Mit einem unterlegenen Auto und einem langsam bröckelnden Vorsprung in der Fahrer-WM hat Max Verstappen den rücksichtslosen Zweikämpfer wieder hervorgekehrt. Seine Mexiko-Manöver gegen Lando Norris beurteilte der als nicht mehr sauber, die Stewards mit zwei Strafen. Viele F1-Experten gingen danach mit Verstappen noch härter ins Gericht.

Darunter etwa Weltmeister wie Damon Hill, der gegenüber Sky UK feststellte: “Man kann fair fahren, aber da bin ich mir nicht sicher, ob Max das kann. Das scheint nicht in seinem Repertoire.” Die Fairness-Kritik prallt nicht zum ersten Mal völlig an Verstappen ab. In der donnerstäglichen Pressekonferenz vor dem Brasilien-GP reagierte er zunehmend patzig auf wiederholte Nachfragen.

Verstappen gegen Norris eskaliert! Waren die Strafen zu hart? (09:57 Min.)

“Manche Leute sind einfach etwas voreingenommen”, klagt Verstappen. “Manche Leute sind einfach sehr nervig. Und ich weiß, wer diese Leute sind. Ich höre ihnen sowieso kaum zu. An diesen Punkt in meiner Karriere bin ich denke ich mit den richtigen Leuten gekommen, die mich unterstützen, und mit meinen eigenen Entscheidungen.”

Verstappen im 10. Formel-1-Jahr: Fahrstil unverbesserlich

“Ich bin ein dreifacher Weltmeister”, erinnert Verstappen. Ein Argument, das er bereits früher in diesem Jahr auspackte, als seine Simracing-Abstecher während der Rennwochenenden in den Fokus geraten waren. Jetzt aber geht es um seinen Stil auf der Rennstrecke. Den er nicht ändern wird: “Das hab’ ich in meiner Karriere schon gehört, oder? Es ist mein zehntes Jahr in der Formel 1. Ich glaube, ich weiß, was ich tue.”

Seine Konkurrenten halten am Rande des Brasilien-Wochenendes fest, dass sich Verstappen tatsächlich kaum verändert hat. “Die von uns, die im Kart gegen ihn gefahren sind, die wissen, dass er genau gleich war”, meint Pierre Gasly. “Ich hatte viele Starts, wo ich im Gras gelandet bin, weil Max hinter mir gestartet ist.”

“Er ist smart darin, die Regeln und alles ans Limit zu treiben”, urteilt Gasly. Verstappens alter WM-Rivale Lewis Hamilton schwelgt bei Nachfragen nicht gerade in Erinnerungen: “Ich denke, du siehst keinen großen Unterschied über die Jahre hinweg, von 2021 bis jetzt. Es ist mehr oder weniger gleich.” Mit einer Meinung hält er sich zurück: “Ihr könnt einfach zurückgehen und euch meine Funksprüche von damals anhören.”

Keine Kritik und keine Strafen dürften Verstappen dazu bewegen, sich zu ändern: “Manchmal gewinnst du, manchmal verlierst du. Das gilt generell im Motorsport. Und ja, ich gewinne gerne. Ich verliere nur ungern. Die meisten verlieren denke ich nicht gerne. Und ja, ich versuche immer mein Ergebnis zu maximieren.”

Noch mehr Gründe für Ärger: Keine Leclerc-Strafe, dafür Motorstrafe?

Nur auf seinen innersten Kreis an Vertrauten will Verstappen hören: “Aber es gibt keinen Grund, die hier jetzt zu nennen. Ich vertraue einfach den Leuten, die ehrlich mit mir sind und das Herz am rechten Fleck haben. Die es gut meinen, und nicht nur irgendwelches Zeug aufwirbeln wollen.”

Eine Aussage, für die er am Ende zweimal ansetzen musste – beim ersten Mal bremste er sich, um das englische “to stir shit” zu vermeiden. Noch ein Grund zum Ärgern. Charles Leclerc entglitt in der Pressekonferenz von Mexiko ein “Fuck”. Für dieses Wort war Verstappen in Singapur zu Strafdienst verdonnert worden: “Zählt offenbar nur für mich. Nach Mexiko hat wer geflucht, und ich habe nichts mehr davon gehört.”

Für noch mehr Frust könnte in Brasilien eine Motorstrafe sorgen. Nach einem Defekt in Mexiko sind nur mehr alte Motoren mit sehr hoher Laufleistung für die letzten vier Rennen verfügbar, und auf die will Red Bull eigentlich nicht mehr vertrauen müssen. “Ich weiß, dass ich an einem Punkt eine Strafe nehmen muss”, bestätigt Verstappen. Nicht aber, ob das in Brasilien sein wird: “Ich habe noch nichts gehört.” Wenn, dann wären es voraussichtlich fünf Strafplätze für einen neuen Verbrennungsmotor.