Christian Menath
Ressortleiter Formel 1
Schnüffelt gerne am Print-Magazin, gibt mit seiner bestandenen Steward-Prüfung an, hält lange Monologe, war einst gut im Mario Kart – und liebt die F1 bedingungslos.MEHR
Am Mittwochmorgen verkündete die Formel 1 eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute zuerst: Der Belgien GP in Spa bleibt bis einschließlich 2031 im Kalender. Die schlechte Nachricht: Ab 2027 fahren die Formel-1-Autos nur noch alle zwei Jahre durch Eau Rouge. Konkret wurde der ursprünglich am Ende dieser Saison auslaufende Vertrag für die Jahre 2026, 2027, 2029 und 2031 verlängert.
Damit macht die Formel 1 bei ihrer Idee des rotierenden Rennkalenders erstmals Nägel mit Köpfen. Weil die Nachfrage neuer Grands Prix ungebrochen hoch, der Platz im Kalender aber begrenzt ist, kündigte Formel-1-Boss Stefano Domenicali bereits vor geraumer Zeit an, dass es in Zukunft nicht mehr jedes Rennen jedes Jahr geben wird.
Dass es dabei vor allem europäische Traditionsrennen treffen würde, war auch klar. Im Gegensatz zu Saudi-Arabien , Katar und Co. können die Promoter in Europa nicht mit Geld um sich werfen. Die Formel 1 verlangt von den Strecken zweistellige Millionensummen als Antrittsgebühr.
Bei den europäischen Rennen ist dabei deutlich weniger Geld zu verdienen als andernorts. Die meisten Traditionsrennen können zwar ebenfalls nur mit finanzieller Unterstützung aus öffentlicher Hand bestehen, verglichen mit anderen Regionen sind die Gelder, die zugeschossen werden, aber Peanuts.
In Spa kommt die finanzielle Unterstützung von der Region Wallonien. Pierre-Yves Jeholet, Wirtschaftsminister und Vizepräsident der wallonischen Regierung liefert die Gründe für die Millionen-Zuschüsse: “Dank der Formel 1 steht Spa-Francorchamps und damit auch Wallonien im Zentrum der Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit. Neben diesem internationalen Schaufenster generiert die Veranstaltung auch signifikanten wirtschaftlichen Nutzen für Wallonien und Belgien.”
Formel 1 will Traditionsstrecken behalten
Obwohl in anderen Regionen mehr Geld zu verdienen ist, will die Formel 1 ihren Kern in Europa nicht ganz verlieren. Deshalb nimmt man bei diesen Rennen Einbußen bei den Antrittsgebühren hin. Die Warteliste finanzkräftiger Rennstrecken ist aber lang. 2024 schaffte die Königsklasse des Motorsports erstmals 24 Rennen in einer Saison. Nur 10 der 24 Rennen (inklusive Aserbaidschan) fanden in Europa statt.
Auch wenn theoretisch bis zu 25 Grands Prix möglich wären, will man den Kalender nicht weiter ausbauen. Schon jetzt sind die tausenden Mitarbeiter des Formel-1-Trosses am Limit. Um dennoch Platz für neue Austragungsorte zu haben und nicht auf die Millionen der finanzkräftigen Länder zu verzichten, wird zukünftig in Europa rotiert.
Mit Stefano Domenicali hat die Formel 1 keinen Erbsenzähler an der Spitze. Der ehemalige Ferrari-Rennleiter hat noch etwas für den Sport übrig: “Spa-Francorchamps wird zu Recht von Fahrern und Fans gleichermaßen als eine der besten Rennstrecken der Welt gepriesen. Die Formel 1 hat dort über die vielen Jahre hinweg unglaubliche Momente erlebt.”
Mit welchem Kurs Spa ab 2027 alternieren wird, steht noch nicht fest. Möglich wäre aber auch ein Doppelpass mit Zandvoort. 2026 wird der Heim-GP von Max Verstappen eigentlich zum letzten Mal ausgetragen. Die beiden Rennstrecken liegen nur 300 Kilometer voneinander entfernt.
Rotationen im Formel-1-Kalender sind nicht gänzlich neu, auch wenn Bernie Ecclestone seinerzeit kein Fan dieser Idee war. Zuletzt teilten sich der Hockenheimring und der Nürburgring den Deutschland GP. Von 2008 bis 2014 fand der Grand Prix abwechselnd auf den beiden Traditionsrennstrecken statt.
Formel-1-Historie in Spa-Francorshamps
Mit der Spa-Verlängerung können sich die Fans mindestens bis 2031 über einen absoluten Klassiker im Rennkalender freuen. Die Ur-Version der heute mit 7,004 Kilometer längsten Formel-1-Strecke wurde bereits 1921 eröffnet. Schon 1950, in der ersten Saison der Königsklasse, war Spa Bestandteil des Rennkalenders.
Seit 1950 wurden 57 Belgien GPs auf der Ardennenachterbahn, wie der Circuit de Spa-Francorchamps gerne genannt wird, ausgetragen. Charakteristisch für die Strecke sind die großen Höhenunterschiede, schnelle Kurven und vor allem der legendäre Streckenabschnitt Eau Rouge.
Einst eine echte Mutkurve, geht Eau Rouge mit heutigen Formel-1-Autos ohne Probleme vollgas. Die Gefahr hat der Streckenabschnitt aber leider nie verloren. Zuletzt gab es größere Umbauarbeiten in der Auslaufzone, damit die Boliden bei schweren Unfällen nicht mehr so leicht auf die Fahrbahn zurückgeschleudert werden.
Neben Umbauarbeiten an der Strecke selbst werden derzeit auch große Investitionen an Tribünen und Streckengebäuden getätigt. Die Formel 1 pocht inzwischen darauf, dass neben den Strecken selbst auch die Infrastruktur auf dem Niveau der Königsklasse ist.
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