Jede Menge Drama. Das Erfolgsrezept der Netflix-Serie ‘Drive to Survive’ scheint auf die echte Formel 1-Rennstrecke übergeschwappt zu sein. Im Vorfeld des Spanien-Grand-Prix tönte George Russell: “Wenn ich Toto [Wolff; Anm. der Red.] wäre und ich jeden Fahrer haben könnte, dann würde ich Verstappen und mich wählen.”

Verstappen & Russel als Teamkollegen? Hochexplosive Kombination

Ein Satz, den man nicht das erste Mal vom Briten hört. Bereits als Lewis Hamilton seinen Wechsel zu Ferrari bekanntgab und das zweite Mercedes-Cockpit frei wurde, wünschte sich Russell den Niederländer als Teamkollegen. “Die Chance zu haben, jemanden wie Max zu verpflichten, würde jedes Team ergreifen. Ich würde Max willkommen heißen und ich würde die Gelegenheit lieben, gegen ihn anzutreten.”

George Russell und Max Verstappen in einem Team? Eine hochexplosive Kombination! Der Rammstoß des vierfachen Weltmeisters gegen Russell – unabhängig davon, ob es Absicht war oder nicht – ist eine weitere Episode des Dramas ‘Drive to Divide’. In den Hauptrollen: George Russell und Max Verstappen.

Es war DER Aufreger des Formel-1-Rennens in Barcelona: Der Zusammenstoß zwischen Russell und Verstappen. Nach dem Grand Prix war der Ärger beim Mercedes-Fahrer groß: “Ich habe keine Ahnung, was er sich dabei gedacht hat. Es fühlte sich ehrlich gesagt ziemlich absichtlich an. Das habe ich schon so oft in Simracing und in iRacing [ein Simulations-Videospiel] gesehen. Noch nie in einem Formel-1-Rennen”, schimpfte Russell. Verstappens Konter: “Das nächste Mal bringe ich Taschentücher mit.” Und auch wenn der Red-Bull-Pilot am Montag bereits versöhnlicher klang, werden er und Russell wohl keine Freunde mehr.

Verstappen rammt Russell: War es Absicht? F1-Rennsperre droht! (10:00 Min.)

Verstappen vs. Russell: Das Streit-Protokoll

Ausgelöst hatte den Streit eine an sich alltägliche Formel-1-Szene in Baku 2024. Russell und Verstappen lieferten sich über mehrere Kurven ein Rad-an-Rad-Duell. In den ersten beiden Linkskurven fuhr Verstappen auf der Außenbahn, konnte aber jedes Mal auf gleicher Höhe bleiben. Erst in der dritten Linkskurve setzte sich Russell endgültig auf der Innenbahn durch.

In den ersten beiden Kurven berührten sich Verstappen und Russell leicht, einmal touchierte der Weltmeister sogar am Ausgang leicht die Mauer. Durch den Kontakt mit Russell wurde ein großes Stück der Seitenkastenverkleidung aus dem RB19 gerissen. Verstappen war danach fuchsteufelswild.

Qualifying zum Katar GP 2024: Russell beschuldigte den Red-Bull-Piloten, ihn in Q3 behindert zu haben. Beide waren im letzten Sektor kurz vor Ende des Q3 dabei, für die letzte schnelle Runde Aufstellung zu nehmen. Russell war auf einem neuen Reifen unterwegs, den er gerade mit einer zusätzlichen Vorbereitungsrunde anfuhr.

Verstappen hingegen hatte seinem Reifen bereits eine schnelle Runde zugemutet und befand sich auf einer Runde zum Abkühlen der Reifen. In Kurve 13 passierte es: Ein heranrasender Russell fuhr auf einen bummelnden Verstappen auf. Die Rennkommissare sahen sich den Vorfall an und sprachen gegen den Red Bull-Piloten eine Strafe aus. Verstappen verlor somit seine Pole Position und musste den Katar GP von Position 2 aufnehmen.

Bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi 2024 hatte sich der Streit zugespitzt. Beim “Jahresabschluss-Dinner” grinsten die beiden mit einem Sicherheitsabstand von vier Fahrerkollegen in die Kamera. Stunden zuvor hatten sich Verstappen und Russell im Fahrerlager am Yas Marina Circuit noch einen verbalen Schlagabtausch geliefert. Loser, Betrüger, Terrier – die öffentlichen Wortgefechte zwischen Russell und Verstappen weisen definitiv Parallelen zu den F1-Fehden der 80er und 90er Jahre auf. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass es nicht zu einem Hassduell eskaliert wie beispielsweise 1982 zwischen Gilles Villeneuve und Didier Pironi oder 1989 zwischen Ayrton Senna und Alain Prost.