Kerstin Hasenbichler
Redaktionsleiterin
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Kaum war die schwarz-weiß-karierte Flagge in Monaco geschwenkt, ging es auch schon los mit der Kritik. Denn statt echtem Racing prägte Teamplay in seiner schlimmsten Form den Großen Preis von Monaco. Die Teams nutzten die Charakteristik der Strecke, um nicht nur einzelne Gegner aufzuhalten, sondern um ganze Teile des Formel 1-Feldes bewusst einzubremsen und einen strategischen Vorteil zu ziehen. Eine Taktik, die Esteban Ocon auch mit etwas Abstand zum Rennen aufs Schärfste verurteilt.
Für Ocon kommt Taktik-Spielchen á la Monaco nicht in Frage
“Das öffnet die Türen für Teamordern, die ehrlich gesagt nicht sauber sind. Wenn man damit einmal anfängt, ist es irgendwann kein Sport mehr”, betonte der Haas-Pilot. Der 28-Jährige ist sich bewusst, dass Teamorder schon immer ein Teil des Formel-1-Sports gewesen ist. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass Ingenieure gerne solche Spielchen einsetzen.
Für ihn kommt das aber nicht infrage, selbst wenn es zu seinem Vorteil wäre. “Es gab eine Situation, in der Oli [Oliver Bearman; Anm. der Red.] im Rennen das gleiche für mich tun sollte. Das wollte ich aber nicht. Das ist nicht nur dem zweiten Fahrer gegenüber unfair, sondern auch allen anderen”, stellte Esteban Ocon klar.
In Monaco war Racing-Bulls-Pilot Liam Lawson genau dieser zweite Fahrer, der für seinen Teamkollegen Isack Hadjar den Bummler spielte. Der Neuseeländer fuhr in den Runden fünf bis 18 im Schnitt rund vier Sekunden langsamer als Hadjar, der dadurch zwei Boxenstoppfenster herausfahren konnte. Er kann die ganze Kritik nicht verstehen. “Unsere Aufgabe ist es, die bestmögliche Strategie umzusetzen und so viele Punkte wie möglich zu holen. Wir haben nichts Illegales getan”, betonte Liam Lawson. Er beendete das Rennen als Achter, Hadjar wurde Sechster.
“Liam hat das fantastisch gemacht, ich bin ihm sehr dankbar”, meinte der Rookie, der sich abseits der Strecke bei seinem Teamkollegen bedanken will. “Vielleicht mit einem Essen und danach schauen wir uns ein Champions League Spiel an.” Die Williams-Piloten Carlos Sainz und Alex Albon zogen in Monaco die gleiche Strategie ab.
Bummel-Taktik: Sainz findet es schlimm, Norris sieht es locker
Auch Sainz bremste alle hinter ihm um 40 Sekunden ein, um seinem Teamkollegen zu helfen. Anders als Lawson war er mit der Strategie alles andere als happy, bezeichnete sie sogar als Manipulation. Darauf bei der Fahrer-Pressekonferenz in Barcelona angesprochen, verriet der Spanier: “Ich bin noch nie so enttäuscht aus dem Wagen gestiegen wie nach dieser Sache. Es war richtig, richtig mies. Ich bin noch nie so langsam in einem F1-Auto gefahren.”
Inzwischen können die Teams strategische Szenarien mit hoher Präzision simulieren. Sie wissen genau, welches Überholdelta erforderlich ist, damit eine Bummel-Strategie wie jene in Monaco aufgeht. Gleichzeitig wissen sie, wie stark man verlangsamen darf, ohne die Kontrolle zu verlieren. Für Monaco-Sieger Lando Norris gehören diese Dinge zur modernen Formel 1 dazu. “Jedes Team hat an diese Strategie gedacht und wenn nicht, dann hätten sie es tun sollen”, meinte der McLaren-Pilot.
Fernando Alonso kann die anhaltenden Fragen rund um die langweiligen Formel-1-Rennen in Monaco nicht mehr hören. Keine Überholmanöver? Das war doch schon immer so. Was der Spanier noch zu sagen hatte, gibt’s hier zu lesen:
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