Florian Niedermair
Formel 1 & Motorsport Ressort
Italiener auf dem Papier, Österreicher im Herzen. Die meiste Zeit mit der Formel 1 beschäftigt, aber gerne auch mal bei anderen Rennserien in Aktion.MEHR

McLaren hatte beim Formel-1-Rennen in Japan das schnellste Auto, doch der Sieg gelang nicht, dieser ging an Max Verstappen. Das lag auch daran, dass die Papaya-Mannschaft kein Risiko eingehen wollte und im überholfeindlichen Suzuka lieber die Positionen 2 und 3 absicherte, anstatt noch mehr zu probieren und möglicherweise ein sicheres Doppelpodium zu verlieren.
So richtig zufrieden wirkte Lando Norris auch vier Tage nachher mit dieser Entscheidung noch nicht. Obwohl er am Donnerstag vor dem Bahrain-GP betonte, dass er hinter den strategischen Entscheidungen seiner Mannschaft steht, überlegte er offen, ob es nicht besser gewesen wäre, alles auf Sieg zu setzen: “Rückblickend betrachtet gab es viele Dinge, die wir anders hätten tun können, die aber alle nicht ohne Risiko waren.”
Lando Norris hadert mit McLaren-Strategie: Würde es nochmal anders machen
Hinter dem McLaren-Duo lauerten zum entscheidenden Zeitpunkt der Boxenstopp-Phase Charles Leclerc und George Russell mit nur wenigen Sekunden Abstand. Das F1-Team wollte einen Verlust der Track Position aber um jeden Preis vermeiden. Auch eine (temporäre) teaminterne Rochade wollte man vermeiden. Norris zweifelt, ob das der richtige Ansatz war. “Als ich aus dem Auto ausgestiegen bin, war ich nicht zufrieden damit, wie es ausgegangen war und wie unsere Herangehensweise war. Aber nichts war garantiert”, hielt er fest.
Der Vize-Weltmeister kündigte vor dem Formel-1-Rennwochenende in Bahrain an, dass er sich in Zukunft mehr Risiko-Strategien wünscht. “Manchmal muss man akzeptieren, dass der zweite Platz kein schlechtes Ergebnis ist. Aber ich bin hier, um Rennen zu gewinnen und nicht, um mich mit dem zweiten Platz zufriedenzugeben”, sagte der McLaren-Pilot. Japan sei so ein Fall gewesen: “Von meiner Seite aus würde ich gerne zurückgehen und die Dinge mit einem aggressiveren Ansatz neu machen.”
Norris nimmt sich auch bei der eigenen Nase: “Ich muss vielleicht manchmal ein bisschen nachdrücklicher gegenüber dem Team sein.” Ob das in Japan etwas gebracht hätte, ist unklar. Ohne Zweifel war der McLaren das schnellere Auto im Kampf um den Sieg gegen Verstappen, aber ohne nennenswerten Reifenverschleiß war das eben nur nackte Theorie. Ausreichend Delta zu kreieren, um den Weltmeister noch besiegen zu können, war hingegen ein andere Hausnummer. Geschweige denn, sich überhaupt erst durch den Verkehr zu arbeiten.
In unserer Renn-Analyse versuchten wir aufzuarbeiten, ob sich das Risiko bezahlt gemacht hätte.
Geht McLaren zu wenig Risiko? Norris: Müssen die Dynamik richtig hinbekommen
“Es geht darum, dass wir die Dynamik zwischen Risiko und Erfolg richtig hinbekommen. Manchmal ist es also so, dass ich es durchsetze und manchmal kommt es vom Team und vielleicht ist es umgekehrt, dass sie aggressiv sein wollen, und ich fühle mich nicht so, dass ich aggressiv sein will”, erklärte Norris.
McLaren hat sich im letzten Jahr den Ruf aufgebaut, dass sie konservative Strategien bevorzugen und ungern viel Risiko eingehen. Diese passive Grundeinstellung kam ihnen bereits mehrmals teuer zu stehen, wie etwa bei der Niederlage im Italien-GP letzten Jahres, sie sicherte dem Team aber auch schon wertvolle Punkte.
Formel 1 Tabelle: F1 WM Stand 2025
Aus Sicht der Konstrukteurs-Meisterschaft ist 2025 kein Risiko notwendig, dort liegt Team Woking bereits jetzt 36 Punkte in Front und sieht sich derzeit mangels Ferrari-Pace und aufgrund von nur einseitig schnellen Fahrerduos bei Mercedes und Red Bull keiner starken Konkurrenz ausgesetzt. “Die Dinge wurden in einer Reihenfolge gemacht, die für uns als Team notwendig war, mit einer guten Menge an Wissen, dass es eine lange Saison ist”, stellte Norris fest.
In der Fahrer-Meisterschaft sind verlorene Punkte gegen Max Verstappen aber schmerzhaft, denn nur ein Punkt trennt den WM-Leader jetzt noch von dem amtierenden Champion. “Ich habe Punkte an Max verloren und er ist im Moment mein Hauptgegner”, bilanzierte Norris. Beim Formel-1-Wochenende in Bahrain darf er keine weiteren Punkte auf ihn einbäßen, wenn er die Führung auch noch in Saudi-Arabien halten möchte.
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