Florian Niedermair
Formel 1 & Motorsport Ressort
Italiener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.MEHR

Tag und Nacht bei Ferrari am Formel-1-Wochenende in Imola. Die Scuderia erarbeitete sich in dieser F1-Saison den Ruf, dass sie im Qualifying schwach performt, dafür aber im Rennen ein ungleich schnelleres Auto hat. Kaum irgendwo zeigte sich dieser Effekt so krass wie bei ihrem Heimrennen in Imola.
Am Samstag erlebten die Roten vor Heimpublikum die schlechteste Trocken-Qualifikation seit 2021 und verpassten mit beiden Autos das dritte Qualifying-Segment, am Sonntag schlitterten sie dann in Form von Lewis Hamilton nur knapp am Podium vorbei. Der Brite strahlte in Imola nach P4, die Freude über die geglückte Aufholjagd war ihm ins Gesicht geschrieben. “Das habe ich immer geliebt. Wenn man von weiter hinten kommt und sich durcharbeitet. So hat man als Kind zuhause angefangen”, sagte Hamilton nach dem Rennen.
Lewis Hamilton feiert Ferrari-Auferstehung: Auto top, Strategie auchr
Doch die Freude war nicht nur melancholischer Natur, sie resultierte in erster Linie aus der Perfomance am Sonntag. Sein Ferrari habe sich so gut angefühlt wie bislang 2025 nur in China. Dort hatte Hamilton ja den Formel-1-Sprint für sich entschieden. “Ich habe mich dem Auto sehr verbunden gefühlt. Ich spürte diese Synergie und das Setup war großartig”, so Hamilton.
Besonders freute er sich aber auch darüber, dass die strategischen Entscheidungen aufgegangen waren. “Die Strategie heute war fantastisch, ein großartiger Job des Teams”, sagte der Rekordweltmeister der Formel 1. Ohne etwas Glück ging das aber auch nicht. Hamilton war auf den harten Reifen gestartet, weshalb er die VSC-Phase nach dem Aus von Esteban Ocon in Runde 29 perfekt für einen günstigen Stopp nutzen konnte.
Der Medium-Reifen hätte über mehr als die halbe Renndistanz bis ins Ziel mit Sicherheit viel Performance eingebüßt. Doch diese Sorge löste die SC-Phase nach dem Aus von Andrea Kimi Antonelli in Runde 46. Mit einem klaren Reifenvorteil ausgestattet trennten schließlich nur wenige Runden Hamilton vom Podium. Die Ziellinie überquerte er 1,4 Sekunden hinter Piastri, in den Runden zuvor war er durchschnittlich deutlich über eine halbe Sekunde schneller gewesen als der Australier.
Aber die Ferrari-Auferstehung im Rennen nur auf Strategie-Glück zu schieben, wäre ein Trugschluss. Teamchef Fred Vasseur analysierte: “Unsere Pace heute war gut, wir waren gleichauf mit den Führenden.” Das zeigte sich vor allem bei Charles Leclerc. Denn seine Strategie ging nicht ideal auf, dennoch landete der Monegasse schließlich auf der sechsten Position.
Charles Leclerc: Strategie scheitert, Aufholjagd gibt es trotzdem
Im Prinzip war Leclercs Rennen strategisch betrachtet so etwas wie der Gegenentwurf zu Hamilton: Ein sehr früher Boxenstopp vom Medium auf den Hard-Reifen zwang ihn auf eine 2-Stopp-Strategie. Die falsche Variante, wie sich herausstellen sollte – 1-Stopp war schneller.
Das sah schließlich auch Ferrari ein und holte ihn während der VSC-Phase ebenfalls an die Box. Für einen Safety-Car-Stopp gegen Ende hatte er allerdings im Gegensatz zu Hamilton keine Pneus mehr übrig. Entsprechend düster die Stimmungslage des Helden der Formel-1-Tifosi. Leclerc sagte: “Alles lief im ersten Stint für uns, dann kam das Safety Car, das viele Plätze kostete, dann der zweite Stint, der uns noch einige weitere Positionen kostete, da [unsere Reifen] zu überhitzen begannen.”

Zwischenzeitlich war Leclerc bis auf P4 nach vorne gekommen. Dass der achtfache Formel-1-Rennsieger infolge einer Teamanweisung nach einem harten Zweikampf aus Furcht vor einer potenziellen Strafe auch einen Platz freiwillig Alex Albon überlassen musste, verbesserte Leclercs Stimmungslage nicht.
Das Hauptproblem bei Ferrari bleibt aber bestehen: Auf eine Runde ist das Auto zu keinen Spitzenleistungen fähig. Das könnte vor allem nächste Woche zum Problem werden, denn der Circuit de Monaco ist die Qualifying-Strecke schlechthin. Schlechte Aussichten also für den Heim-GP des Vorjahres-Siegers.
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