Max Piehler
Formel 1 Ressort
Max hat weder die Schumacher-Zeit im Ferrari erlebt, noch Vettels Red-Bull-Zeit tiefgründig verfolgen können. Trotzdem wurde die Formel 1 früh seine Lieblings-Rennserie.MEHR

2015 war das letzte Mal eine Frau an einem Grand-Prix-Rennwochenende in der Formel 1 unterwegs. Susie Wolff nahm beim Großbritannien Grand Prix am 1. Freien Training für Williams teil. Seitdem wurde keiner anderen Fahrerin diese Gelegenheit zuteil. Die bislang letzte Frau, die bei einem Grand Prix an den Start ging, war Lella Lombardi 1976 in Österreich. Seitdem scheiterten drei weitere Starterinnen an der Qualifikation für das Rennen. Das Nachwuchsprojekt More than Equal will das ändern. 2022 geründet will es nicht nur eine Fahrerin in die Formel 1 bringen, sondern auch die erste F1-Weltmeisterin hervorbringen.
Dafür unterstützt More than Equal sechs Nachwuchsfahrerinnen im Kartbereich auf ihrem Weg nach ganz oben. Direkt zu Beginn ist eines entscheidend: “Der Übergang vom Kartsport zum Formelsport ist ein kritischer Schritt für jeden angehenden Formel-Rennfahrer”, erklärt Tom Stanton, Leiter der Fahrerinnen-Entwicklung bei More than Equal. Um diesen Schritt erfolgreich zu bestreiten, sollen sich die Pilotinnen bei Testfahrten möglichst früh an Formel-4-Wagen gewöhnen.
So wie Laura Bubenova, ganz links in der obigen Trainingsgruppe von More than Equal. Die Slowakin hat ihre erste Fahrt in einem F4-Boliden nun hinter sich. “Jeder Moment auf der Strecke war so intensiv”, so die 14-Jährige begeistert. Die Fahrt habe ihr gezeigt, “wie sehr ich das Gefühl liebe, an meine Grenzen zu gehen. Ich werde diesen Moment nie vergessen und kann es kaum erwarten, dieses Brüllen wieder zu hören.”
Dass ein Formel-4-Bolide anders als ein Kart zu steuern ist, hat sie deutlich gespürt: “Der größte Unterschied zum Kartsport ist definitiv die Geschwindigkeit, der Abtrieb und wie viel Präzision beim Handling des Autos erforderlich ist,”, sagte Bubenova gegenüber Motorsport-Magazin.com . Die Testfahrten sind Teil eines Trainingscamps, das von More than Equal und AVL RACETECH ausgerichtet wurde.
AVL RACETECH hat sich auf Rennsimulatoren spezialisiert. Im AVL-Simulator saß die Nachwuchsgruppe von More than Equal bereits. Zur bestmöglichen Vorbereitung auf die Formel-4-Boliden ist es bei AVL nun auch möglich, im Simulator mit einem Formel-4-Lenkrad zu fahren. Die Juniorinnen müssen sich danach nicht mehr auf ein neues Lenkrad umgewöhnen und können sich ausschließlich auf das Fahren konzentrieren.
Auch unser Christian durfte Erfahrungen im Rennsimulator von AVL RACETECH machen. Wie so ein Simulator genau funktioniert, erklärt er euch im folgenden Video ausführlich:
More than Equal richtet Training auf weibliche Motorsporttalente aus
Nicht nur die Testfahrten in Formel-4-Wagen gehören zum Nachwuchsprogramm von More than Equal, das von Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard unterstützt wird. Die Vereinigung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Pilotinnen vielseitig weiterzubilden. Wie arbeiten Renningenieure, wie funktioniert eine Daten-Analyse, wie baut man das Setup eines Rennwagens auf? All diese Fragen sollen die Pilotinnen zukünftig selbst beantworten.

“Sobald die Fahrerinnen bei Test- und Entwicklungsphasen ihre Bereitschaft zeigen, ist der nächste Schritt, Möglichkeiten zu sichern, in Formel-4-Rennserien zu starten”, erklärt Entwicklungsleiter Stanton gegenüber Motorsport-Magazin.com . “Dies markiert den Beginn ihrer Karriereleiter im Motorsport.” Noch bevor Bubenova der Sprung in den Formel-Bereich gelungen ist, spricht die Teenagerin bei More than Equal von einem bedeutenden Schritt in ihrer bisherigen Laufbahn.
“Das Projekt hat mir nicht nur wertvolles Fahrtraining, technisches Wissen, Dateneinblicke und Mentoring durch erfahrene Profis geboten. Das Team half mir auch, Selbstvertrauen aufzubauen und mich sowohl als Fahrerin als auch als Persönlichkeit zu entwickeln”, erklärt sie. Dass sich More than Equal ausschließlich mit der Förderung junger Pilotinnen beschäftigt, erklärt das Projekt mit der Unterrepräsentanz von Frauen im Motorsport, insbesondere in der Königsklasse.

More than Equal spricht von Barrieren im Motorsport, die Rennfahrerinnen den sportlichen Aufstieg ungleich schwerer machen würden als den männlichen Konkurrenten. Laura Bubenova teilt diese Ansicht auf Frauen im Motorsport: “Man könnte sagen, sie müssen deutlich besser sein als Männer, um das gleiche Maß an Unterstützung oder Respekt zu erhalten.”
Nachwuchsfahrerinnen sollen langfristig unterstützt werden
Ist der Sprung aus dem Kartbereich in den Formel-Wagen gelungen, möchte More than Equal den Fahrerinnen weiterhin zur Seite stehen. Sie sollen auf die Anforderungen höherer Rennklassen und letztlich der Formel 1 vorbereitet werden.
In den nächsten Jahren sieht sich Laura Bubenova vorerst in einer Einheitsrennserie wie einer Formel-4-Meisterschaft oder auch der Formula Regional European Championship. “Auf dem Weg möchte ich mich weiterentwickeln und die Reise genießen. Der Plan ist, zum Aufbau eines frauenfreundlichen Umfelds im Motorsport beizutragen.” Denn, da ist sie sich sicher: “Jeder Aufwand, der von Einzelpersonen und Programmen bereits geleistet wurde und geleistet wird, bringt in Kürze Nutzen für alle.”
Sophia Flörsch fuhr 2024 in der Formel 3 und wurde in Vergangenheit des Öfteren als deutsche Formel-1-Hoffnung gehandelt. In diesem Jahr wagt die 24-Jährige den Sprung über den Atlantik und fährt in Nordamerika. Wo genau, verraten wir euch in unserem News-Video:
© Motorsport-Magazin
diese Formel 1 Nachricht