Eigentlich muss Ferrari Punkte auf McLaren gutmachen, wenn es mit dem ersten Konstrukteurstitel in der Formel 1 seit 2008 noch etwas werden soll. Doch der Freitag in Katar bringt für Maranello erstmal einen Dämpfer. Lando Norris holt Pole-Position für den Sprint und Oscar Piastri wird hinter George Russell Dritter. Damit stehen beide Papayas vor den Roten, die erst auf den Starplätzen vier und fünf folgen. Dabei war die Scuderia im Training noch vorn. Wo war die Pace hin?

FP1 zu gut, um wahr zu sein: Untersteuern bremst Ferrari

In der Nachbetrachtung des Trainings zeigte sich bei den Ferrari-Fahrern erstmal Verwunderung. “Aus irgendeinem Grund war das FP1 weit über unseren Erwartungen. Jetzt ist es mehr mit dem übereinstimmend, was wir eigentlich erwartet haben. Wir sind also wieder zurück in der Realität, aber natürlich gab es nach dem FP1 Hoffnung auf etwas Besseres”, musste Charles Leclerc nach dem Qualifying zugeben. Teamkollege Carlos Sainz gab erst gar nichts auf das Ergebnis am Nachmittag: “Ich interpretiere nie zu viel in FP1 hinein. Du weißt nie, mit welcher Spritladung und Motoreneinstellung die anderen fahren.”

Ferrari-Fahrer Carlos Sainz Jr.
Carlos Sainz litt an Untersteuern, Charles Leclerc ebenso, Foto: LAT Images

Also ist das Pace-Defizit auf McLaren und auch auf einen Mercedes Realität? Beim Monegassen hört es sich schwer danach an: “Wenn du alles gibst und dann bist du nur auf Platz vier und fünf, dann ist das nicht gerade großartig, wenn man bedenkt, wie wichtig dieses Wochenende für uns ist.” Das Hauptproblem des Boliden, besonders auf weichen Reifen im SQ3, erklärte Sainz: “Obwohl die Runde sauber war, hatte ich viel Untersteuern im Auto. Ich konnte das Auto über die gesamte Runde einfach nicht einlenken. Das war hart. Es war meine einzige Chance auf eine Runde. Also konnte ich auch keine Risiken mit den Track-Limits eingehen. Da ich die vorherige Runde verlor, musste ich sicherstellen, dass ich eine im Tableau habe.”

Schlechtes Timing macht Carlos Sainz das Leben noch schwerer

Doch warum hatte er nur eine Runde? Zusätzlich zum Untersteuern beging Ferrari auch noch einen Fehler im Timing. Der erste Versuch des Spaniers ging in die Hose: “Leider waren wir in einer Situation, wo ich in die Sektoren Eins und Zwei ging, als Max [Verstappen] vor mir war und seine Reifen vorbereitet hat. Da hatte ich ziemlich viel verwirbelte Luft, als ich ihm folgte. Dazu war die Balance einfach weg. Wir bekamen viel Untersteuern.” Angesichts dessen gelang wenigstens Schadensbegrenzung: “Dann musste ich die Reifen wieder für zwei Runden abkühlen. Als ich wieder loslegte, war die Balance mit dem Untersteuern immer noch da. Aber ich musste eine Runde hinlegen und das war immerhin genug für Platz vier.”

Es bleibt eine schlechte Ausgangslage für den Sprint. McLaren liegt ohnehin 24 Punkte vorn und es könnten bereits am Samstag einige mehr werden. Die Hoffnung, dennoch aufzuholen, hat Leclerc kaum: “Wenn wir uns das FP1 ansehen, dann ja. Wenn wir uns das Qualifying ansehen, dann nein. Das repräsentativere war das Qualifying, also sind wir in keiner guten Position.”

Ferrari schreibt Sprint quasi ab: Voller Fokus auf Qualifying und Rennen

Auch Teamchef Fred Vasseur schrieb den Sprint fast schon ab. “Wenn wir es positiv sehen wollen, können wir sagen, dass die wichtigen Punkte erst am Sonntag vergeben werden. Also müssen wir reagieren, für das Qualifying morgen Abend bereit sein und sicherstellen, dass wir ein gutes Auto für Sonntag haben”, gab der Franzose an. Eine Kampfansage hört sich anders an. Auch die Hoffnung auf das Reifenphänomen, welches Erzrivale McLaren in Las Vegas ausbremste, hat der Teamchef für das Kurzrennen kaum: “Das Sprintrennen findet etwas früher am Tag statt, sodass die Streckentemperatur höher sein wird und es weniger Graining geben sollte.”

Und so muss die Scuderia wohl mehr darauf hoffen, im Sprint Schadensbegrenzung zu betreiben und dann im Grand Prix doch noch Punkte aufzuholen. Selbst wenn Ferrari den vorzeitigen Titelgewinn McLarens in Katar verhindert, so braucht es vermutlich einen niedrigeren Rückstand als die aktuellen 24 Punkte, um im Abu-Dhabi-GP eine realistische Chance zu haben. Da nach dem Sprint noch einmal Hand ans Setup gelegt werden darf, hat Sainz diese Hoffnung noch nicht aufgegeben: “Ich glaube morgen haben wir die Chance, das Auto deutlich zu verbessern, vor allem auf dem weichen Reifen. Da können uns hoffentlich einige Fortschritte gelingen.”

Bei Konkurrent McLaren lief auch nicht alles perfekt, aber am Ende setzten sie sich durch. Hier lest ihr, was sich Lando Norris und Oscar Piastri für Sprint und Qualifying am Samstag vorgenommen haben: