Die sportliche Führung des Automobil-Weltverbandes FIA muss nur wenige Monate vor der nächsten Präsidentschafts-Wahl umorganisiert werden. Nachdem sich der Verband im Streit von seinem stellvertretenden Präsidenten für Sport Robert Reid getrennt hat, nominiert Präsident Mohammed Ben Sulayem nun einen Nachfolger.

Der Wunschkandidat ist wie sein Vorgänger Reid, ein ehemaliger WRC-Beifahrer, aus dem Rallye-Umfeld. In dem kennt sich Ben Sulayem, selbst langjähriger Rallyefahrer, bestens aus. Jetzt nominiert er den altgedienten britischen Teamchef Malcolm Wilson als neuen stellvertretenden Präsidenten für Sport. Wilson muss von den FIA-Mitglieder im Juni im Rahmen der Generalversammlung in Macau noch bestätigt werden.

Wilson, noch ein ehemaliger Rallyefahrer, ist im Motorsport hinlänglich bekannt als Direktor und langjähriger Teamchef des Teams M-Sport. Das ist seit 1997 vor allem bekannt als das Werksteam von Ford in der Rallye-WM. Darüber hinaus hat Wilson in den letzten Jahren M-Sport auch in andere Motorsport-Bereiche geführt, etwa mit der Entwicklung des GT3-Autos von Bentley.

FIA tauscht Sport-Vizepräsidenten kurz vor nächster Wahl

“Über vierzig Jahre lang hat er auf dem höchsten Level sowohl als Fahrer als auch als technischer Partner von Teams agiert”, kommentiert Ben Sulayem Wilsons Nominierung. “Diese Erfahrung wird äußerst wertvoll sein für die FIA und unsere Mitglieder-Clubs, während wir weiter am Wachstum von Motorsport sowohl im Profi- als auch im Grassroots-Bereich arbeiten und Innovation zugunsten von Fans, Fahrern und Teams vorantreiben.”

“Es gab noch nie eine aufregendere Zeit im Motorsport”, so Wilson zu seiner Nominierung. “Ich freue mich darauf, mit dem Präsidenten für den Rest seiner Amtszeit zusammenzuarbeiten.” Die läuft mit Jahresende aus. Ben Sulayem wird sich der Wiederwahl stellen, ein Konkurrent zeichnet sich bislang keiner ab.

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Obwohl Ben Sulayem im Motorsport- und Formel-1-Umfeld eine inzwischen kontroverse Figur ist, geht es in der FIA schließlich um viel mehr als bloß Sport. Ben Sulayem hatte im Wahlkampf 2021 bessere Zusammenarbeit mit den zahlreichen nationalen Automobil-Clubs versprochen. Von ihnen war der Rückhalt in den letzten Jahren stets gegeben.

FIA-Streits im Sport-Bereich

Die größten Kontroversen rund um Ben Sulayem drehten sich zuletzt um Sportliches. Zum Zerwürfnis mit dem alten Vizepräsidenten für Sport Robert Reid kam es wegen einem Disput um die Vermarktung der Rallyecross-WM, und dann wegen einer verschärften Vertraulichkeits-Vereinbarung für die Mitglieder des Motorsport-Weltrats.

Reid, sowie der Vorsitzende des britischen Motorsport-Verbandes David Richards, hatten Zweifel am Umfang der Verschärfung und wollten sich mit Anwälten besprechen. Daraufhin wurden sie vom kurz darauf angesetzten Treffen des Motorsport-Weltrates ausgeschlossen. Reid nahm wenige Wochen darauf seinen Hut, beschrieb die genauen Umstände letzte Woche in einem Substack-Post. Richards ließ seinen Frust in einem offenen Brief ab.

Kurioses Detail am Rande: Richards ist auch Chef des Prodrive-Teams, welches jahrelang in der Rallye-WM Subarus Werkseinsätze leitete. Und damit in den 1990ern und 2000ern einer der größten Rivalen von Malcolm Wilsons Ford-M-Sport-Mannschaft war.