Formel 1 in Miami, Gewinner

Oscar Piastri: Rein statistisch betrachtet hat Oscar Piastri jetzt schon eine Weltmeisterschafts-Garantie. Denn in der Geschichte der Formel 1 wurden alle Fahrer, die drei Rennen in Serie gewinnen konnten im Laufe ihrer F1-Karriere Weltmeister. Wenn der Australier seine Frühform so über die gesamte Saison konservieren kann, dann sollte er gute Chance haben, dass es bei ihm schon in diesem Jahr so weit ist. Aber wir wollen dem mal nicht vorweggreifen, schließlich sind noch 18 Rennen zu fahren und in Miami muss man fairerweise sagen, dass Piastri nicht der schnellste Fahrer des Wochenendes war. Im Rennen und im Sprint war Norris flotter unterwegs (auch wenn dessen Samstags-Sieg ebenfalls glücklich ausfiel), im Qualifying war der Brite ebenfalls vorne. Piastri hingegen sprach davon, dass das Qualifying eine seiner “schwierigsten Sessions” der bisherigen Formel-1-Saison gewesen sei und er im Rennen im zweiten Stint Probleme hatte. Das geschicktere Zweikampf-Verhalten machte den Unterschied zu seinen Gunsten.

Andrea Kimi Antonelli: War das der Durchbruch? In der Punktetabelle lesen sich Platz 6 im Rennen und Platz 7 im Sprint alles andere als spektakulär, aber die Ausbeute ist für den Youngster nach diesem Wochenende zweitrangig. Erstmals in seiner Formel-1-Karriere bewies Andrea Kimi Antonelli in den beiden Qualifying-Sessions, dass er trotz seines jungen Alters die Rechtfertigung besitzt, jetzt schon in einem Topteam zu sitzen. George Russell ließ der 18-Jährige in Miami vor allem auf eine Runde ganz schön alt aussehen, da kann auch das Podium nicht darüber hinwegtäuschen.

Williams: Wer sind bitte Ferrari und Mercedes? Williams ging nach seinem starken Qualifying-Auftritt davon aus, dass ihnen im Rennen Verteidigungsschlacht ins Haus steht. Doch die Realität überraschte die Mannschaft von James Vowles gehörig. Denn stattdessen bliesen Alex Albon und Carlos Sainz zum Angriff. Der Thai-Brite knackte sogar Antonelli und wurde mit einem Top-5-Resultat belohnt. Carlos Sainz hingegen machte nach einem starken Qualifying am Sonntag wieder einen Schritt zurück. Im Rennen ließ sich der Spanier allerdings von den Ferraris auskochen.

Lewis Hamilton: Für Ferrari gab es in Miami wenig Grund zur Freude. Die Pace war gemessen an den eigenen Ansprüchen so unterirdisch, dass sogar Fred Vasseur – sonst immer Optimismus ausstrahlend – dem Ergebnis wenig Positives abgewinnen konnte. Da passt es eigentlich nicht ins Bild, wie zufrieden sich Lewis Hamilton nach dem Rennen gab. Nach einigen schwierigen Wochen fühlt er sich im Ferrari wieder etwas wohler. “Ich habe das Gefühl, dass ich insgesamt ein besseres Wochenende hatte.” Im Rennen konnte er nach einer schlechten Startposition zu Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc aufschließen, im Sprint konnte er sich über ein Podium freuen.

Red Bull Protest in Miami! Wie entging Mercedes einer Strafe? (16:44 Min.)

Formel 1 in Miami, Verlierer

Max Verstappen: Aggressiv zu verteidigen ist nicht immer das Gebot der Stunde. Max Verstappen setzte sich in Miami mit allen fairen Mitteln gegen die McLaren-Fahrer zur Wehr. Erfolgreich konnte der Kampf gegen die überlegenen Papaya-Boliden gar nicht verlaufen, stattdessen kostete er ihm im Endeffekt nur den Platz auf dem Podium. Denn mit etwas weniger Zeitverlust hätte er die Position gegen George Russell am Boxenstopp nicht verloren. Die drei Punkte, die ihm dadurch durch die Lappen gingen, schmerzen mit Sicherheit deutlich weniger als es die Tonart tut, in der McLaren das Rennen dominierte. Wenn das so weitergeht, dann hatte Verstappen mit seiner pessimistischen Analyse in Bahrain wohl recht: “Ich denke nicht, dass wir eine Chance [auf die WM] haben.”

Ferrari: Lewis Hamilton mag auf seine Art gestärkt aus dem Miami-GP hervorgehen, doch Ferrari tut es keineswegs. Abgesehen vom etwas glücklichen Sprint-Podium des Rekord-Weltmeisters gibt es in Maranello nichts zu feiern. Die Pace erreichte im Rennen einen neuen Tiefpunkt in dieser Formel-1-Saison. Sogar Williams war sowohl auf dem Short- als auch auf dem Longrun schneller. Dazu kam noch der leidige Teamorder-Stunk, den Leclerc und Hamilton am Funk austrugen und der über die Bildregie in alle Welt übertragen wurde. Fred Vasseur verteidigte es damit, dass eigentlich die Entscheidung ohnehin innerhalb von einer Runde feststand und man zunächst feststellen müsste, ob nicht einfach nur der DRS-Effekt ein trügerisches Bild vermittelte. Einen bitteren Beigeschmack hinterlässt es trotzdem.

Jack Doohan: Der Formel-1-Traum von Jack Doohan scheint schon nach sieben Rennen ausgeträumt zu sein. Das besagen glaubwürdige Medienberichte am Montag. Und es kommt nach einem überaus frustrierenden Wochenende für den Australier, der zunächst im Sprint-Qualifying unglücklich nicht mehr vor Ablauf der Zeit über die Linie kam und dann im Rennen ohne Eigenverschulden in der ersten Kurve abgeräumt wurde. Frustrierend wohl auch deshalb, weil es pacemäßig sein wohl bestes Wochenende in der Formel 1 war und er Pierre Gasly im Qualifying deutlich besiegen konnte. Punkte gibt es dafür keine. Ein wohl bitteres Ende seiner F1-Laufbahn als Stammfahrer.

Liam Lawson: Hat das Red-Bull-Aus den Neuseeländer gebrochen? So langsam muss man sich ernsthafte Sorgen um Liam Lawson machen. Im direkten Qualifying-Duell gegen Isack Hadjar konnte er bisher nur einen einzigen Sieg feiern und das obwohl er eigentlich gegen den Franzosen einen gewissen Erfahrungsvorsprung geltend machen sollte. Dazu kommen noch Kollisionen, die er verschuldet. Am Samstag räumte er im Sprint Fernando Alonso ab, der Startcrash gegen Jack Doohan ist noch entschuldbarer, aber er geht auch eher auf Lawsons Kappe. Und dabei war es nicht das erste Mal: In Bahrain wurde er gleich zweimal für einen Unfall bestraft, in Saudi-Arabien sammelte er eine Strafe für das Abkürzen von Kurve 2. Ein strafenfreies Wochenende würde Liam Lawson einmal guttun.