Florian Niedermair
Formel 1 & Motorsport Ressort
Italiener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.MEHR
Bei Ferrari ging es in Las Vegas hoch her. Nachdem Carlos Sainz eine spät mitgeteilte Teamorder ignorierte, wütete Charles Leclerc im Cockpit und giftete nicht nur gegen den Spanier, sondern ärgerte sich auch mit nicht-jugendfreien Formulierungen über sich selbst.
Vier Tage nach der Eskalation hat man bei der Scuderia die Auseinandersetzung wieder zu den Akten gelegt. Leclerc und Sainz haben den Vorfall geklärt. „Was auch immer in Las Vegas passiert ist, wir haben es diskutiert und wir verstehen uns gut. Das ist das Wichtigste“, sagte Leclerc am Donnerstag vor dem Formel-1-Rennwochenende in Katar.
Carlos Sainz bestätigt, dass man sich wieder im Grünen ist und macht für die kleine Eskalation die Umstände des Grand-Prix-Wochenendes in Las Vegas verantwortlich: „Niemand war glücklich mit dem Ergebnis des Rennens. Vor dem Samstag dachten wir, dass wir es gewinnen können. Dann kam das alles zu der Enttäuschung dazu und die Frustration hat sich im Rennen aufgebaut.“
„Wir wollen das hinter uns lassen. Wir haben gelernt, dass in alle Richtungen Fehler gemacht wurden. Wir hatten eine interne Diskussion und in der ist es uns gelungen, das abzuhaken und nach vorne zu blicken“, gab sich Sainz überzeugt davon, dass es zu keinen weiteren derartigen Ausflüchten kommen werde.
Teamorder ignoriert: Deshalb eskalierte Leclerc am Funk
Sainz war im Las-Vegas-Rennen nach dem letzten Boxenstopp angewiesen worden, Leclerc nicht mehr zu attackieren. Allerdings kam diese Anweisung erst als Sainz bereits sein Manöver vorbereitete und wenige Sekunden später an dem WM-Dritten vorbeiging. Der zukünftige Williams-Pilot erklärte es als Missverständnis. „Man durchlebt manchmal solche Missverständnisse und wird in der Hitze des Gefechts sehr laut und man ist sehr frustriert. Aber nach einigen Tagen sieht man alles in einem größeren Bild und es relativiert sich“, führte er aus.
Leclerc auf der anderen Seite fühlte sich benachteiligt, da er durch die verlorene Position mögliche Punkte im Kampf um WM-Platz 2 verloren hatte. Dort fehlen ihm nur 21 Punkte auf Lando Norris. Doch vor Katar stellt der Vize-Weltmeister von 2022 klar: „Die Priorität bleibt auf der Konstrukteurs-WM, aber der zweite Platz in der Fahrer-WM wäre ein netter Bonus.“
Für die Team-Meisterschaft ist es natürlich egal, welcher Fahrer weiter vorne ins Ziel kommt. Gerade einmal 24 Punkte trennen Ferrari im Titelduell von McLaren, bei noch 103 zu vergebenden Zählern machen sich die Italiener also berechtigte Hoffnungen auf den ersten WM-Titel seit 2008. Gleichzeitig gilt McLaren aber also Favorit für das Sprint-Wochenende auf dem Losail International Circuit. Falls die Papaya-Orangen dort das Punkte-Maximum erreichen, wären sie zu den Ungunsten von Ferrari schon vorab Weltmeister.
Carlos Sainz beschreibt Beziehung zu Leclerc: Habe jeden Moment mit ihm genossen
Leclerc und Sainz gehen ab 2024 getrennte Wege als Teamkollegen. Katar ist das vorletzte Rennen in vier Jahren einer Partnerschaft. Trotz der kurzen internen Krise in Las Vegas werden sie aber im Guten auseinandergehen, wie Sainz betonte: „Unsere persönliche Beziehung war immer sehr sehr gut.“
“Er ist einer dieser Typen, an den ich mich in der Zukunft, wenn ich nicht mehr in der Formel 1 bin, erinnern werde, und über den ich sagen werde: ‚Ich bin froh, dass ich ihn getroffen habe und mit ihm Rennen gefahren bin“, erklärte der ehemalige Teamkollege von Fahrern wie Lando Norris oder Max Verstappen und fügte an: „In diesen vier Jahren bei Ferrari habe ich jeden einzelnen Moment mit ihm genossen, auch die schwierigen.“
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