Markus Steinrisser
Formel 1 Ressort
Seit 2018 im F1-Team. Der Mann fürs Textliche. Nichts ist schöner als Action auf- und abseits der Strecke, fusioniert zum großen Feature.MEHR

Mit Respektabstand reihte sich Max Verstappen am Freitag im 2. Freien Training zum Österreich-GP einmal mehr hinter McLaren ein. 0,318 Sekunden fehlten ihm im Ergebnis auf Lando Norris. Auf dem nur 4,326 Kilometer kurzen Red Bull Ring ist das wegen der so kurzen Rundenzeit prozentuell gesehen schon ein ziemlich deutlicher Rückstand. Doch die Stimmung ist danach besser als man da glauben möchte.
“Ich glaube nicht, dass es drei Zehntel sind”, winkt Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com ab. Laut ihm hatte Verstappen auf seinen schnellen Runden mehr Benzin im Tank als die McLaren. “Benzin-korrigiert sind wir denke ich so bei eineinhalb Zehntel.”
Aber das ist natürlich immer noch langsamer als McLaren. Der Red Bull verliert vor allem in Kurve vier, der engen Bergab-Rechts. Auf seiner besten Soft-Runde in FP2 war Verstappen bis zu dem Punkt sogar Schnellster. Über eine Zehntel ging dort verloren, aber in den folgenden schnellen Kurven im Mittelsektor ging kontinuierlich weiter Zeit verloren.
“Aber wir reden von Hundertsteln”, mahnt Marko. Beim Team ist man überrascht davon, in den schnelleren Kurven abzufallen – eigentlich ist das die Stärke des RB21. Womöglich hat man bei der Setup-Arbeit am Freitag etwas überkorrigiert, um nicht zu viel Zeit in den sonst so schwachen langsamen Passagen zu verlieren.
Verstappen ohne GP Lambiase: Setup-Arbeit mit “neuem” Renningenieur
Doch so oder so bleiben eineinhalb Zehntel übrig. “Etwas zu viel Untersteuern im Shortrun und im Longrun”, lautet Verstappens Balance-Fazit. Marko stellt fest: “Man hat gesehen, wie leicht der McLaren zu korrigieren ist. Wenn die ein bisschen rutschen – das Auto ist schon viel gutmütiger.” Der Red Bull ist zwar bei weitem nicht unfahrbar, aber “deutlich schwieriger.”
Die Lösung muss Verstappen in Österreich nun ohne seinen bewährten Langzeit-Renningenieur Gianpiero Lambiase ausarbeiten, mit dem er seit seinem ersten Rennen beim Team 2016 zusammen unterwegs ist. Denn Lambiase setzt aus persönlichen Gründen ein Rennen aus. Zum Glück für Verstappen ist der Ersatzmann nicht irgendwer, sondern Simon Rennie. Der altgediente Red-Bull-Mann war unter anderem lange Renningenieur von Mark Webber und Daniel Ricciardo.
“Bis jetzt lief es mit Simon heute richtig gut”, ist Verstappen erleichtert. “Ich kenne ihn von der anderen Seite der Garage schon lange, und habe auch schon im Simulator mit ihm gearbeitet.” Für den ist Rennie als leitender Ingenieur zuständig, seit er das Rennstrecken-Team verlassen hat und in die Fabrik wechselte. “Er hat viel Erfahrung, so war das ein guter Tag. Er ist sehr direkt, und das war gut.”
Red Bull bleibt optimistisch: Was geht gegen McLaren?
Umgekehrt bedeutet das natürlich, dass Rennie an diesem Wochenende in Milton Keynes nicht im Simulator ist, wo bis Samstag nun Setup-Antworten ausgefahren werden. Marko bleibt in Summe aber optimistisch, auch in Sachen Renn-Trimm: “Eigentlich war es nicht schlecht. Die Frage ist, wie lange es hält.”
Red Bull griff hier schon vor und fuhr mit Verstappen im 2. Training nur zwei Soft-Reifen, um sich mehr Medium und Hard zu sparen, denn am Sonntag um 15:00 Uhr soll es zum Start in Spielberg noch einmal richtig heiß werden.
Ein positives Signal lieferte im 2. Training auch Yuki Tsunoda mit dem siebten Platz – auch ohne dem neuesten Red-Bull-Unterboden, den nur Verstappen fuhr. Tsunoda berichtet endlich wieder von wachsendem Vertrauen in den RB21: “Von FP1 bis FP2 sind wir in die richtige Richtung. Noch fehlt ein bisschen was, oder etwas mehr, aber immerhin war es positiv.” Marko lobt: “Endlich ist einmal alles gut gegangen.”
Abseits der Strecke gab es dafür wieder Turbulenzen um Verstappens Zukunft. Letztendlich provoziert durch eine Aussage von George Russell. Was läuft hier in dem Dreieck Russell-Verstappen-Mercedes? “Max kann das nicht mehr hören und wir auch nicht”, stöhnt Marko, der nichts davon wissen will. Wir haben alle Aussagen von Toto Wolff dazu hier:
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