Inzwischen steht fest: Lewis Hamilton wird bei Ferrari nach elf Jahren einen neuen Renningenieur bekommen. Mercedes hat seinen langjährigen Partner Peter ‘Bono’ Bonnington mit einer Beförderung an das Team gebunden. Gehofft hatte Hamilton schon, ihn irgendwie zu Ferrari zu lotsen. Wohl war das aber nie realistisch.

“Ich hätte liebend gerne die Beziehung mit Bono weitergeführt, sicher”, unterstreicht Hamilton vor dem Zandvoort-Wochenende der Formel 1. “Wir haben eine tolle Beziehung. Das habt ihr in Silverstone gehört. Er ist wie ein Bruder für mich.”

Hamilton und Ingenieurs-Bruder Bono: Ferrari nicht machbar

Das Duo wurde 2013 zusammengespannt, als Hamilton von McLaren kam. Bei seinem alten Team hatte er davor mehrmals Ingenieure gewechselt. Erst Phil Prew, dann Andy Latham, dann Mark Temple (der seit Mai 2024 als Technischer Direktor für Performance unter McLaren-Teamchef Andrea Stella fungiert).

Als Hamilton zu Mercedes wechselte, war Bonnington dort längst etabliert. Er hatte sich über Jahre hinweg – als das Team noch als Honda, später Brawn antrat – als Performance-Ingenieur hochgearbeitet und rückte am Ende von Michael Schumachers F1-Karriere zum Renningenieur auf. Da Hamilton das Schumacher-Cockpit übernahm, bekam er auch Bonnington. Eine simple Entscheidung, die sich als perfekt herausstellte. In den folgenden elf Jahren wuchsen die beiden zum perfekten Duo zusammen. Sechs WM-Titel mit eingeschlossen.

Es verwundert also nicht, dass Hamilton ihn liebend gerne zu Ferrari mitgenommen hätte. Doch zu viele Hürden standen im Weg. Zum einen der Mercedes-Vertrag. Zum anderen Bonningtons Privatleben. Ein Wechsel zu Ferrari bedeutet für einen Ingenieur zwangsweise einen Umzug nach Italien. “Ich wusste, mir zu folgen würde ein sehr unwahrscheinliches Szenario sein, weil es sein Leben so stark beeinflusst”, räumt Hamilton ein.

Mercedes stärkt Ingenieurs-Team mit Bonnington-Beförderung

“So oder so werden wir für immer Familie sein”, stellt Hamilton klar. Und freut sich auch für Bonnington. Der wurde nämlich von Mercedes zum Leitenden Renningenieur befördert. “Ich bin richtig happy für ihn”, so Hamilton dazu. “Richtig happy für uns als Team, dass wir ihn anerkennen und seinen Weg anpassen, damit er noch weiter wachsen kann.”

“Ich denke, er wird ihnen jetzt zeigen, dass er zu noch größeren Dingen imstande ist”, glaubt Hamilton. Sein Teamkollege George Russell schließt sich dem an: “Bono ist seit Jahre integraler Bestandteil des Erfolges. Selbst vor den Mercedes-Tagen, als es noch Brawn war. Es sind tolle Neuigkeiten, dass er nächstes Jahr weiter bei uns ist.”

Ein junger Peter Bonnington 2012 mit Michael Schumacher, Foto: Mercedes AMG
Ein junger Peter Bonnington 2012 mit Michael Schumacher, Foto: Mercedes AMG

“Es ist ein klarer Vorteil für mich, diese Beförderung für Bono”, so Russell. “Fast so, als ob wir ein zweites Paar Augen haben, dass unsere Arbeit überblickt.” Russells aktueller Renningenieur Marcus Dudley kennt Bonnington sowieso bestens. Dudley war lange zweiter Mann im Hamilton-Team, und sprang bei zwei Rennen als Hamiltons Renningenieur ein, ehe er den Fixplatz bei Russell erhielt.

Hamilton braucht neue Beziehung bei Ferrari

Entgegen dem steht die Ungewissheit bei Ferrari für Hamilton. Dort kennt er fast niemanden. Lediglich Teamchef Fred Vasseur, einst sein Teamchef im Nachwuchs-Formelsport. Und den alteingesessenen Ingenieur Jock Clear. Mit dem arbeitete er zu Beginn seiner Mercedes-Karriere bereits zusammen.

Wer sein Renningenieur wird, weiß Hamilton folglich noch nicht. “Oft wählt das Team”, hält er fest. Weiß aber nach langer Karriere auch: “Es muss jemand sein, mit dem du gut auskommst. Jemand, mit dem du eine Beziehung eingehen kannst. Dem du vertraust. Das wird eine Frage des Forschens und Findens sein.”

Momentan hält Riccardo Adami die Rolle bei jenem Cockpit, das Hamilton übernehmen wird. Er wäre ein Mann mit Weltmeister-Erfahrung. Jahrelang fungierte er als Renningenieur von Sebastian Vettel.