Christian Menath
Ressortleiter Formel 1
Schnüffelt gerne am Print-Magazin, gibt mit seiner bestandenen Steward-Prüfung an, hält lange Monologe, war einst gut im Mario Kart – und liebt die F1 bedingungslos.MEHR
Ferrari zeigte sich nach dem Trainingsfreitag zum Heimrennen in Monza erleichtert. Die Scuderia brachte nicht nur Strecken-spezifische Updates an Front- und Heckflügel, sondern ein größeres Paket, dessen Herzstück ein komplett überarbeiteter Unterboden ist. “Das war ein guter Start: Alles, was wir ans Auto gebracht haben, scheint wie erwartet zu funktionieren”, freut sich Charles Leclerc.
Das hörte sich tatsächlich beim misslungenen Barcelona-Update schon am Trainingsfreitag ganz anders an. Und auch die Performance gibt Leclerc recht: Im 2. Freien Training, der repräsentativeren Nachmittagssession, lagen beide Ferrari-Piloten in Schlagdistanz zum Trainingsschnellsten Lewis Hamilton. Carlos Sainz fehlte auf P3 lediglich eine Zehntel, anderthalb Zehntel hinter der Spitze lag Charles Leclerc auf Rang fünf. Beide Piloten fuhren beide Trainings mit dem neuen Paket,
Rundum zufrieden waren die Ferrari-Piloten trotzdem nicht mit ihren Formel-1-Autos. “Die Performance war gut, aber wir müssen noch an der Balance arbeiten”, verrät Leclerc. Sainz hätte im 1. Freien Training durchaus Bestzeit fahren können, musste seine Runde aber nach einem haarigen Moment in der Parabolica abbrechen.
“Der neue Asphalt führt dazu, dass das Auto mehr auf Messers Schneide ist”, glaubt Sainz. “Es ist noch das gleiche Layout, aber die Strecke ist mit dem neuen Asphalt, auf dem der Grip sehr schnell abreißt, ganz anders.”
Ferrari in Monza stark auf Medium-Reifen
Möglicherweise ist der Asphalt auch dafür verantwortlich, dass sich Ferrari auf dem weichen C5-Reifen schwer tat. “Auf dem Medium waren wir sehr schnell, die Pace auf dem Soft war nichts Besonderes”, weiß Sainz. Im Gegensatz zur Konkurrenz konnte Ferrari auf dem weichen Reifen nicht so viel Zeit gewinnen. Auf eine Runde ist das ein großes Problem, im Rennen dürfte der Soft gar nicht zum Einsatz kommen.
Sainz, der in Monza sein letztes Ferrari-Heimspiel bestreitet, traut sich keine Prognosen abzugeben: “Heute ist es sehr schwierig zu lesen. Ich weiß nicht, wer vorne ist. McLaren und Mercedes sehen gut aus und bei uns blitzt auch hin und wieder Performance auf.” Teamkollege Leclerc ist da schon etwas optimistischer: “Wir sind näher dran als in Zandvoort. Wir sind mehr im Kampf als dort. Das ist für Samstag gut.” Dass hatte man allerdings auch ohne Update erwartet, die Highspeed-Streckencharakteristik von Monza sollte der Roten Göttin ohnehin entgegenkommen.
Im Renntrimm war Ferrari auch in den Niederlanden bei der Musik, nur gegen Lando Norris war man chancenlos. In Monza wird viel davon abhängen, wie die Teams das Graining im Griff haben. “Durch den neuen Asphalt dreht sich viel mehr um Reifenmanagement, darauf müssen wir uns fokussieren”, fordert Leclerc. Das sind tendenziell gute Nachrichten für die Scuderia: Der SF-24 geht mit den sensiblen Pirelli-Pneus sehr schonend um.
Das Graining durch den neuen Asphalt könnte Ferrari ebenfalls beim Italien-GP helfen. Immer dann, wenn alle Teams mit stärkerem Graining zu kämpfen hatten, zeigte sich die Scuderia in der jüngeren Vergangenheit recht konkurrenzfähig. Vor allem in Melbourne 2024 und in Las Vegas 2023 war das deutlich zu erkennen.
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