA großer Aufwand

Damit das System aber klappt, ist die FIA als oberste Regel-Hoheit gefragt. Es ist allein ihre Pflicht, Regeln bereitzustellen und ihre Einhaltung zu überwachen. Jährlich bei 10 F1-Teams dafür eine umfangreiche Buchprüfung durchzuführen ist ein massives – und teures – Unterfangen. Man begann 2022 mit vier Vollzeit-Angestellten in der zuständigen Prüfabteilung, stockte es bis 2023 auf zehn auf.

Aber reicht das? Die FIA-Prüfer bekommen bis zu 200 Seiten dicke Einreichungen, die sie durcharbeiten, und dann von Fabrik zu Fabrik reisen, um weitere detailliertere Analysen durchführen. Die dauern Monate. Deshalb kommen die Cost-Cap-Ergebnisse für das Vorjahr stets erst im Herbst.

So ist Ben Sulayems Forderung jetzt in einem größeren politischen Kontext zu sehen. Seit seinem Amtsantritt als FIA-Präsident beklagt er, dass der FIA die Mittel fehlen, um die Formel 1 bestmöglich zu betreuen. Hier gilt es kurz die Aufgaben-Verteilung hier zu erklären. Die FIA ist offiziell Eigentümerin der WM – hat aber die kommerziellen Rechte exklusiv an Liberty Media verpachtet. Mit einem Deal, der an und für sich bis zum Jahr 2110 läuft und noch zu Zeiten des vorherigen F1-Chefs Bernie Ecclestone eingefädelt wurde.

Die genaue Verteilung von Rechten und Pflichten zwischen FIA, Liberty und den Teams wird in regelmäßig zu erneuernden Unterverträgen geregelt, die Teil des als “Concorde-Verträge” bekannten Konstrukts sind. Grob zusammengefasst: Die FIA schreibt die Reglements und setzt diese auch durch. Liberty aber darf die Formel 1 komplett eigenständig kommerziell vermarkten. Für dieses Recht zahlt sie Geld an die FIA.

Mehr Geld für die FIA? Politische Probleme in der Formel 1

Die Höhe dieser Gebühren ist schon lange ein Streitfall. “Bei manchen Verträgen wurde seit 20 Jahren nichts geändert!”, beklagte sich Ben Sulayem schon 2023 in einem Interview gegenüber Motorsport-Magazin.com. Damals hatten gerade erst die Verhandlungen für das jüngste Concorde-Update begonnen.

Von den drei aktuell gültigen Concorde-Rahmen-Verträgen laufen nämlich zwei mit Ende 2025 aus. Jener zwischen Liberty und den Teams, genannt “Concorde Commercial Agreement”, wurde bereits vor einigen Wochen verlängert. Nicht aber das sogenannte “Concorde Governance Agreement”. Dieses regelt, wie viel Macht FIA, Liberty und die Teams im Regierungs-Prozess der Formel 1 haben. Also wenn es etwa darum geht, die Regeln zu ändern.

Auf FIA-Seite hätte man gerne mehr Mittel für die Durchsetzung des Formel-1-Reglements. Das Finanzielle Reglement ist ein einfacher Druckpunkt. Der FIA bringt der große wirtschaftliche Erfolg der Formel 1 nichts, wenn nur Liberty und die Teams davon profitieren.

Die Lage wird verkompliziert durch die Tatsache, dass vieles auch im dritten Teil der Concorde-Verträge geregelt sein dürfte. Dieses “Concorde Implementation Agreement” läuft eigentlich noch bis 2030 und müsste daher außertourlich angepasst werden. Eine einfache Exit-Strategie gibt es keine. Wie bereits angesprochen sitzen über alldem die bis 2110 laufenden Partnerschafts-Vereinbarungen. Die würden nur ungültig, wenn eine der Parteien einen Vertragsbruch beginge.