Das Pflichtprogramm hat McLaren am Freitag bei der Formel 1 in Katar erledigt – Lando Norris sicherte sich die Pole für den Sprint. Aber im Sprint-Qualifying verpuffte eine anfängliche Dominanz im finalen Schlagabtausch. Es ist aber nicht Ferrari, sondern Mercedes, die Norris zittern ließen und Oscar Piastri in einem etwas durchwachsenen Schluss-Spurt sogar eine Position kosten.

“Wir haben erwartet, hier schnell zu sein, da ist es etwas enger als wir gewollt hätten”, räumt Norris ein. Nachdem der McLaren in SQ1 und SQ2 auf dem verpflichteten Medium-Reifen unschlagbar schien, brachte der Soft in SQ3 die Konkurrenz wieder ins Spiel. Womöglich brauchte Norris am Ende sogar etwas Glück, um 63 Tausendstel Vorsprung auf George Russell zu retten.

Norris’ erste Runde im letzten Segment war eine gute gewesen, doch dann konnte er nicht mehr nachlegen: “Ein paar Fehler zu viel.” Russell konnte noch einmal nachlegen – und obendrauf war er in der langen Dreifach-Rechts im letzten Sektor nahe dran, voll am Gaspedal zu bleiben. Das traute sich Norris am Freitag noch nicht: “Da hatte ich Probleme. Aber ein paar andere Autos sind da voll durch.”

Bei Russell löste das ein kurzes Laden des Mercedes-Hybrids aus und kostete ihm wohl minimal Zeit. Ob es die 63 Tausendstel waren, lässt sich aber nicht feststellen, da Russell durch das schnellere Durchfahren direkt davor eben ein bisschen Zeit gewonnen hatte. Unter dem Strich bleibt es dabei: Norris steht auf der Pole. Viel wichtiger für ihn sowieso: Er und Oscar Piastri stehen klar vor den von den Plätzen vier und fünf losfahrenden WM-Gegnern von Ferrari.

McLaren erwartet harten Fight im Katar-Sprint

“Es war ein tolles Qualifying heute, erst recht nach dem letzten Rennen in Las Vegas”, kann Norris sich trotzdem aber erst einmal über ein positives Signal freuen. “Im Training waren wir schnell, aber hatten noch Probleme, waren etwas von Ferrari weg. Im Qualifying haben wir einen Schritt vorwärts gemacht.”

Das schwache letzte Wochenende scheint tatsächlich ein Einzelfall zu bleiben. Damit ist klar: “Unser Ziel ist dein Doppelsieg. Die Punkte für die Konstrukteurs-WM maximieren.” Aktuell führt McLaren 24 Punkte vor Ferrari. Mathematisch gibt es bereits Szenarien, wie das Team in Katar seinen ersten Konstrukteurs-Titel seit 1998 holen kann. Über das ganze Wochenende hinweg – Sprint und GP – muss das Team 21 Punkte mehr machen als Ferrari. Außerdem darf man maximal acht Punkte auf die drittplatzierte Red-Bull-Mannschaft verlieren.

Auch wenn es im Sprint deutlich weniger Punkte gibt, so ist das Potenzial nicht zu verachten. Erst recht, wenn Russell und Max Verstappen Ferrari aufhalten. Schaffen Norris und Piastri davor den Doppelsieg, während Ferrari auf den Plätzen vier und fünf bleibt, hätte man bereits 6 Zähler auf die Scuderia gewonnen.

Oscar Piastri in Katar hintendran: Viel Stress im Sprint-Qualifying

Für den Doppelsieg braucht es aber eben auch Oscar Piastri. Der tat sich im Sprint-Qualifying merklich schwerer: “Zu Beginn war es schwierig, aber gegen Ende bin ich in den Rhythmus gekommen. Es ist nur sehr eng da draußen.” Nicht nur zwischen den Fahrern, sondern auch mit den Track Limits. Zwei Mal wurde Piastri im Laufe des Sprint-Qualifyings eine Zeit gestrichen.

McLaren-Fahrer Oscar Piastri kommt als Dritter im Parc Ferme an
Oscar Piastri schaffte es im Sprint-Qualifying nur bis auf den dritten Platz, Foto: LAT Images

Letztendlich machten keine der beiden Streichungen – eine in SQ2, eine in SQ3 – einen Unterschied. Nur setzten sie Piastri im Verlauf der Session immer mehr unter Druck. Seine zweite Runde in SQ2 musste sitzen. Auch auf dem Versuch war er bei mehreren Kurven weit draußen auf dem Kerb.

In SQ3 fehlten Piastri dann 96 Tausendstel auf Russell. Jetzt muss er sich im Rennen am Mercedes vorbeikämpfen. Die Vorzeichen dafür stehen bisweilen aber gut. Piastri führte im Training die kurze Longrun-Tabelle auf Medium an. Wie an jedem Sprint-Wochenende gilt aber auch hier aufgepasst. Teams fahren oft unterschiedliche Programme. Manche legen größeren Fokus auf den Grand Prix.

Ferrari fuhr nur Longruns auf Hard, und sah dabei gefährlich aus. Wirkliche Antworten wird erst der Sprint liefern. “Ich rechne damit, dass alle uns fordern werden, das wird kein einfaches Rennen”, prognostiziert Norris und ergänzt auch Mercedes: “Longruns könnten ihnen entgegenkommen.”