Kerstin Hasenbichler
Redaktionsleiterin
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Obwohl der Wettergott über dem Red Bull Ring die Schleusen geöffnete hatte – vier Wetterwarnungen hatten es bereits Stunden zuvor prophezeit – präsentierte sich Andrea Kimi Antonelli am Donnerstag in seiner Medienrunde in bester Stimmung. Das ist kaum verwunderlich, denn der Youngster reiste mit seinem Schulabschluss und seinem ersten Formel 1-Podium nach Österreich. “Kanada war ein wichtiges Rennen für mich. Es war eine große Erleichterung”, gab Antonelli offen zu.
In den ersten zehn Saisonrennen war der 18-Jährige mehrmals nah dran wie in Miami mit der Sprint-Pole, doch seine Chancen konnte er bis Kanada nicht in Top-3-Ergebnisse ummünzen. “Es war auf jeden Fall wichtig für mich, dass es in Kanada endlich geklappt hat”, so der Mercedes-Rookie. Antonelli hängt sein Crash im Freien Training in Monza mental noch immer nach. 2024 schlug er mit 50G in die Bande der Parabolica ein. Bereits in Suzuka meinte er, aus dem Monza-Vorfall gelernt zu haben.
Antonelli will den Schalter umlegen
Trotzdem schien der Italiener weiterhin mit ‘angezogener Handbremse’ an einem Rennwochenende unterwegs zu sein. Doch mit dem gewonnenen Selbstvertrauen aus Kanada soll der Schalter nun endlich umgelegt werden. “Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, einen Schritt nach vorne zu machen und mich weiter zu steigern, insbesondere in der Herangehensweise im Training”, erklärte der Italiener. Bisher sei er zu konservativ in den Freien Trainings gewesen. Das Ergebnis: Er ging mit zu vielen Fragezeichen ins Qualifying.
“Im Qualifying hat man nur eine Runde auf den Reifen und dann ist es vorbei. Daher werde ich versuchen, in den Trainings ein bisschen mehr zu experimentieren, vor allem mit dem Grip”, verriet Antonelli. Der Mercedes-Pilot scheint verstanden zu haben, dass er in dem aktuell eng umkämpften Feld mit einer sicheren Fahrweise zwar nicht das Auto crasht wie in Monza, aber auch nicht gegen Top-Fahrer und seinen starken Teamkollegen George Russell langfristig bestehen kann. “Die Abstände sind so gering, dass schon eine Zehntelsekunde einen zurückwerfen kann. Umso wichtiger ist es, an der Spitze zu sein”, weiß Antonelli.
Österreich GP: Mercedes mit schlechten Karten
In Spielberg gilt es jetzt, den Worten Taten folgen zu lassen. An den Red Bull Ring hat der Rookie die allerbesten Erinnerungen, immerhin fuhr er hier seinen ersten Formel-1-Test. “Es ist schwer zu beschreiben, wie ich mich gefühlt habe, weil es so viele Emotionen waren. Ich erinnere mich daran, wie ich zum ersten Mal aus der Garage fuhr und als ich Gas gab, mein Kopf an die Kopfstütze stieß, weil die Kraft so immens war. Es war ein ganz besonderer Tag”, erzählte Antonelli.
Doch es könnte für Mercedes ein schwieriges Rennwochenende werden, denn der W16 funktioniert am besten bei kühleren Temperaturen, auf einem glatten Asphalt und einer Strecke ohne oder wenigen Hochgeschwindigkeitskurven. Der Red Bull Ring besitzt bekanntlich nur 10 Kurven, aber drei davon (T2, T5, T8) werden mit Vollgas gefahren und auch der Asphalt ist nicht glatt. Obendrauf werden am Wochenende hochsommerliche Temperaturen erwartet – keine einfache Ausgangslage für die Silbernen und den voller Selbstvertrauen strotzenden Antonelli.
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