Wie ohne Schwimmflügel ins tiefe Wasser gestoßen zu werden – so oder so ähnlich fühlt es sich wohl an, als Rookie sein Formel 1-Debüt in einem Top-Team zu geben. Entsprechend selten kommt das in der Königsklasse vor. In der Regel bekommen die Nachwuchspiloten mindestens ein Lehrjahr zugestanden – selbst Max Verstappen wurde zuerst ins Toro-Rosso-Cockpit gesetzt.

Andrea Kimi Antonelli sitzt 2025 bei Mercedes direkt im Cockpit eines Top-Teams und auch wenn Toto Wolff betonte, dass das Team ihm Zeit geben und keinen Druck auf ihn ausüben wird, ist das nicht ganz vermeidbar. Denn wer in einem Top-Team fährt, steht immer unter Beobachtung. Vor allem, da die Fußstapfen, in die der höfliche Lockenkopf aus Bologna bei Mercedes getreten ist, riesig sind. Immerhin folgte er Rekordchampion Lewis Hamilton. Interessant: Auch Hamilton gab sein F1-Debüt 2007 in einem Top-Team (McLaren).

Hamilton 2007 vs. Antonelli heute: Vergleich der Mega-Debüts

Entsprechend bietet sich ein Vergleich der beiden an – auch wenn Antonelli von Anfang an klarstellte, seine eigene Geschichte schreiben zu wollen. Wie 2025 fand auch 2007 der Saisonstart im Albert Park von Melbourne statt. In seinem ersten Qualifying in der Königsklasse des Motorsports lief es für Kimi Antonelli noch nicht rund. Er qualifizierte sich auf P16, während Teamkollege George Russell den W16 auf P4 stellte.

Zum Vergleich: Lewis Hamilton schaffte es in seinem ersten Qualifying als Vierter in die zweite Startreihe. Sein damaliger Teamkollege und zweifacher Weltmeister Fernando Alonso wurde Zweiter. Hamilton nutzte seine Startposition und holte gleich im ersten F1-Rennen seiner Karriere ein Podium. Antonelli verpasste als Vierter knapp das Podium, zeigte im Regenchaos von Australien allerdings eine souveräne Leistung. Während Hamilton in den darauffolgenden Rennen dort weitermachte, wo er in Australien aufhörte, und zwar auf dem Podium, wartet Antonelli noch auf seinen ersten Podestplatz. Auch was den ersten Sieg angeht, brauchte Hamilton nur sechs Anläufe.

Kimi Antonelli fordert George Russell! Danner: Großartig! (06:33 Min.)

Teaminternes Duell im Check

Beim Großen Preis von Kanada holte der Brite seine erste Pole Position und feierte einen Start-Ziel-Sieg. Zu diesem Zeitpunkt war Hamilton der jüngste Fahrer in der F1-Geschichte, der die Weltmeisterschaft anführte [Er behielt die Führung bis zum Saisonfinale; Anm. d. Red.] Antonelli holte ebenfalls am sechsten Rennwochenende seine erste Pole Position – allerdings im Sprint-Qualifying. Im Sprint verlor er gleich am Start seine Position und landete am Ende auf Rang sieben. Im Qualifying ist der vierte Platz aus Melbourne sein bis dato bestes Ergebnis.

Natürlich lässt sich die Rookie-Saison von Hamilton 2007 nicht ganz mit der von Kimi Antonelli vergleichen, da noch viele, weitere Faktoren reinspielen. Was sich allerdings vergleichen lässt, ist, wie sich die beiden im teaminternen Duell in den ersten sechs Rennwochenenden geschlagen haben. Hier lässt sich definitiv sagen, dass Hamilton relativ schnell zu Alonso aufschließen und den zweifachen F1-Weltmeister sogar schlagen konnte. Antonelli tut sich gegenüber dem erfahrenen George Russell viel schwerer. Vor allem im Qualifying ist der Abstand zwischen den Mercedes-Teamkollegen bisher substanziell.

F1-Statistik: Kimi Antonelli gegen Teamkollege George Russell (2025)

Grand Prix Qualifying Antonelli Qualifying Russell Sprint-Qualifying Antonelli Sprint-Qualifying Russell Sprint Antonelli Sprint Russell Rennen Antonelli Rennen Russell
Australien 16 4 x x x x 4 3
China 8 2 7 5 7 4 6 3
Japan 6 5 x x x x 6 5
Bahrain 4 2 x x x x 11 2
Saudi-Arabien 5 3 x x x x 6 5
Miami 3 5 1 5 7 4 6 3

F1-Statistik: Lewis Hamilton gegen Teamkollege Fernando Alonso (2007)

Grand Prix Qualifying Hamilton Qualifying Alonso Rennen Hamilton Rennen Alonso
Australien 4 2 3 2
Malaysia 4 2 2 1
Bahrain 2 4 2 5
Spanien 4 2 2 3
Monaco 2 1 2 1
Kanada 1 2 1 7

Bis Saudi-Arabien schaffte es der 18-Jährige nur zwei Mal auf unter drei Zehntel an seinen Teamkollegen ran, in Miami war er erstmals schneller als Russell. Hamilton hatte Fernando Alonso deutlich schneller im Griff. Nach sechs Rennen stand es im internen McLaren-Duell 2:4, wobei Hamilton auf Alonso mit Ausnahme von Malaysia (0,8 Sek. Rückstand) durchschnittlich 2-3 Zehntel fehlten. In Sachen Rekorde haben sowohl Antonelli als auch Hamilton einige in ihren ersten sechs Rennwochenenden eingestellt.

  • Rekorde, die Antonelli 2025 einstellte:
  • jüngster Spitzenreiter in einem Grand Prix
  • jüngster Fahrer mit der schnellsten Rennrunde
  • jüngste Pilot auf der Pole Position
  • Rekorde, die Hamilton 2007 einstellte:
  • jüngster Debütant mit den meisten Podestplätzen in Folge
  • die höchste Punktzahl in einer Rookie-Saison
  • jüngster Pilot mit den meisten Podestplätze in Folge

De facto legte Hamilton 2007 ein beeindruckendes Debüt bei McLaren hin. Wie es danach für ihn weiterging, weiß jeder F1-Fan. Bei Antonelli wird die Zeit zeigen, wohin sein Weg führt. Bisher schlägt er sich im tiefen Wasser der Königsklasse – ganz ohne Schwimmflügel – erstaunlich gut.