War es nun Daniel Ricciardos letzter Formel-1-Grand-Prix oder nicht? Über dem gesamten Wochenende in Singapur schwebte die Frage nach der Zukunft des Australiers. Als man ihm am Sonntag nach dem Rennen ins Gesicht blickte, war es schwer, den Abschiedsschmerz zu übersehen. Und auch wenn sein Rausschmiss von Racing Bulls noch nicht offiziell kommuniziert wurde, ließen sämtliche Aussagen der Vertreter aus dem Red-Bull-Lager inklusive Ricciardos eigener Worte am vergangenen Wochenende kaum Zweifel daran, dass er in Singapur das letzte Mal Teil der Formel 1 war.

“Es war mir bewusst, dass dies womöglich mein letztes Rennen ist”, gestand Ricciardo am Sonntagabend offen ein. Sogar im Presse-Statement von Racing Bulls wird Teamchef Laurent Mekies wie folgt zitiert: “Dies könnte Daniels letztes Rennen gewesen sein.” Der endgültigen Entscheidung weicht man aber aus. Dem Australier, der sich über Jahre hinweg für Red Bull verdient gemacht hat, bleibt ein offizielles Abschiedsrennen somit womöglich verwehrt. Nach dem Großen Preis von Singapur nahm auch Christian Horner, der Teamchef von Red Bull, Stellung zur Zukunftsperspektive von Daniel Ricciardo.

Red Bull evaluiert Zukunft: Formel-1-Pause bringt Gewissheit für Daniel Ricciardo

Die Beratung über die Cockpit-Besetzung beim Junior-Team solle nun in der freien Zeit bis zum nächsten Rennen stattfinden. “Wir haben jetzt eine Phase, in der wir die Leistungen der Fahrer in Relation zueinander bewerten”, meinte Horner mit Blick auf die anstehende Pause vor dem letzten Saisonviertel. Dies sei dem Teamchef zufolge ein logischer Zeitpunkt, um über die Ricciardo-Frage nachzudenken.

Ergänzend bemerkte er: “Ich denke, dass wir Daniel sehr gut kennen. Wir wissen, wozu er fähig ist und wie er ein Auto fährt.” Dementsprechend hätte das Team alle nötigen Kenntnisse, um eine Entscheidung zu treffen. Noch in dieser Woche soll es wohl eine Zusammenkunft der Verantwortlichen von Red Bull und Racing Bulls geben, um die Zukunft ihres langjährigen Fahrers zu klären. Bei dieser Entscheidung komme es auf mehr an, wie Christian Horner nicht müde wird, zu betonen: “Es gibt ein größeres Bild, das über Daniel hinausgeht. Er ist nur ein Teil des Puzzles.”

Worauf Horner damit anspielt, ist klar. Red Bull hat ein echtes Luxusproblem, was aufstrebende Nachwuchsfahrer anbelangt. Liam Lawson hofft eigentlich schon seit 2023 auf einen Formel-1-Sitz bei seinem Ausbildungsteam und mit Isack Hadjar, der sich in der Formel 2 dieses Jahr im Meisterschaftskampf befindet und derzeit den zweiten Rang belegt, strebt bereits der nächste Junior den Aufstieg in die Königsklasse an.

Deshalb stehen sowohl Daniel Ricciardo als auch Sergio Perez, deren Saisonleistungen im Vergleich zu ihren jungen Teamkollegen nicht gerade überzeugend sind, schon länger zur Debatte. Racing Bulls verfolgt die Philosophie eines Junior-Teams, das darauf abzielt, talentierten Nachwuchs für höhere Aufgaben bei Red Bull auszubilden. Insofern wird es zunehmend fraglich, ob Ricciardo tatsächlich noch ins Bild passt. Als er zur Halbzeit der 2023er Saison in das RB-Cockpit berufen wurde, war dies von Anfang an ein One-Way-Ticket – entweder in Richtung Red Bull oder zum Karriereende. Seine Performance in diesem Jahr schlägt einen klaren Kurs ein.

Red Bull steht nicht nur in Sachen Fahrerfrage vor einer Herausforderung. Auch die Performance des RB20 lässt seit einiger Zeit zu wünschen übrig. Formel-1-Experte Christian Danner hat mit Motorsport-Magazin.com über die Herausforderungen des Weltmeister-Teams gesprochen. Ist der Abgang von Adrian Newey an allem Schuld? Die knallharte Analyse gibt’s im Video:

Warum ist Red Bull so langsam? Danner: Newey-Abgang ein Grund! (05:39 Min.)