Max Verstappen verliert den Saudi-Arabien-GP am Start. Es war nicht die 5-Sekunden-Strafe, die ihn den Sieg kostete. Es war der schwache Start, der ihn erst in die Position brachte, in der Auslaufzone von Kurve 1 an Oscar Piastri vorbeizugehen.

Nach dem Rennen wurde über die Szene in Kurve 1 und die folgerichtige Strafe viel diskutiert – nur nicht von Max Verstappen. Wie sagte der Weltmeister schon am Donnerstag auf der FIA-Pressekonferenz, als er auf die stetigen Wechselgerüchte angesprochen wurde: “Alle reden darüber, nur ich nicht.”

Doch bei Wechselgerüchten kann ich Verstappen verstehen. Was soll er auch dazu sagen? Mit seinem Schweigen nach dem Rennen habe ich ein Problem. Verstappen führte gleich zwei Gründe ins Feld, warum er nichts sagen wollte. Zunächst einmal natürlich die böse FIA. Alles, was er sagen würde, würde ihm Ärger einbringen.

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Es ist klar, worauf er hier anspielt: Seine Strafe vergangenes Jahr in Singapur für das Fluchen in der Pressekonferenz, die anschließende Fehde mit FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem und den über den Winter verschärften Strafenkatalog.

Nein, ich halte diesen Strafenkatalog nicht für sinnvoll. Ganz im Gegenteil. Aber es ist den Fahrern nicht verboten, ihre Meinung zu einer Rennszene kundzutun. Da darf ein Pilot auch ein Urteil der Stewards kritisieren. Es gab in Australien dazu im Fahrerbriefing eine gute Konversation im Fahrerbriefing.

Eigentlich wissen die Piloten nun, dass sie das dürfen. Doch Max Verstappen nimmt die unbeliebten Verhaltensregeln nun als Vorwand. Das ist schade und haben die Fans nicht verdient. Hier geht es um eine Rennszene und der Hauptbeteiligte schweigt dazu? Das ist nicht im Sinne des Sports.

Verstappens zweiter Schweige-Grund: Soziale Medien und die dort anderweitige Interpretation des Gesagten. Leider ist das Klima auf Social Media tatsächlich toxisch. Das ist traurig und es macht auch mich wütend, dass man dort oftmals keine sachlichen Diskussionen führen kann. Das muss Verstappen aber auch nicht. Und ich glaube nicht, dass er mit Schweigen seine Kritiker zum Schweigen bringt.

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Ich finde Verstappens Reaktion schwach. Das hat er nicht nötig. Ich habe eine eigene Theorie, warum er so reagiert hat, wie er reagiert hat: Weil er selbst wusste, dass er das Rennen durch einen seltenen eigenen Fehler verloren hat. Erst der schlechte Start, dann das verzweifelte Manöver.

Nach den Aussagen von Lando Norris wird wieder viel darüber diskutiert, welche Eigenschaften ein Formel-1-Weltmeister mitbringen muss. Härte und ein gewisses Arschloch-Gen werden fast allen erfolgreichen Fahrern nachgesagt. Selbstkritische Reflektion gehört nicht unbedingt zu den ersten Eigenschaften, an die ich bei Weltmeistern denke. Zumindest nicht zur ihrer aktiven und erfolgreichen Zeit.