Max Piehler
Formel 1 Ressort
Max hat weder die Schumacher-Zeit im Ferrari erlebt, noch Vettels Red-Bull-Zeit tiefgründig verfolgen können. Trotzdem wurde die Formel 1 früh seine Lieblings-Rennserie.MEHR

Nachhaltigkeit ist zwar nicht das erste Attribut, das mit Motorsport in Verbindung gebracht wird. Doch auch vor der Formel 1 macht die Ressourcenknappheit nicht Halt – und ebenso wenig der Kostendruck durch die Budgetobergrenze auf Seiten der Formel-1-Teams. McLaren präsentiert sich nun als Vorreiter für die Königklasse und hat einen Leitfaden für die Formel-1-Teams entwickelt.
Mit diesem soll die Kreislaufwirtschaft eines Formel-1-Teams messbar gemacht werden. Das Projekt steckt bisher in den Kinderschuhen, trotzdem plant die FIA den Leitfaden zeitnah den anderen Teams zur Verfügung zu stellen. „Wir hoffen, ihn [den Leitfaden; d. Red.] bald auf alle F1-Bereiche ausweiten zu können. Ebenso hoffen wir, dass wir die gesamte Autoindustrie erreichen“, erklärte FIA-Technik-Chef Nikolas Tombazis.
McLaren hat den Leitfaden in Zusammenarbeit mit seinem Transformationspartner Deloitte entwickelt. Sehr detailliert scheint dieser aber noch nicht zu sein, wie zum Beispiel in Bezug darauf, wie die Endlösung für die Autoteile nach deren Einsatz aussieht. „Er sagt einem nicht, was man am Ende damit machen soll. Aber er ist sicherlich hilfreich, wenn es darum geht, was als für die Kreislaufwirtschaft optimiert zu bezeichnen ist“, erklärte Kim Wilson, Nachhaltigkeits-Verantwortliche bei McLaren.
Die Vision sei ein vollständig in die Kreislaufwirtschaft integriertes Formel-1-Auto. Die ersten Schritte betreffen allerdings den Leitfaden im Detail: „Er wird immer genauer werden, damit er ein immer stärkeres Instrument zur Berechnung dieser Parameter wird“, erhofft sich Wilson. Im nächsten Nachhaltigkeitsbericht will McLaren zumindest einen Ausgangswert zur Kreislaufwirtschaft veröffentlichen.
Dass es dem Leitfaden an Prägnanz fehlt, kann nach Ansicht von Deloitte auch eine Stärke sein. „Wenn man versucht, zu spezifisch zu werden, könnte man hier die Innovation ersticken. Und eigentlich wollen wir sie fördern“, erklärte David Rakowski von McLarens Transformationspartner. „Wir wollen das also offenlassen, aber einen Rahmen und eine Methodik schaffen.“
McLaren ging bereits 2023 neue Wege in der Formel 1

Der Anspruch für mehr Nachhaltigkeit ist bei McLaren gesteckt, allerdings nicht um jeden Preis wie Wilson betont: „Wir wollen niemals unsere Performance auf der Strecke beeinträchtigen.“ Im vergangenen Jahr gewann das Team mit Lando Norris und Oscar Piastri den Konstrukteurstitel. Für Technik-Chef Tombazis ist das Beweis genug, dass sich das Streben nach Nachhaltigkeit und der Wunsch nach Erfolg nicht ausschließt.
McLaren, das im siebten Saisonrennen erstmals den neuen C6-Reifen verwenden darf, war das erste Team, das drei Sterne bei der Nachhaltigkeits-Akkreditierung der FIA erreicht hatte. Den Papayas gelang es, neue Wege beim Einsparen von Ressourcen zu gehen ohne den sportlichen Erfolg einzubüßen. „Wir waren in Austin 2023 das erste Team, das versucht hat, recycelte Carbonfasern zu verwenden. 2024 haben wir es noch einmal bei für die Performance wichtigen Teilen in Silverstone versucht“, so Wilson. An dem Prozess, Kohlefasern wiederzuverwenden, werde im Hintergrund weitergearbeitet.
Beim Thema Nachhaltigkeit scheint McLaren an der Spitze zu sein. Das vergangene Rennen in Suzuka gewann hingegen Max Verstappen im unterlegenen Red Bull. Hat sich McLaren verpokert? Das sagt F1-Experte Christian Danner:
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