Bildregie für Live-Sport zu machen ist schwer. Das steht außer Frage. Eigentlich fand ich in den letzten Jahren, dass die Formel 1 hier einen guten Job machte. Sicherlich im Vergleich zu den meisten anderen Rennserien. Doch 2025 war für die Regie ein mieser Start – und nach dem Rennen in Bahrain steht fest: Irgendwas stimmt hier nicht.

Ich kann auch genau den Punkt nennen, an dem ich mich entschloss, diesen Kommentar zu schreiben. Runde 38. Nach dem Safety-Car-Restart verstrickte sich Lando Norris in ein hartes Match mit Lewis Hamilton um Platz vier. Er verlor den Platz, ging abseits der Strecke wieder vorbei, ließ den Ferrari wieder durch, fuhr wieder ran, und setzte in Runde 38 innerhalb der ersten vier Kurven endgültig durch.

Eine Sequenz, bei der man meinen würde, dass das TV-Bild durchwegs draufbleiben würde. Norris saugte sich hin zur ersten Kurve an, scherte aus, und die Kamera schwenkte nicht mit, sondern blieb statisch und wartete auf Max Verstappen, wie er Esteban Ocon überholte. Die Regie verschlimmerte es, indem sie beim Umschnitt trotzdem auf Verstappen/Ocon blieb. Und dann erst auf die Onboard von Norris ging.

Formel-1-Regie verpasst in Bahrain gleich zwei Ferrari-Fights

Schon davor hatte sie zwischen Norris’ Zurückgeben und seiner zweiten Attacke lieber eine Super-Zeitlupe davon geliefert, wie Carlos Sainz Kimi Antonelli abdrängte. Im Kampf um den 13. Platz. Den Kampf um P13 kann man mal bringen, wenn sonst nichts los ist. Aber wenn es vorne rund geht, dann will ich doch das sehen!

Das Schlimmste war: Es war eine perfekte Wiederholung des eigentlichen Safety-Car-Restarts. Norris, Hamilton und Charles Leclerc bogen im Dreikampf in die erste Kurve ein, und wieder schaffte man es, bei Verstappen und Konsorten im Hinterfeld hängenzubleiben.

Hier bringe ich dann eines meiner Lieblingsthemen ein, wenn es um Motorsport im Allgemeinen geht. Es geht nicht nur um Überholmanöver. Jeder Fight erzählt für sich genommen eine kleine Geschichte. Davon, wie die Fahrer sich vorbereiten, wie sie sich mehrere Kurven davor positionieren, um auf der Geraden nah genug ranzukommen oder weit genug vorne zu sein. Dann die Attacke, dann der potenzielle Konter.

Für mich sind das eineinhalb bis zwei Runden, die ich als Motorsport-Fan live sehen will, wenn es sich um einen Kampf an der Spitze handelt. Nicht unterbrochen durch permanente Replays, Schnitte oder sonst was. Wenn nach einem Restart an mehreren Stellen gekämpft wird, dann muss ich als Regie eben eine klare Priorität setzen: Jetzt zeigen wir nur den Kampf um den vierten Platz. Punkt. Aus. Alles andere arbeiten wir mit Replays ab, wenn das vorbei ist.

Formel-1-Regie lässt 2025 Prioritäten vermissen

Oder zeigt es eben im kleinen Insert. Das hat die Formel-1-Regie nicht umsonst vor ein paar Jahren eingeführt. Die scheinbare Unfähigkeit, Prioritäten richtig zu setzen, zieht sich 2025 durch die ganze Saison. Man denke nur an ein weiteres besonders extremes Beispiel – die Boxenstopps von Verstappen und Norris in Japan.

Warum man je dachte, es sei eine gute Idee, sofort weiter auf den sportlich praktisch irrelevanten Charles Leclerc weiterzugehen, anstatt die Stopps der Führenden komplett zu zeigen, ist mir ein Rätsel. Dadurch wurde eine der wenigen kritischen Szenen in einem sonst äußerst faden Rennen für das Livebild komplett zerlegt und konnte wieder erst in der Wiederholung zusammengestoppelt werden.

Die Formel-1-Regie wäre also gut beraten, jetzt einmal in sich zu gehen und zu überlegen, wie man die Prozesse so umstellen kann, dass man richtig Prioritäten setzt. Noch einmal: Ich weiß, der Job ist schwer, in einem F1-Rennen ist viel los, aber 2025 scheint man in der Regie überfordert. Und auch die Grafik-Abteilung hat sich mit regelmäßig fragwürdigen Entscheidungen, was man denn im Timing-Turm links anzeigt, genauso wenig ausgezeichnet.

Dazu kommen noch seltsame Entscheidungen, welcher Fahrer im Qualifying gezeigt wird, das Ignorieren von schnellen Runden in Trainings zugunsten von Cooldown-Runden, das alles wird irgendwann einfach zu frustrierend und sabotiert den Spaß an einem unterhaltsamen Wochenende wie Bahrain. Für den größten Motorsport der Welt, mit einem Millionenpublikum, ist das irgendwann nicht mehr akzeptabel. Das muss besser gehen. Liberty Media macht mit dem Ding ja ausreichend Geld.