Markus Steinrisser
Formel 1 Ressort
Seit 2018 im F1-Team. Der Mann fürs Textliche. Nichts ist schöner als Action auf- und abseits der Strecke, fusioniert zum großen Feature.MEHR

Jeder Saisonstart muss einen Favoriten haben, und da ist der Australien-GP 2025 nicht anders. Die Wahl der ganzen Formel 1 fiel nach den Testfahrten auf McLaren. Angeführt von einer starken Vorstellung von Lando Norris unterstreicht auch am Donnerstag in Melbourne Max Verstappen diese Meinung erneut. Norris wird das Favoriten-Treiben aber inzwischen zu bunt.
Verstappen will zwar das genaue Kräfteverhältnis für Australien nicht einschätzen, aber bei einem ist er sich sicher: “Ich weiß, dass wir momentan nicht die Schnellsten sind.” So ehrlich ist Red Bull schon seit Tagen. Man gestand etwa schon direkt nach dem Test, dass man zwar einen Schritt gemacht hatte, aber nicht den erwarteten. Mehr dazu hier:
So gab auch Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko am Montag auf ServusTV erneut eine klare Einschätzung zum bereits gefahrenen Bahrain-Test ab: “Ich hoffe, das Bild gilt nicht für die ganze Saison, weil McLaren deutlich überlegen war.” Sowohl im Qualifying- als auch im Renntrimm. Besonders bei Letzterem: “Da waren sie eine halbe bis eine Sekunde schneller und trotzdem im Topspeed nicht vorne dabei, also wohl nicht mit voller Motorleistung unterwegs. Wenn das so bleibt, gibt das einen klaren Doppelsieg in Australien.”
Lando Norris baff von F1-Konkurrenten: Die sollten es besser wissen
Red Bull sind nicht die einzigen. Mercedes-Pilot George Russell schlug am Donnerstag in Australien in die gleiche Kerbe: “Wir dürfen uns nichts vormachen. McLaren sieht absolut dominant aus.” Daraufhin bemüht sich der amtierende Vizemeister Norris, dem Favoriten-Gerede endlich Wind aus den Segeln zu nehmen: “Es war wirklich nur diese eine Rennsimulation. Wegen der glauben jetzt alle fest daran. Es war eine gute Rennsimulation, aber es war auch eine unter den bestmöglichen Bedingungen.”
Die dominante Norris-Vorstellung kam im Bahrain-Test am Abend des zweiten Tages zustande. Es war ungewöhnlich kühl, das Grip-Niveau war hoch, der Verkehr gering. Die Rennsimulation seines Teamkollegen Oscar Piastri einen Tag später war viel schlechter, merkt Norris an: “Nicht, weil er schlechter fuhr, sondern weil die Bedingungen viel langsamer waren.”
Das schränkt die riesige Norris-Lücke von über einer halben Sekunde auf die Konkurrenz tatsächlich ein. Auch der direkte Vergleich mit Fahrern, die zeitgleich fuhren, ist schwierig: Mercedes schickte bloß den unerfahrenen Kimi Antonelli auf die Piste. Und zwar war Charles Leclerc im Ferrari auch nicht schnell, aber Norris ortet hier ein Versteckspiel – durch ein mit Sensoren vollgestopftes Auto, mehrere Kilo schwerer.
“Also bin ich recht überrascht, dass so viele Leute so kurzsichtig sind”, meint Norris. “Besonders Leute, von denen du es nicht erwartet hättest. Dass sie Schlussfolgerungen ziehen, bevor die Saison überhaupt begonnen hat. Aber jeder will einfach nur Spielchen spielen und sich als Underdog darstellen. Wir konzentrieren uns einfach auf uns selbst. Toll, dass so viele über uns reden. Gute Publicity.”
Nur ein F1-Team spart Favoriten-Gerede vor Australien aus
Von Red-Bull-Seite hängen die Sorgen aber auch stark mit den eigenen Test-Ergebnissen zusammen. Helmut Marko erinnerte am Montag erneut auch daran, dass die am letzten Test-Tag gebrachten neuen Teile nur teilweise klappten: Es gab ein Ja zum neuen Frontflügel, aber der modifizierte Unterboden hinterließ Zweifel.
Deshalb ist Red Bull noch vorsichtig, was das Projekt eines breiteren Arbeitsfensters für das neue Auto angeht. “Eine Verbesserung ist es natürlich, aber ich sagte glaube ich schon, es gibt Dinge, die wir verbessern wollen”, so Max Verstappen. “Ob wir alles komplett gelöst haben oder nicht ist noch schwer zu sagen. Da müssen wir schätze ich einfach warten.”
Nur eines der vier Top-Teams schiebt vor Australien nicht von sich aus die Favoritenrolle auf McLaren. Angesprochen auf kolportierte Balance-Probleme bei Ferrari entgegnet Charles Leclerc nur: “Wir taten nichts, um die zu lösen, weil wir lediglich sehr unterschiedliche Setup-Variationen getestet haben, um die Richtung für das erste Rennen zu verstehen.”
“Das Auto haben wir nie optimiert, was aber denke ich für alle gilt”, so Leclerc. Während Teamkollege Lewis Hamilton am Donnerstag vor allem von seiner eigenen Eingewöhnungsphase bei Ferrari spricht. Mehr dazu gibt es hier:
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