Christian Menath
Ressortleiter Formel 1
Schnüffelt gerne am Print-Magazin, gibt mit seiner bestandenen Steward-Prüfung an, hält lange Monologe, war einst gut im Mario Kart – und liebt die F1 bedingungslos.MEHR

Mercedes überraschte sich im 1. Freien Training zum Österreich GP mit der Bestzeit von George Russell selbst. Toto Wolff warnte anschließend, dass die Bedingungen nicht repräsentativ, weil zu kühl waren. Doch es bedurfte gar keines Temperaturanstiegs am späten Nachmittag, um von der Realität eingeholt zu werden.
Trotz niedrigerer Temperaturen fiel Mercedes am späten Nachmittag weit zurück. Russell fehlten als Sechstem plötzlich 0,649 Sekunden auf die Bestzeit, Teamkollege Andrea Kimi Antonelli auf Platz elf sogar fast eine Sekunde. “Die Windrichtung hatte sich etwas geändert, was uns nicht entgegenkam”, meint Mercedes’ Chef-Ingenieur Andrew Shovlin.
Dabei war das 2. Freie Training für Russell gar keine negative Überraschung: “Wir hatten heute ein wenig zu kämpfen, aber das Training am Nachmittag verlief entsprechend unseren Erwartungen vor dem Wochenende.”
Die Streckencharakteristik gepaart mit dem rauen Asphalt kommt Mercedes nicht entgegen. In Montreal, wo Mercedes vor zwei Wochen reüssierte, gab es kaum langgezogene Kurven und einen sehr glatten Asphalt. Der Red Bull Ring ist ein krasser Kontrast zum Circuit Gilles Villeneuve.
Langgezogene und schnelle Kurven killen Mercedes

Im ersten Sektor konnte Mercedes noch gut mithalten. Der erste Teil der Runde besteht hauptsächlich aus Geraden und langsamen Ecken. In der langgezogenen Kurve 4 verlor Russell besonders viel Zeit, in den schnellen Kurven der restlichen Runde war der Brite überall chancenlos gegen die überlegenen McLaren. Am Scheitelpunkt von Kurve 9 fuhr er rund 15 km/h langsamer als Landsmann Lando Norris, wie in folgenden Grafiken zu sehen.
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Deshalb war für Russell eher die gute Performance im 1. Training eine Überraschung. Dass die Performance trotz kühler Temperaturen relativ zur Konkurrenz abstürzte, hing aber nicht nur mit der Windrichtung zu tun. “Außerdem haben wir einige Änderungen vorgenommen, die möglicherweise die Balance beeinträchtigt haben”, meint Shovlin.
Auf der anderen Seite der Garage hatte Antonelli im 2. Training sogar ein besseres Gefühl, konnte das aber nicht in Rundenzeit ummünzen. “Es war chaotisch. Ich wurde zweimal geblockt, das hat mich genervt und ich habe anschließend auf dem weichen Reifen viele Fehler gemacht”, gesteht der junge Italiener.
Eine Situation führte fast zur Kollision mit seinem Mercedes-Vorgänger Lewis Hamilton. Der Rekordsieger der Formel 1 ging in Kurve 4 vom Gas, nicht aber von der Ideallinie. Antonelli musste ausweichen, um einen Unfall zu verhindern. Die Stewards sprachen später eine Warnung für Hamilton aus.
Mercedes-Longrun gut, aber…

Etwas Positives konnten aber beide Mercedes-Piloten aus dem 2. Training mitnehmen: Die Longrun-Pace. Eigentlich ist der Dauerlauf die Achillesferse der Silberpfeile. Nicht so am Trainingsfreitag in Spielberg. “Da wir mit diesem Programm früher als die anderen begonnen hatten, konnten wir auch mehr Runden absolvieren”, freute sich Ingenieur Shovlin. “Über meinen Longrun kann ich wirklich glücklich sein, der war ziemlich stark”, bestätigt Antonelli.
Tatsächlich waren die Rundenzeiten der Mercedes-Piloten im Longrun konkurrenzfähig, wie die Daten zeigen:
Allerdings macht sich die Temperatur besonders im Dauerlauf bemerkbar, wenn die Reifen stärker überhitzen. Vor allem bei Mercedes. Diesbezüglich sind die Wetterprognosen für das Team aus Brackley keine gute Nachricht. Am Rennsonntag werden wieder Temperaturen um die 30 Grad erwartet, der Asphalt könnte dann auch gut und gerne 15 Grad heißer sein als im 2. Freien Training.
Russell gibt deshalb auch für das Qualifying konservative Ziele aus: “Angesichts der Pace von McLaren könnte es schwierig werden, um die Pole Position zu kämpfen. Hoffentlich können wir um einen Platz unter den ersten Fünf kämpfen, aber wir sind uns auch bewusst, wie sehr die Rennpace hier das Ergebnis bestimmt.”
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