Am Spanien-Wochenende werden in der Formel 1 die Belastungstests von Frontflügeln verschärft. Damit sollen Tricks mit biegsamen Frontflügeln endgültig ausgehebelt werden. Ferrari gilt als potenzieller Profiteur. Das kann Lewis Hamilton jedoch kaum erfreuen. Fahrerisch stinkt ihm der Ablauf der Ereignisse.

Es ist kein Geheimnis, dass Hamilton die Autos der aktuellen Regel-Generation nicht leiden kann. 2022 änderte die Formel 1 ihr Chassis-Reglement komplett und kehrte nach knapp vier Jahrzehnten zurück zu Autos, die primär auf das Ground-Effect-Prinzip vertrauen, bei dem über Kanäle im Unterboden Abtrieb erzeugt wird.

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Solchen Ground-Effect-Autos eine in langsamen Kurven reaktive Vorderachse anzutrainieren ist eine altbekannte Herausforderung. “Es ist noch immer nicht leicht, in langsamen Kurven die aerodynamische Last auf der Vorderachse zusammenzubekommen, die du brauchst, oder dich nur auf mechanischen Grip zu verlassen”, unterstreicht Hamilton am Donnerstag in Barcelona erneut. Das nervte ihn seit 2022.

Hamilton lobt Flexi-Flügel: Pflaster für schlechtes Reglement

Die Flexi-Flügel waren eine Lösung für dieses Problem. “Letztendlich ein Pflaster für dieses schlecht designte Technische Reglement”, so Hamilton. Das Konzept ist simpel: Man fährt einen recht steilen Frontflügel und erzeugt damit ausreichend Abtrieb auf der Vorderachse in langsamen Ecken. Je schneller man aber wird, desto mehr biegt sich der Flügel und vermindert den Luftwiderstand. Dadurch löst man das Problem in den langsamen Kurven, ohne in den Highspeed-Passagen – wo man weniger Abtrieb vorne braucht – einen Preis dafür zu bezahlen.

Beim Trick geht es darum, die Karbon-Struktur des Flügels so zu gestalten, dass er die vom Reglement vorgeschriebenen Belastungs-Tests am stehenden Auto übersteht, sich auf der Strecke aber trotzdem verbiegt. Nicht alle Teams sind darin gleich gut. Unter anderem waren Ferrari und Red Bull seit letztem Herbst im Hintertreffen und daher sehr bemüht in ihrem Lobbying bei der FIA um eine Verschärfung der Tests.

Technik-Details: Mercedes
Der Mercedes-Frontflügel in Barcelona, Foto: IMAGO / DeFodi Images

Hamiltons altes Team Mercedes saß auf der anderen Seite. Dort brachte man vor ziemlich genau einem Jahr einen komplett neu gestalteten – und deutlich biegsameren – Frontflügel. “Es war positiv für uns”, verrät Hamilton. “Manche hatten es früher, manche später. Dadurch wurde diese Auto-Generation so viel besser zu fahren.”

Lewis Hamilton ermahnt F1-Regelhüter: Falsche Richtung

“Es geht ganz klar in die falsche Richtung”, beklagt Hamilton jetzt, dass der Spaß ab Barcelona vorbei ist. “Dieses Wochenende wird interessant werden. Wir haben weniger Biegung im Frontflügel. Also wirst du verhältnismäßig mehr Abtrieb vorne in den schnellen Kurven haben, aber weniger in den langsamen. Wird interessant sein, wie sich das bei unterschiedlichen Teams auswirkt.”

Der FIA hatte der Flexi-Spaß in den letzten Monaten von 2024 überhandgenommen. Deshalb entschieden die Regelhüter, die Tests zu verschärfen. Effektiv verbietet das Reglement schließlich jegliche Biegsamkeit von aerodynamischen Komponenten.

Einzig positiv für Hamilton: Der Wechsel zu Ferrari war hier schon zu Saisonbeginn wohl ein Rückschritt. Sein neues Team muss jetzt auch sowieso nicht viel ändern, weil es wie bereits angemerkt nicht zu den größten Nutzern des Tricks gehört. Sein Teamkollege Charles Leclerc prognostiziert: “In Sachen Gefühl wird sich ein bisschen was ändern. Aber ein großer Umbruch wird es nicht sein.”

So kann Hamilton zumindest hoffen, dass sein bislang 2025 oft schwieriges Gefühl im Ferrari nicht noch schlechter wird – und das Team vielleicht im relativen Kräfteverhältnis sogar weiter nach vorne rückt. Alle Hintergründe zu den angepassten Frontflügel-Regeln gibt es hier zusammengefasst: