
Italiener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.MEHR

Bei Mercedes ging es während dem Formel-1-Rennen in Mexiko am Funk ziemlich rund. Oder besser gesagt: Bei George Russell ging es ziemlich rund. Denn der WM-Dritte forderte lautstark eine Teamorder ein. Diese bekam er schließlich auch, nur positionell brachte es dem Team nichts ein. Dennoch beharrt der Brite auf seinem Standpunkt.
Er ist der Ansicht, dass Mercedes zu lange benötigt hatte, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Nachdem er im zweiten Stint auf neueren Reifen an den DRS-Zug zu seinem hinter Oliver Bearman feststeckenden Teamkollegen Andrea Kimi Antonelli aufgeschlossen hatte, forderte er in Runde 35 erstmals dezent einen Platztausch. “Wir haben einen Ferrari und einen Williams vor uns. Wir können hier um das Podium kämpfen.” Später wurde er deutlicher: “Ich bin hier viel schneller, Leute!”; “Wir kompromittieren hier beide unsere Rennen.”
George Russell kritisiert Mercedes: Entweder sofort oder gar nicht
“Wir arbeiten als Team und befinden uns im Kampf um P2 in der Meisterschaft und ich konnte sehen, dass Kimi Probleme hatte an Bearman vorbeizukommen”, erklärte George Russell nach dem Rennen das Kalkül hinter seiner Forderung. “Ich war in diesem DRS-Zug und meine Reifen waren in einem guten Bereich. Ich war bereit anzugreifen.”
Doch mehrfach bekam Russell keine zufriedenstellende Antwort, auch als er konkret das Szenario vorschlug: “Ich gebe die Position gerne an Kimi zurück, falls ich an Bearman nicht vorbeikomme.” Erst in Runde 41 lenkte Mercedes ein und ordnete den Positionstausch an.
Russell verliert die Geduld: Mir hängt ein verdammter McLaren im Arsch
Da war es schon zu spät, so Russell. “Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Notwendigkeit mehr, die Plätze zu tauschen. Entweder man tut es sofort oder man lässt es sein”, wirft er seinem Team vor. In der Zwischenzeit hatten auch seine Reifen schon gelitten. Mehrmals hatte ihn sein Renningenieur zu diesem Zeitpunkt schon darauf hingewiesen, diese und die Bremsen zu managen.
Doch bis dahin waren nicht nur Reifen und Bremsen heiß gelaufen, sondern auch Russell selbst. Nicht zuletzt angesichts des hinter ihm heranfahrenden McLaren von Oscar Piastri. “Mir hängt ein verdammter McLaren im Arsch. Wollt ihr, dass ich ihn vorbeilasse?”, giftete der ansonsten um die Familienfreundlichkeit seiner Wortwahl bemühte Engländer zu seinem Team. Eine Aussage, die er in ähnlicher Form später nochmal wiederholte.
Mercedes-Kommunikationschef Bradley Lord, der als Stellvertreter von Toto Wolff in Mexiko an der Strecke war, zweifelt daran, dass eine schnellere Reaktion viel gebracht hätte. “Es ist unmöglich das zu sagen. Später hatte George freie Fahrt und war auf demselben Reifen und er war nicht in der Lage [an Bearman] vorbeizukommen. Ich glaube keiner unserer Fahrer hatte heute ganz die Pace, um das zu tun.”
Auch Russell deutete an, dass seine Podium-Prognose zu diesem Zeitpunkt des Rennens rückblickend betrachtet etwas zu optimistisch ausgefallen sei. “Wir hatten heute nicht die Pace.” Schließlich landeten die Mercedes-Fahrer nur auf den Plätzen 6 und 7. Antonelli vor Russell, denn der hatte ganz artig sein Versprechen, dass man wieder zurücktauschen werde, später im Rennen eingelöst.
Ein mögliches Top-3-Resultat sei an anderer Stelle verloren worden, ist er überzeugt. “Wenn wir als Dritter aus der ersten Kurve gekommen wären, wären wir Dritter geworden”, glaubt er, und spielte damit auf eine andere Situation an, die ihn am Rennsonntag in Mexiko auf 180 gebracht hatte. Andere Fahrer, die Kurve 1 abkürzten, ihre Positionen behielten und keine Strafe bekamen. Ein Vorwurf, der sich an zwei Fahrer richtete.
© Motorsport-Magazin

diese Formel 1 Nachricht