Florian Niedermair
Formel 1 & Motorsport Ressort
Italiener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.MEHR

Die Zeichen stehen auf Entspannung im Konflikt zwischen der FIA und den Formel-1-Fahrern, in Form der Fahrergewerkschaft GPDA. FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem veröffentlichte am Montag einen Instagram-Post, in dem er eine Entschärfung des Strafenkatalogs für Vergehen abseits der Strecke in Aussicht stellte.
George Russell traut dem Braten noch nicht so ganz. Der GPDA-Direktor gab sich vor dem F1-Wochenende in Miami abwartend. Auch wenn er den Schritt von Ben Sulayem grundsätzlich begrüßte, mahnte er, dass die bisherige Ansage noch keine konkrete Substanz aufweist: “Wir wollen natürlich, dass diese Dinge in die Tat umgesetzt werden, anstatt zu sagen: ‘Wir denken über Dinge nach.'”
George Russell: Wollen Veränderungen, nicht Ankündigungen
“Wir alle denken immer über viele Dinge nach”, so Russell. “Wir stellen klar, dass wir Veränderungen wollen, und sobald diese eingeführt sind, werden wir einen Kommentar dazu abgeben. Aber zu diesem Zeitpunkt sind es nur Überlegungen”, erklärte der Mercedes-Pilot seinen Standpunkt weiter.
Die Fahrergewerkschaft und die FIA haben seit letztem Jahr ein schwieriges Verhältnis zueinander. Zunächst gab es trotz großen Unmuts vieler Formel-1-Piloten eine schärfere Linie für Aussagen bei Pressekonferenzen – angefangen mit der Strafe gegen Max Verstappen in Singapur. Später blieb ein offener Brief der F1-Fahrer an die FIA unbeantwortet, in welchem man mehr Transparenz gefordert hatte, und in dem man sich über die Tonart beklagte, welche der FIA-Präsident gegenüber den Piloten an den Tag legte.
Stattdessen legte Ben Sulayem in einem Interview nach, in dem er den Fahrern deutlich machte, dass FIA-Angelegenheiten sie nichts angingen. Russell ist also aus dieser schwierigen Beziehung zwischen FIA und GPDA gewarnt und will die vage Ankündigung nicht für bare Münze nehmen: “Diese Worte bedeuten nichts, solange es noch keine Veränderungen gegeben hat”, stellte er klar.
“Seit dem offenen Brief haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Ob das jetzt die Antwort darauf ist – da bin ich mir nicht zu sicher”, erklärte Russell weiter, “es wäre großartig, wenn es Veränderungen geben würde und die Fahrer zumindest gehört würden.” Genau das hatte Ben Sulayem in seinem Social-Media-Post angekündigt. Er sprach dabei dezidiert davon, dass Feedback von Fahrern aus den FIA-Weltmeisterschaften Auslöser für die Überlegungen sei.
F1-Fahrer fordern Mitspracherecht: Mehr Hausverstand
“Ich denke es wäre im besten Interesse für den Sport und würde sicherstellen, dass in solchen Situationen Hausverstand angewendet wird”, verlieh Russell einer zentralen Forderung der Fahrer Nachdruck, dass die strikten Verbote für gewisse Aussagen bei FIA-Pressekonferenzen gelockert würden. Konkret geht es dabei nicht nur darum, dass Kraftausdrücke geahndet werden, deren Beleidigungsgrad fraglich ist, sondern auch um Fälle wie die Strafe gegen Carlos Sainz.
Dem Williams-Fahrer wurde eine Geldstrafe von 20.000 Euro (10.000 davon auf Bewährung) aufgedrückt, nachdem er beim Japan-GP wenige Sekunden zu spät zur Hymne vor dem Rennen erschienen war. Sainz hatte diese Verspätung mit – ärztlich bestätigten – Magenproblemen begründet, die einen Toilettenbesuch kurz vorher notwendig gemacht hätten.
Lewis Hamilton forderte vor dem Formel-1-Wochenende in Miami, dass die Fahrer generell mehr Mitspracherecht haben sollten. “Wir haben keinen Sitz am Tisch und das muss sich meiner Meinung nach ändern”, sagte der Rekord-Weltmeister und verwies darauf, dass in anderen Sportarten die Spieler-Gewerkschaften ein größeres Mitspracherecht haben.
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