Die Formel-1-Saison 2024 ist mit 24 Grands Prix ohnehin bereits die längste der Geschichte – und doch könnte sie noch verlängert werden. Die Diskussionen über ein Rookie-Sprintrennen nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi haben in den letzten Wochen weiter fahrt aufgenommen. Während es zunächst danach aussah, als könne die Idee erstmals 2025 umgesetzt werden, scheint inzwischen schon eine Austragung des Rookie-Sprints in diesem Jahr wahrscheinlich.

Hinter den Kulissen wird bereits über Details des Formats diskutiert. “Man muss es nicht unnötig kompliziert machen”, fordert Christian Horner, der die Idee eigenen Aussagen zufolge erst an den Verhandlungstisch gebracht hat. “Man muss hauptsächlich das Sportliche Reglement für die Sprints adaptieren, dann ist das durchaus machbar”, meint der Red-Bull-Teamchef.

Doch so einfach ist es – wie so oft in der Formel 1 – nicht. Einerseits geht es um den Zeitplan. Der Rookie-Sprint soll am Dienstag nach dem Saisonfinale statt des Reifentests stattfinden. Das Sportliche Reglement sieht an diesem Tag einen ganzen Testtag mit zwei Autos pro Team vor. Eines davon muss von einem Rookie pilotiert werden.

Training, Qualifying und Rookie-Rennen an einem Tag

Für die Rookies wäre ein Rennen deutlich attraktiver, doch gleichzeitig sollen eigentlich auch Reifen für die nächste Saison getestet werden – dafür ist der Test schließlich im Reglement verankert. Pirelli bringt 2025 neue Reifen und möglicherweise mit dem C6 eine zusätzliche Mischung. Gerade in Abu Dhabi wären Tests für die extrem weiche Mischung sinnvoll.

Alpine-Fahrer Esteban Ocon
Traditionell finden nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi Reifentests statt, Foto: LAT Images

Dafür soll es parallel zum Rookie-Programm noch Testfahrten für die Stammfahrer geben. Am Vormittag sollen die Teams zwei Autos einsetzen. In einem kann der Rookie für das spätere Event trainieren, im anderen kann ein Stammfahrer Reifen für 2025 testen.

Am Nachmittag, so sehen es die aktuellen Pläne vor, soll der Dienstag dann zum reinen Rookie-Event werden. Erst fahren die zehn Youngster die Startplätze in einer verkürzten Qualifikation aus, später kommt es zum Sprint-Rennen über 100 Kilometer.

Diese Pläne sind zumindest in der Schublade, müssen aber noch genauer ausgearbeitet und schließlich auch von der Formel-1-Kommission beschlossen werden. Für die Formel 1 würde das ein zusätzliches Event bedeuten, mit dem sich Geld verdienen lässt, für die FIA vor allem zusätzlichen Aufwand.

Wer zählt als Formel-1-Rookie?

Neben dem genauen Ablauf müssen auch noch andere Details definiert werden. Wie zum Beispiel die Frage, wer überhaupt an den Start gehen darf? Derzeit sieht das Reglement Fahrer als Rookies an, die maximal zwei Grand-Prix-Starts absolviert haben. Franco Colapinto zählt so am Ende der Saison nicht mehr als Rookie und auch Liam Lawson dürfte nicht für Red Bull oder die Racing Bulls ran, weil er in der vergangenen Saison fünf Mal für Daniel Ricciardo einsprang. Auch die Lizenz könnte ein Diskussionspunkt sein: Genügt eine Trainings-Superlizenz oder muss es schon eine komplette Superlizenz sein?

Mercedes dürfte die Horner-Idee des Rookie-Sprints gefallen, weil man mit Kimi Antonelli den Hamilton-Ersatz schon für den Ernstfall trainieren könnte. Mit Oliver Bearman und Jack Doohan gibt es mindestens zwei weitere Rookies, die so schon für ihre zukünftigen Teams an den Start gehen könnten.

Mögliche Young Driver beim Abu Dhabi Rookie Sprint

Team Fahrer
Red Bull Isack Hadjar
Mercedes Kimi Antonelli
Ferrari Robert Shwartzman
McLaren Gabriel Bortoleto / Patricio O’Ward
Aston Martin Felipe Drugovich
Alpine Jack Doohan
Williams Zak O’Sullivan / Luke Browning
Racing Bulls Ayumu Iwasa / Arvid Lindblad
Sauber Theo Pourchaire / Zane Maloney / Gabriel Bortoleto
Haas Oliver Bearman

Neben der Fahrer-Frage gibt es weitere Punkte, die genauer definiert werden müssen: Zählt das Rookie-Rennen zur Budget-Obergrenze? Wie steht es um Motoren und Getriebe: Müssen die Komponenten aus der abgelaufenen Saison eingesetzt werden? Theoretisch dürfen die Teams bei Testfahrten komplett frische Aggregate einbauen. Aus Gründen der Kosten und der Logistik passiert das nach der Saison eher selten.

Rookie-Rennen und gleichzeitig Hamilton im Ferrari?

Spannend ist die Diskussion auch, weil der Test nach Saisonende nicht nur aus Reifen-Sicht interessant ist. Mit Lewis Hamilton, Carlos Sainz, Esteban Ocon und Nico Hülkenberg wechseln mindestens vier Fahrer zur Formel-1-Saison 2025 Teams. Oftmals drücken die bisherigen Arbeitgeber ein Auge zu oder die Verträge erlauben es ohnehin und die Piloten dürfen schon beim Reifentest für ihre neuen Teams fahren.

Oftmals testen Piloten schon für ihre neuen Teams, dann aber meist ohne Sponsorenlogos - wie hier Fernando Alonso, Foto: LAT Images
Oftmals testen Piloten schon für ihre neuen Teams, dann aber meist ohne Sponsorenlogos – wie hier Fernando Alonso, Foto: LAT Images

Weil es so viele Wechsel gibt, ist der ‘Reifentest’ auch für die Stammfahrer deutlich interessanter als sonst. Die aktuellen Pläne sehen aber keine ganzen Testtag für die Routiniers vor, wie er eigentlich im Reglement verankert ist.

Aus Reifen-Sicht spricht nichts gegen den Rookie-Sprint: Pirelli hat genügend Pneus für Rennen und Qualifying und mit den Testmöglichkeiten sind die Italiener ebenfalls zufrieden.