Moritz Wimmer
Formel 1 Ressort
Leidenschaftlicher Motorsportenthusiast mit einer Schwäche für verschachtelte Sätze und einer (angeblichen) optischen Nähe zu Charles Leclerc.MEHR

Der Start in die Hamilton-Ferrari-Ära gestaltet sich holprig. Bezeichnend für den enttäuschenden Saisonstart 2025: Mit dem vierten Platz von Charles Leclerc und dem siebten Platz von Lewis Hamilton war der vergangene Japan-GP das punktemäßig beste Rennwochenende der Scuderia bisher in diesem Jahr. McLaren, die in der letzten Saison noch regelmäßig die rote Göttin im Rückspiegel hatten, sind nach drei Rennen bereits 76 Punkte enteilt – zu viel für Ferrari, die vor der Saison als erster McLaren-Herausforderer galten.
Langsam, aber sicher scheint sich die Stimmung auch auf die Garage umzuschlagen. Vor allem bei Lewis macht sich zunehmend Frustration breit. Der siebenfache Weltmeister hinkt bisher, abgesehen vom Sprint-Erfolg in China, den Erwartungen und seinem Teamkollegen hinterher. In Japan kritisierte Hamilton kryptisch und indirekt sein neues Team durch die Hintertür.
Danner über Ferrari: Hamilton ist Teil des Problems
Doch wo liegen die Probleme bei Ferrari? „Ich glaube, die haben ein zweifaches Problem dort. Auf der einen Seite ist es schon, so leid mir das tut, ein bisschen der Hamilton“, meint Formel-1-Experte Christian Danner in der neuesten Ausgabe des AvD-Motorsport-Magazins. „Er kommt nicht so richtig klar mit dem ganzen Thema. Man merkt ihm an, er ist ein bisschen verunsichert, ein bisschen pampig fast und beschwert sich über dies und das.“
„Ich glaube, er hat einfach das richtige Gefühl noch nicht entwickelt und den Umgang mit diesem Auto noch nicht ganz verstanden – was völlig normal ist. Da mache ich ihm gar keinen Vorwurf“, fuhr Danner fort. Hinzu kommt, dass Ferrari auch ohne die Hamilton-Probleme der Spitze hinterherfährt. Der SF-25 befand sich im Rennen bisher auf Augenhöhe mit Mercedes, deutlich langsamer als McLaren und Max Verstappen.
„Für Ferrari heißt das: Ich habe nicht nur einen Fahrer, der – ich sage mal relativ deutlich – hinterherhinkt gegenüber der Nummer 1, dem Schnelleren. Zweitens habe ich ein Problem mit dem Auto insgesamt, weil auch der Schnellere relativ langsam ist im Vergleich zur Spitze“, meint Danner. „Also da Ordnung reinzukriegen, ist nicht ganz einfach. Ich glaube, der reine Speed ist halt einfach noch nicht so ganz da.“
Hamilton-Kritik am Team? Danner: Das ist nicht clever
Doch ist da die kryptische Kritik am eigenen Team hilfreich? Hamilton ist bekannt dafür, mit scharfen Worten auch am eigenen Team nicht zurückzuschrecken – eine Eigenschaft, die ihm in der Formel 1 viele Kritiker einbringt. Auch bei Mercedes war der Brite in der Leistungsbewertung seines Teams oft knallhart. „Es war ja nicht so, dass immer alles schön war, dass er immer alles gutgeheißen hat. Aber im entscheidenden Moment haben ihn die Jungs in der Garage verstanden, die Ingenieure haben etwas gemacht, was er gebraucht hat. Dann konnte er es auch aufs Brillanteste umsetzen“, weiß auch Danner. „Da ist er im Moment noch meilenweit davon entfernt bei Ferrari.“
„Also ich würde mal so sagen: Da kann natürlich schon was dahinterstecken“, beurteilt Danner die Aussagen Hamiltons, dass Komponenten an seinem Auto schlechter funktionieren als bei Leclerc. „Ich meine, ich erwarte – jetzt nicht unbedingt für Bahrain, aber irgendwann natürlich schon –, dass Ferrari darauf reagiert. Das kann sich Fred Vasseur ja auch nicht bieten lassen, dass der Fahrer sagt, da gibt es eine Komponente am Auto, die meine Performance hindert.“

Fraglich ist, wie diese Art des Umgangs bei seinem neuen Arbeitgeber ankommt. Bei Mercedes war das Team um den damaligen Star-Neuzugang zugeschnitten. Bei Ferrari hingegen trat Hamilton in den Palast des Kronprinzen Charles Leclerc ein, der bereits in seiner siebten Saison mit der Scuderia ist. „Ich beneide den Fred [Vasseur; Anm. d. Red.] nicht, denn der will das wirklich hinkriegen. Der möchte wirklich, dass Lewis alles bekommt“, meint Danner.
„Ich glaube, es ist nicht sehr clever, so kryptisch Vorwürfe an das Team zu stellen. Nach dem Motto: Eine Komponente habt ihr mir nicht gegeben, und deswegen bin ich langsam. Ich glaube, auch wenn es noch so schwer ist für einen derartigen Superstar – da muss er in den sauren Apfel beißen und schauen, wie er weiterkommt.“
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