Der Freitag beim Formel-1-Wochenende in Monza könnte ein erinnerungswürdiger für die Königsklasse werden. Erstmals übernimmt im ersten F1-Training beim Italien-GP der Lokalmatador Andrea Kimi Antonelli an einem Renn-Wochenende das Steuer eines Mercedes. Vor seiner ersten Ausfahrt sind viele Augen auf ihn gerichtet. Denn der Italiener gilt nicht nur als Nachwuchs-Toptalent, sondern steht auch kurz davor, ein Formel-1-Cockpit für das kommende Jahr zu ergattern.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff ließ in den letzten Wochen keine Zweifel daran, dass Antonelli im Moment Favorit auf die Nachfolge des siebenfachen F1-Weltmeisters Lewis Hamilton bei den Silberpfeilen ist, obwohl der erst 18-Jährige in der Formel 2 noch nicht an der Tabellenspitze mitspielen konnte. Doch bei F1-Tests überzeugte das Mercedes-Supertalent.

Lewis Hamilton über Kimi Antonelli: Mercedes sollte sich für ihn entscheiden

Hamilton freut sich genauso wie der Rest der Königsklasse auf die erste Formel-1-Ausfahrt des Youngsters und betonte einen Tag vorher seine Unterstützung für Antonelli: “Ich habe schon vor einieger Zeit gesagt, dass er derjenige ist, für den sich das Team entscheiden sollte.”

Hamilton traf schon vor Jahren zum ersten Mal auf Antonelli, wie er erzählte: “Ich habe ein Foto gesehen, das 2018 aufgenommen wurde. Er war eines der Grid-Kids und ich schüttelte ihm an der Spitze des Grids die Hand.” Damals konnte Hamilton noch nicht ahnen, dass dieser 12-Jährige eines Tages sein Formel-1-Nachfolger bei Mercedes werden könnte. “Das erinnert einen daran, wie alt man wird”, lachte der siebenfache Champion.

Zeitenwende in der Formel 1? Hamilton: Jugend übernimmt die Königsklasse

Hamilton sieht die potenzielle Beförderung des Mercedes-Juniors in die Formel 1 als Teil einer Zeitenwende, in der immer mehr Nachwuchs-Fahrer in die Topklasse aufsteigen und die arrivierten Fahrer ersetzen. “Es gibt nur 20 Sitze und wir sehen im Moment diese neue Welle, die in die Formel 1 kommt. Anstatt, dass man sich für einen Fahrer entscheidet, der viele Jahre Erfahrung mitbringen kann, gibt man die Chance einem Youngster”, glaubt der 39-Jährige einen Trend zu erkennen.

Passend dazu kommt, dass an diesem Wochenende ein weiterer Fahrer seine Premiere feiert: Der Argentinier Franco Colapinto übernimmt das Cockpit von Logan Sargeant bei Williams fix bis zum Ende der diesjährigen F1-Saison. Mit dem zukünftigen Haas-Piloten Oliver Bearman ist der Aufstieg einer weiteren Nachwuchs-Hoffnung in die Königsklasse ebenfalls bereits fix besiegelt.

Hamilton erinnerte an seine eigenen Einstieg in die Formel 1, als er 2007 direkt bei Titelkandidat McLaren unterkam und nur um ein Haar den Gewinn der Fahrer-WM verpasste. Antonellis Situation bei Mercedes wäre ähnlich: Anstatt bei einem Hinterbänkler-Team die Schulbank zu drücken, würde er bei der F1-Mannschaft aus Brackley wohl direkt in einem Auto sitzen, mit dem er um Rennsiege kämpfen kann.

Eine Aufgabe, an der man zerbrechen oder aber bei der man umso mehr gewinnen kann. Hamilton ist überzeugt, dass mit Antonelli bei Mercedes Zweiteres der Falls sein wird: “Es ist eine große Möglichkeit. Er würde mit den Besten des Sports zusammenarbeiten und von diesen Leuten lernen, mit denen ich viele Jahre zusammengearbeitet habe.”

“Es ist ein großartiges Umfeld, das in der Lage ist, ihn zu entwickeln und ihn dabei zu unterstützen”, ist er sich sicher. Angesichts von Antonellis Alter mahnt Hamilton aber gleichzeitig davor, ihm zu viel Druck aufzuhalsen. “Ich denke, dass es den Menschen guttun wird, wenn sie im Kopf behalten, dass er erst 18 geworden ist. Aber er hat eine glänzende Zukunft vor sich”, gibt sich Hamilton überzeugt.

Antonelli-Aufstieg noch nicht fix; Hamilton: Gibt gute Kandidaten

Auch wenn im Moment alles darauf hindeutet, dass Antonelli die Nachfolge von Lewis Hamilton in der Formel 1 antreten wird: Noch kommunizierte Mercedes seine Fahrer-Entscheidung für 2025 nicht. Deshalb will sich auch Hamilton nicht vollkommen auf ihn festlegen: “Es gibt auch andere gute Optionen. Man müsste Toto fragen, zu wem er tendiert.”

Aus Toto Wolffs Aussagen der letzten Wochen lässt sich schließen, dass diese Frage fast schon rhetorischer Natur ist. Der Teamboss machte klar, dass Antonelli die besten Karten hat. Bevor er möglicherweise den Sitz von Hamilton übernimmt, fungiert Antonelli erst einmal als Ersatz von George Russell. Im 1. Freien Training in Monza ersetzt er nämlich den ehemaligen Formel-2-Champion und nicht Hamilton.