Florian Niedermair
Formel 1 & Motorsport Ressort
Italiener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.MEHR
Die Karriere von Daniel Ricciardo in der Formel 1 könnte bereits in wenigen Tagen vorbei sein. Im F1-Paddock zwitschern schon zahlreiche Vögelchen, dass der Singapur-GP an diesem Wochenende sein letztes Rennen für die Racing Bulls sein wird, ehe er für Austin bei dem kleinen Red-Bull-Team durch Liam Lawson ersetzt wird.
Die neuesten Gerüchte folgen auf Monate von Spekulationen um seine Zukunft. Zwischenzeitlich schien er sogar als Ersatz von Red-Bull-Problemfall Sergio Perez beim Werksteam in der Diskussion zu sein. Genauso wie schon im Sommer sein Aus aus der Königsklasse im Raum stand. In der Sommerpause wurde ihm genauso wie Perez eine Gnadenfrist eingeräumt – die im Gegensatz zu Perez nun offenbar abgelaufen sein soll.
Daniel Ricciardo weiß nichts von F1-Aus: Erwarte nach Entscheidung für 2025
Von einem sofortigen Rauswurf will Ricciardo selbst vor dem Singapur-Rennen noch nichts gehört haben. Sehr wohl bestätigt er aber, dass in der vierwöchigen Pause zwischen Singapur und Austin die Weichen für die Formel-1-Saison 2025 gelegt werden sollen: “Ich erwarte eine Entscheidung für 2025”, stellt Ricciardo am Medien-Donnerstag vor dem Nachtrennen klar.
“Mir ist bewusst, dass es einiges an Gerede und Spekulationen gibt, über den Rest der Saison, aber davon wüsste ich im Moment nichts”, sagt der Australier über einen potenziellen sofortigen Rauswurf. Überzeugt wirkt er davon allerdings nicht: “In diesem Sport sind schon verrückte Dinge passiert, deshalb werde ich nicht hier stehen und mich dabei selbstbewusst und zuversichtlich geben.”
Ricciardos Plan nach seinem kurzen Formel-1-Aus 2023 und den anschließendem Einstieg beim kleinen Red-Bull-Team sah eigentlich so aus, dass er sich dadurch wieder in eine Position um eine Top-Cockpit bringen wollte. In erster Linie jenem bei Red Bull. Obwohl er 2024 auch tatsächlich mit einer Beförderung zu dem Weltmeister-Team in Verbindung gebracht wurde, verschloss er sich diese Tür durch inkonstante Leistungen wohl selbst.
Gegen Teamkollege Yuki Tsunoda, der selbst bei den RBR-Entscheidungsträgern nicht das höchste Ansehen genießt, liegt er nach 17 Rennen sowohl im Qualifying-Duell als auch in der WM-Wertung zurück. “Wenn man mich im Januar gefragt hätte, dann hätte ich schon erwartet, dass diese Saison besser läuft”, gesteht Ricciardo ein. An mangelndem Einsatz seinerseits soll es nicht gelegen haben: “Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich in diesem Jahr alles gegeben habe, aber manchmal erhält man nicht die Ergebnisse, die man sich gewünscht hätte.”
Für den Sargnagel in Ricciardos Verbleib könnte Perez am vergangenen GP-Wochenende in Baku gesorgt haben. Dort wirkte der Mexikaner wie ausgewechselt und stellte bis zu einem Unfall kurz vor Schluss mit einer guten Pace sogar Max Verstappen in den Schatten. Bei einem Aus von Perez wäre Ricciardo für den Rest der Saison in der Formel 1 fix gewesen, da dann Liam Lawson ohnedies zu einem Cockpit gekommen wäre.
Der Neuseeländer verfügt über eine Klausel in seinem Red-Bull-Vertrag, die Mitte September ausgelaufen sein soll: Falls ihm die Bullen kein F1-Cockpit anbieten können, darf er mit anderen Teams verhandeln. Audi-Sauber hat schon ein Auge auf den Ricciardo-Ersatzmann der vergangenen Saison geworfen.
Topteam oder Karriereende: Daniel Ricciardo bleibt seinem Mantra treu
“Ich wünschte, ich wäre in diesem Jahr etwas konstanter gewesen”, ärgert Ricciardo sich. Ein längerfristiger Verbleib bei den Racing Bulls wird wohl nicht nur an den Entscheidungsträgern bei Red Bull scheitern, sondern auch an den langfristigen Ambitionen. Diese waren nämlich vor diesem Jahr klar auf ein Topteam ausgelegt.
Einen Wechsel zu einem anderen Mittelfeld- oder Hinterbänkler-Team, wie etwa Sauber, schließt er aus. “Ich bin 35, ich war vorne dabei, habe den Champagner genossen und ich will mich nicht an etwas festklammern, das vielleicht nie wieder zustande kommt”, erklärt Ricciardo.
Eine Zukunft außerhalb der Formel 1 ist für ihn wohl auch gleichbedeutend mit einer Zukunft außerhalb des Motorsports. Denn der bekennende NASCAR-Fan bezweifelt, dass er für eine andere Rennserie so viel Feuer entwickeln könne wie für die Königsklasse. “Ich habe die höchsten aller Höhen genossen. Werde ich eine wahre Erfüllung finden, wenn ich etwas anderes mache?” fragt sich Ricciardo.
Eine rhetorische Frage, die er wenige Sekunden später verneint. An diesem Wochenende könnte also nicht nur das letzte F1-Rennen des ehemaligen Vettel-Teamkollegen anstehen, sondern sein letztes Rennen als Profi-Rennfahrer überhaupt.
Als Daniel Ricciardo 2022 sein McLaren-Cockpit verlor, schien seine F1-Karriere schon vorbei zu sein. Wir haben damals Bilanz die Karriere-Highlights des ‘Honey Badger’ in einer Bilderserie gesammelt.
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