Kerstin Hasenbichler
Redaktionsleiterin
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Das sechste Rennen der Formel 1-Saison ist Geschichte. Das Bemerkenswerteste in Miami war nicht das Rennen selbst, sondern alles, was danach passierte – zumindest bei Ferrari. Teamchef Fred Vasseur nahm sich Lewis Hamilton nach dem Rennen zur Brust, nachdem sich dieser über Funk über die Strategie ausließ. “Macht noch eine Teepause, während ihr darüber nachdenkt”, war nur eine von vielen Sprüchen, die der Rekordweltmeister in Richtung seines Renningenieurs Riccardo Adami feuerte. Den kompletten Ferrari-Funkverkehr aus Miami kannst du hier nachlesen.
Formel 1: Druck auf Ferrari steigt
Ebenfalls bemerkenswert: Lewis Hamilton wollte sich bei seinem Team nicht entschuldigen. Christian Danner versteht beide Seiten – die von Hamilton und die von Vasseur. Doch für ihn ist Hamiltons Stunk am Funk lediglich eine Reaktion auf das eigentliche Problem. “Bei Ferrari traut sich im Moment keiner, eine Entscheidung zu treffen und das ist fatal”, stellte Danner im AvD Motorsport-Magazin klar. “Jeder der Beteiligten – vom Track Engineer bis zum Strategen – hat ein bisschen die Hosen voll. Sie machen lieber nichts als etwas falsch zu machen.” Das Ergebnis dieser Herangehensweise: 0 Siege und P4 in der Konstrukteurswertung.
Der Druck auf Ferrari steigt, immerhin steht als Nächstes das Heimrennen in Imola an. Danner ist überzeugt, dass Fred Vasseur jetzt rigoros durchgreifen wird. “In Imola sind alle Emotionen der Welt vereint und da brauchst du ein Team, das funktioniert und das Entscheidungen treffen kann, wissend, dass nicht hinterher einem die Gurgel durchgeschnitten oder der Kopf abgerissen wird, um es mal etwas martialisch zu sagen”, so Christian Danner. Wie man ein Team in die richtige Richtung führt, hat für Danner bereits einer ganz gut vorgezeigt, und zwar Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Danner: Wolff als Bespiel nehmen
Der Österreicher fand sich 2013 in seinen Mercedes-Anfängen in einer ähnlichen Situation wie Vasseur wieder. Toto Wolff führte daraufhin in Brackley und Brixworth die No-Blame-Culture ein. “Als Toto zu Mercedes kam, hat sich keiner getraut, einen Fehler zuzugeben oder etwas zu versuchen, was sich hinterher als falsch herausstellen könnte. Doch damit hast du den Stillstand im Team und das ist ganz gefährlich. Genau diese Situation sehen wir im Moment bei Ferrari”, erklärte der frühere Rennfahrer. Trotz der Misere, in der sich die Scuderia befindet, könne Hamilton nicht einfach sein Ding wie in Miami weitermachen. Was dabei hilfreich wäre, wäre ein schnellerer SF-25.
“Lewis braucht in seinem Selbstverständnis, also wie er sich selbst sieht, ein Auto, das schnell ist. Damit kann er auch alle anderen Dinge ein wenig gelassener angehen”, meinte Danner und erinnert an Hamiltons Mercedes-Zeiten. Auch damals gab es kritische Äußerungen des Briten an der Strategie. “Lewis hat sich durchaus kritisch gegenüber der Strategieabteilung geäußert, aber das hat ihm keiner übelgenommen. Als James [Vowles; Anm. der Redaktion] noch der Chef war, hat er sich persönlich gemeldet und gesagt: Lewis, James hier, so machen wir das jetzt. Das war eine Kultur, mit der Hamilton klarkam. Die Kommunikation innerhalb des Ferrari-Systems ist noch nicht so harmonisch – das ist alles eine Gewöhnungsphase”, ist Danner überzeugt.
Dass die Situation zwischen Team und Fahrer eskalieren könnte wie damals bei Fernando Alonso, glaubt Danner nicht. “Er hat es zum Schluss zu einer solchen Konfrontation auflaufen lassen, im Alonso-Style eben, dass sie sich gerade noch nicht an die Wäsche gingen und sich geprügelt haben”, erinnert sich Danner. Für Hamilton und Ferrari hat er noch Hoffnung. “Ich wünsche Lewis, dass er mit seiner Vertrauensperson Fred [Vasseur; Anm. der Redaktion] eine Methode findet, sich auszudrücken – auch kritisch! Das darf und soll ein Fahrer. Er muss ja sagen, wie er es gerne hätte, um konstruktiv weiterzukommen. Aber da ist schon mächtig Druck im Kessel, gar keine Frage.”
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