Isabelle Grasser
Formel 1 Ressort
Isabelle ist Teil unserer Formel-1-Redaktion. Sie erhört aber auch die Rufe anderer Serien, zum Beispiel der F1 Academy.MEHR

Red Bull schlug nach der Pleite in Bahrain Alarm. Max Verstappen gurkte im Formel-1-Mittelfeld herum und klagte über sein Auto. Die Pace entsprach nicht annähernd den Ansprüchen der Bullen. Und das Schlimmste: Das Debakel in Sakhir soll kein kleiner Ausrutscher gewesen sein. Nein, Motorsport-Experte Christian Danner spricht von einer handfesten Krise bei Red Bull, die schwere Konsequenzen haben könnte: “Die Chance, dass Verstappen geht, ist real!”
Nicht gekünstelt oder übertrieben. Die Besorgnis, die Max Verstappen und Dr. Helmut Marko nach dem Rennen in Bahrain äußerten, ist ernst zu nehmen. “Das ist eine handfeste Krise bei Red Bull, die sich schon länger abgezeichnet hat”, bestätigt Christian Danner in der neuesten Ausgabe des AvD-Motorsport-Magazins. “Im gesamten vergangenen Jahr, die ersten paar Rennen ausgenommen, ist diese Krise am Horizont aufgezogen.”
Die Siegesserie von Max Verstappen riss und Red Bull hatte schlagartig nicht mehr das beste Auto im Feld. “Man hat entwickelt und gemacht, gebaut und getan”, schildert Danner. “Sergio Perez musste über die Klinge springen, denn er hat natürlich immer gesagt, das geht so nicht. Das hat dazu geführt, dass man eigentlich vergangenes Jahr schon wusste, dass es echt etwas zu tun gibt.”
Dennoch führte das Team über die Winterpause keine signifikanten Änderungen an seinem Boliden durch. “Als das 2025-Auto zum Test nach Bahrain kam, war es eigentlich das alte Auto”, erinnert sich der Motorsport-Experte. “Man konnte keine Veränderungen sehen und somit hat man die alten Probleme wieder übernommen.”
Sorgenkind RB21: Red Bull tappt im Dunklen
An eine schnelle Lösung der Red-Bull-Probleme glaubt Danner nicht. “Das Team sieht und hört die Probleme zwar, aber ist nicht im Stande sie zu lösen”, meint der ehemalige F1-Pilot. “Wenn es einen ‘Quickfix’ gäbe, dann hätte der schon längst einschlagen müssen. Das Auto ist seit Mitte letzten Jahres schlecht. Es ist nicht mehr gut genug, um zu dominieren und Verstappen zu liefern, was er braucht.”

Dass das eigentliche Top-Team derartig im Dunkeln zu tappen scheint, hält Danner für eigenartig. “Das Auto ist von den besten Dateningenieuren mit massenweise Sensoren ausgestattet und die besten Dateningenieure analysieren diese Informationen”, so der Motorsport-Experte. “Dass das so lange dauert, zeigt, dass entweder die falschen Leute dran sind oder der Fehler noch gar nicht richtig analysiert ist.”
Für Danner ist klar, dass es so nicht weitergehen kann: “Ein Verstappen müsste zumindest in der Lage sein, um das Podium zu kämpfen. Davon war er in Bahrain jedoch meilenweit entfernt.” Die mangelnde Performance von Red Bull könnte schwere Konsequenzen haben. Verlässt Max Verstappen das Team?
Verstappen-Flucht: Nicht nur wegen Auto realistisch
Danner ist überzeugt davon, dass die Gefahr eines Verstappen-Transfers durchaus real ist. “Da muss man kein Formel-1-Experte sein, sondern nur hinschauen und zuhören, über was sich Verstappen beschwert”, so der 67-Jährige.
Der interne Zwist bei den Bullen in der Saison 2024, ausgelöst durch die Horner-Affäre, heizte zum ersten Mal die Wechsel-Spekulationen an, die sich seither halten und durch die Red-Bull-Probleme wieder in aller Munde sind. Nach der Horner-Affäre war es Jos Verstappen, der zuerst laut aufschrie. “Er hat davor gewarnt, dass das Team auseinanderfallen könnte”, erinnert der F1-Experte.
In einer gewissen Weise, ist es zu diesem Zerfall auch gekommen. “Adrian Newey hatte keine Lust mehr. Jonathan Wheatley hat gesagt, dass er bei Red Bull keine Zukunft sieht, da Horner nach oben alles blockiert. Und auch im Umfeld dieser beiden herausragenden Köpfe gab es natürlich viele, aus der zweiten und dritten Reihe, die mitgegangen sind”, so Danner. “Max muss die Suppe nun auslöffeln. Inwieweit das dazu führt, dass er das Team verlässt, müssen wir abwarten. Aber die Möglichkeit oder sogar die Wahrscheinlichkeit ist durchaus gegeben.”
Quo Vadis, Max Verstappen? Danner sieht zwei Transfer-Optionen
Die große Frage, die sich stellt, ist: Zu welchem Team könnte Max Verstappen wechseln? “Hier wird es etwas schwierig”, gibt Danner zu. “Offensichtlich ist Aston Martin eine Option für ihn. Mit Newey, mit Honda, sind das zwei verlässliche Komponenten, mit denen er bereits sehr große Erfolge gefeiert hat. Auf der anderen Seite gibt es natürlich Toto Wolff, der immer wieder sagt, dass Verstappen zum Team passt.”
Obwohl der Teamchef mit einem Hammer-Transfer liebäugelt, gibt es bei Mercedes eine große Blockade: Die beiden Fahrer. “Man kann Kimi Antonelli, der gut performt und eine große Zukunft hat, nicht wieder heimschicken”, weiß Danner. “Auf der anderen Seite hat man George Russell, der wirklich perfekt abliefert. Von so einem Mann trennt man sich nur ungern.”
Dennoch meint der ehemalige F1-Pilot: “Aston Martin und Mercedes wären zwei Richtungen, die für Verstappen eine Überlegung wert sind.” Ob, ein Wechsel weg von Red Bull wirklich die bessere Option ist, besonders mit Blick auf die Performance und das kommende Veränderungsjahr 2026, lässt Danner offen. “Verstappen kann erstmal abwarten”, sagt der Deutsche. “Im schlimmsten Fall, bleibt er einfach dort, wo er gerade ist.”
Könnte Aston Martin ab 2026 eine attraktive Option für Max Verstappen werden? Der Rennstall plant bereits nächstes Jahr ein Top-Team zu werden. Wie? Das lest ihr hier:
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