Lewis Hamilton und Ferrari: Die vor der Saison mit Aufregung erwartete Paarung bleibt in ihrer Debüt-Saison bislang klar hinter den Erwartungen zurück. Das liegt zum einen daran, dass sich SF-25 der Scuderia bislang, zumindest auf Grand-Prix-Distanz, als nicht siegfähig herausstellte, aber auch daran, dass Rekordweltmeister Hamilton nach wie vor noch mit Maranello fremdelt. Im Grand Prix steht der Brite noch ohne Podestplatz dar, Teamkollege Charles Leclerc konnte bereits vier einfahren. Generell konnte Hamilton erst einen Grand Prix vor seinem jüngeren Teamkollegen beenden.

Hinzu kommen immer wieder leichte Verstimmungen mit dem Kommandostand wie in Miami. Zuletzt in Österreich wurden Hamiltons Wünsche nach einer alternativen Strategie nicht erhört – und das trotz aussichtslosen rund 26 Sekunden Rückstand auf den ersten McLaren und mehr als 30 Sekunden Vorsprung auf George Russell als ersten Ferrari-Verfolger. „Ich habe es nach dem Rennen angesprochen und dann hatten wir Zeit, darüber zu reflektieren“, verriet Hamilton am Medientag des Großbritannien-GP.

Charles Leclerc vor Ferrari-Teamkollege Lewis Hamilton
Mit der Strategie in Österreich zeigte sich Hamilton nicht zufrieden, Foto: Scuderia Ferrari

Hamilton gegen Ferrari-Strategen: Will nie das Gleiche wie mein Teamkollege machen

“Das Team wollte einfach sicherstellen, dass sie den dritten und vierten Platz absichern, was total in Ordnung ist“, so Hamilton weiter. „Aber ich habe gesagt: ‘schaut, ich bin nicht hier um als Vierter zu starten und dann Vierter zu werden. Ich kämpfe um jedes kleine bisschen, dass wir vorankommen können.‘“ Im Zweistopp-Rennen in Spielberg hätte sich Hamilton so wenigstens eine andere Reihenfolge der Reifenmischungen im Vergleich zu Leclerc gewünscht.

”Ich würde niemals das Gleiche wie mein Teamkollege machen wollen“, stellte Hamilton klar. „Und im letzten Stint zum Beispiel, standen wir nicht unter Druck von den Autos hinter uns.“ Dementsprechend sei kein Risiko vorhandengewesen, argumentierte Hamilton. „Und ich habe ihnen gesagt: ‘Ich will nicht an einen Punkt kommen, wo ich euch ignoriere‘. Wir arbeiten also an unserer Kommunikation. Und wir lernen uns auch immer noch kennen, wie wir gerne arbeiten. Über diesen Umstand gibt es ein gemeinsames Verständnis.“

Hamilton stellt klar: 2026er Ferrari soll meine DNA aufweisen

Der nach wie vor andauernde Eingewöhnungsprozess betrifft unterdessen nicht nur die Kommunikation mit dem Team, sondern auch nach wie vor die Gewöhnung an den Ferrari-Boliden, die sich im Defizit zu Leclerc zeigt. „Charles ist schon sehr lange hier und hat in gewisser Weise das Auto mit entwickelt“, setzte Hamilton an. „Er hat einen Weg gefunden, wie das Auto für ihn funktioniert. Und ich habe sämtliche andere Richtungen probiert, die funktionieren sollten, aber es aus welchen Gründen auch immer nicht tun.“

“Und ich bin langsam zur Position übergegangen, in der Charles das Auto abstimmt“, verriet der 40-Jährige weiter. „Und letzte Woche war ich so nahe dran wie noch nie.“ Insgesamt bleibe es jedoch dabei, dass der SF-25 Hamilton schlicht nicht vollends zusagt. „Ich arbeite also mit Loic (Serra, Technikdirektor; d. Red.) und den anderen Jungs in der Fabrik daran, sicherzustellen, dass das nächstjährige Auto natürlicherweise etwas von meiner DNA haben wird. Und hoffentlich schaffen es dann einige Charakteristiken, die ich gerne hätte, ins nächstjährige Auto“, so der Hamilton-Ausblick.

Negativrekord droht in Silverstone: Hamilton hofft auf Regen

In der Gegenwart hofft Hamilton zudem auf weitere Fortschritte in kleinerem Rahmen – auch mit der Grundlage des umfangreichen Update-Pakets aus Österreich. Zugleich mahnte der 105-fache GP-Sieger aber: „Es gibt immer noch ein paar kleine Probleme, durch die wir uns durchzuarbeiten versuchen, einige kurzfristig, andere langfristig. Wir versuchen das Beste aus dem zu machen, was wir haben.“

Lewis Hamilton gratuliert Charles Leclerc zu Platz 3 in der Ferrari-Box
Hamilton hinkt Charles Leclerc noch hinterher, Foto: Scuderia Ferrari

Klar ist: In normalen Rennbedingungen hat Ferrari den aktuellen Formel-1-Dominatoren von McLaren wenig entgegenzusetzen. Beim Heimrennen in Silverstone, wo Hamilton vor einem Jahr mit Mercedes im Regenchaos triumphierte und seine mehr als zweieinhalb Jahre lange Durststrecke beendete, hofft der Altmeister deswegen auch auf den Wettergott, der für das Wochenende Regen vorhergesagt hat.

Gelegen käme Hamilton ein Erfolgserlebnis auch deshalb, weil er in Großbritannien einen persönlichen Negativrekord aufstellen könnte. Zwölf Grand Prix in Folge ist Hamilton bereits ohne Podest, länger war dies in seiner 367 GP langen Karriere noch nie der Fall. Die Serie mit zwölf Rennen am Stück ohne Podestbesuch hatte Hamilton erst letztes Jahr aufgestellt. „Das ist nichts, was mich irgendwie beeinflusst, oder worüber ich nachdenke“, winkte Hamilton ab, meinte aber zugleich: „Natürlich sind wir in Silverstone. Das wäre ein großartiger Ort, um das zu ändern.“

Während es bei Hamilton und Ferrari noch nicht ganz rund läuft, sieht es für Alpine noch düsterer aus. Das Noch-Renault-Werksteam befindet sich aktuell auf dem letzten Platz der Konstrukteurs-Wertung, der Fahrerwechsel von Jack Doohan zu Franco Colapinto ist verpufft. Im Gegenteil muss sich Colapinto mittlerweile sogar wohl erneut Sorgen um sein Cockpit machen. Dem will der Argentinier mit einer Trendwende entgegenwirken. Welche Rolle der Trainingsfreitag dabei spielt, lest Ihr hier: