Es wurde im Finale richtig eng, doch es reichte dennoch für Mercedes. Im ganzen Qualifying der Formel 1 in Las Vegas kam Ferrari den bisherigen Pace-Settern immer näher. Aber 98 Tausendstel fand George Russell im letzten Schlagabtausch, um sich die Pole zu krallen. Noch beeindruckender aber Pierre Gasly mit einem dritten Startplatz aus dem Nichts.

Das Ergebnis: Russell teilt sich die erste Startreihe mit Carlos Sainz. Gasly hatte sich schon in Q2 kurz gezeigt, und in Q3 tauchte er plötzlich mit einer Wahnsinns-Runde auf dem dritten Platz aus und schlug sogar Charles Leclerc. Mager war die Ausbeute für Max Verstappen – doch mit P5 ist er momentan auf Kurs, die WM morgen klarzumachen. Denn McLaren war mit den Plätzen 6 für Lando Norris und 8 für Oscar Piastri noch enttäuschender.

Nico Hülkenberg schaffte es einmal mehr in Q3 – neben ihm glänzten auch Pierre Gasly und Yuki Tsunoda mit Top-10-Ergebnissen. Zhou Guanyu schlug zum zweiten Mal in 2024 Valtteri Bottas. Sergio Perez scheiterte daran, sich aus Q1 zu befreien. Franco Colapinto brachte Alex Albon in Q1 eine heftige Niederlage bei, nur um dann in Q2 heftig zu crashen.

Das Wetter: Die Kälte hielt für das ganze nächtliche Qualifying an, mit 12 Grad Luft- und 15 Grad Streckentemperatur war es nur unwesentlich wärmer als zur gleichen Uhrzeit am Vortag.

Q1 in Las Vegas: Sergio Perez scheitert an Liam Lawson

Sieben der acht Fahrer der Top-Teams waren in Q1 völlig unantastbar. Am Ende entschied Russell mit 39 Tausendstel Vorsprung auf Hamilton einen Schlagabtausch für sich, der aufgrund der Streckenentwicklung eher ein Muster ohne Wert war. Auch Haas sparte sich einen Reifensatz, indem man erst sieben Minuten vor Schluss überhaupt loslegte. Etwas Glück war dabei, als sich Kevin Magnussen auf der letzten Runde verbremste und auch Nico Hülkenberg in einen Fehler lockte. Beide hatten aber davor schon gute Zeiten gesetzt.

Sieben von acht Spitzenfahrer also – denn wieder hatte Sergio Perez einen riesigen Rückstand von fast einer Sekunde auf die Spitzengruppe. Er war so einmal mehr zu langsam, um sich aus Q1 zu befreien. Um 0,068 Sekunden scheiterte er auf P16 an Liam Lawson, der auf P15 knapp weiterkam.

Red Bull-Fahrer Sergio Perez
Sergio Perez flog einmal mehr in Q1 raus, Foto: LAT Images

Auch raus war Fernando Alonso. Sowie Alex Albon, der deutlich Franco Colapinto (P9) unterlag. Hinter ihm kamen nur zwei. Valtteri Bottas, der erst zum zweiten Mal in diesem Jahr von Zhou Guanyu geschlagen wurde. Und Lance Stroll. Der holte den letzten Platz, hatte aber erst drei Minuten vor Schluss losfahren können. Nach einem ERS-Defekt in FP3 hatte das Team nur gerade so das System tauschen können.

Qualifying – Session Q1
Zwischenfälle: Magnussen & Hülkenberg in Kurve 5 kurz im Aus
ausgeschieden: 16. Perez – 17. Alonso – 18. Albon – 19. Bottas – 20. Stroll
Top-5: 1. Russell – 2. Hamilton – 3. Verstappen – 4. Leclerc – 5. Piastri

Q2 in Las Vegas: Nächster schwerer Williams-Unfall

Die Spitze absolvierte auch in Q2 das Pflichtprogramm. Allerdings untermauerte Mercedes immer mehr den Anspruch auf eine Favoritenrolle. Wieder Bestzeit, diesmal durch Hamilton vor Sainz und Russell. Dahinter krachte es bei ablaufender Uhr heftig. Ausgerechnet bei Williams. Franco Colapinto küsste durch Kurve 16 innen die Wand, verlor die Kontrolle und schlug heftig am Ausgang in die Betonwand ein.

Colapinto blieb unverletzt, das Auto war aber völlig zerstört. Ein Desaster für ein Team, das nach mehreren schweren Unfällen an ernster Ersatzteil-Knappheit leidet. Der Abbruch brachte nur einen weiteren Fahrer, Liam Lawson, um die entscheidende letzte Runde. Lawson wurde 15.

Neben Lawson und Colapinto verabschiedeten sich auch Zhou Guanyu (P13), Kevin Magnussen (P12) und Esteban Ocon (P11). Ocon scheiterte um nur eine Zehntel an Nico Hülkenberg, der auf P10 weiterkam. Die zwei verbleibenden freien Plätze für Q3 füllten Yuki Tsunoda sowie ein einmal mehr starker Pierre Gasly, der mit seinem zweiten Versuch sogar bis auf den vierten Platz vorgefahren war.

Qualifying – Session Q2
Zwischenfälle: Colapinto crasht in Kurve 16
ausgeschieden: 11. Ocon – 12. Magnussen – 13. Zhou – 14. Colapinto – 15. Lawson
Top-5: 1. Hamilton – 2. Sainz – 3. Russell – 4. Gasly – 5. Leclerc

Q3 in Las Vegas: Russell vs. Sainz im Showdown

Die Mercedes-Pole zeichnete sich immer deutlicher ab – im ersten Q3-Schlagabtausch setzte sich Russell trotz Mauerkuss in Kurve fünf mit über zwei Zehnteln Vorsprung gegen Sainz durch. Verstappen fehlten vier Zehntel, Norris und Piastri fuhren erst mit angefahrenen Reifen. Leclerc und Hamilton patzten auf ihren ersten Versuchen, Hamilton landete sogar in Kurve 12 im Notausgang. Für sie würde der zweite Versuch der alles Entscheidende sein.

So einfach machte es Ferrari Russell aber nicht. Leclerc und Sainz legten im zweiten Versuch noch einmal ordentlich nach. Besonders Sainz. Aber Russell, der nun als Letzter rausfuhr, hatte noch 98 Tausendstel in der Hinterhand und konnte Sainz knapp bezwingen. Sensationell riss hinter dem Duo Pierre Gasly den dritten Platz an sich und verwies Leclerc auf P5.

Alpine-Fahrer Pierre Gasly
Pierre Gasly mit einer unglaublichen Vorstellung in Q3, Foto: LAT Images

Trotz des schwachen Wochenendes schaffte es Verstappen im Finale noch auf den fünften Platz. McLaren enttäuschte: Norris schaffte es nur auf P6 vor Tsunoda, der Piastri gar auf P8 verdrängte. Hülkenberg blieb auf P9 vor Hamilton, der mit einem Quersteher in Kurve vier auch seinen zweiten Versuch entwertete.

Qualifying – Session Q3
Zwischenfälle: Hamilton-Ausritt in Kurve 12 auf erstem Versuch
Top-5: 1. Russell – 2. Sainz – 3. Gasly – 4. Leclerc – 5. Verstappen