Nach 16 Jahren steht ein italienischer Formel 1-Pilot wieder auf dem Podium. Entsprechend sind die Lobgesänge der italienischen Medien auf Kimi Antonelli nach seinem dritten Platz in Kanada keine große Überraschung. Noch länger und zwar 19 Jahre liegt der Sieg von Giancarlo Fisichella zurück. Seitdem warten die Italiener auf einen Siegfahrer aus ihren Reihen.

Antonelli lässt Italien ausflippen

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff versteht die Euphorie in Italien. “Sie haben seit langem keinen Fahrer mehr, der in einem Auto sitzt, das Rennen oder Meisterschaften gewinnen kann. Die Begeisterung ist daher riesig”, erklärte der Österreicher abseits seines Heimrennens in Spielberg. Gleichzeitig hält der 53-Jährige die aktuellen Lobgesänge auf den Mercedes-Rookie für gefährlich. “In einem so leidenschaftlichen Land ist es gefährlich, einen 18-Jährigen nach einem Podiumsplatz zum Helden zu erheben”, betonte Wolff. Er befürchtet, dass die Entwicklung von Antonelli durch all die Aufmerksamkeit Schaden nehmen könnte.

Nach einem schwierigen Europa-Triple-Header – Andrea Kimi Antonelli holte in drei Rennen nur einen mageren Punkt – bezeichnete er die Formel 1 als Haifischbecken. “Wenn man keine Leistung bringt, wird man von den Haien gefressen.” In seiner Medienrunde am Donnerstag in Österreich betonte er noch einmal, wie groß der Druck in den vergangenen Wochen gewesen sei und wie sehr ihm das Kanada-Podium mental geholfen habe. Entsprechend versucht Mercedes seinen jungen Fahrer so gut es geht von allem abzuschirmen. Das Team hat vor allem aus den Fehlern in Imola gelernt.

Toto Wolff: Antonelli hat schon genug Druck

Bei seinem Heimrennen wurde Antonelli von Familie, Freunde und Gratulanten regelrecht umringt. Auch seine Schulklasse war im Formel-1-Paddock zu Gast. All die Ablenkungen beeinträchtigten die Performance des 18-Jährigen auf der Strecke. Er selbst gab zu, bereits vor dem Rennstart ausgelaugt gewesen zu sein. “Es ist schon genug Druck, im Auto zu sitzen, George Russell als Teamkollegen zu haben und einen Mercedes zu fahren, mit dem man Rennen gewinnen kann. Wenn dann noch das Umfeld Druck auf ihn ausübt, ist das etwas, wovor wir ihn wirklich schützen müssen. Und genau das versuchen wir”, stellte Wolff klar.

In seiner ersten Formel-1-Saisonhälfte hat Antonelli schon einige Höhen, aber auch Tiefen erlebt. Als jüngster Spitzenreiter in einem Grand Prix, jüngste Pilot auf der Pole Position hat er die Formel-1-Geschichtsbücher neu geschrieben. Gleichzeitig lernte er die harte Realität der Formel 1 mit Leistungsrückschlägen und wiederkehrenden (Reifen)-Problemen kennen. Aktuell liegt Antonelli mit 63 Punkten auf Platz sieben der Fahrerwertung.