Kerstin Hasenbichler
Redaktionsleiterin
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“Es war eine Fehleinschätzung, das DRS in Kurve 1 hinein nicht zu schließen.” Die Aussage von Alpine-Teamchef Oliver Oakes mag nicht so heftig gewesen sein wie der Abflug von Jack Doohan bei über 300km/h am Ende der Start-Ziel-Geraden in Suzuka, trotzdem sorgte sie in der Formel 1-Gerüchteküche für einen ordentlichen Rumms. “Das war von Oakes sicher nicht nett, aber es ist die Realität. Gegenwind is the name of the game! Solchen Dingen ist man als junger Fahrer in der Formel 1 ausgesetzt”, erklärte Formel-1-Experte Christian Danner.
Schon vor dem Alpine-Shakedown Anfang des Jahres sah sich der 22-jährige Australier mit Schlagzeilen konfrontiert, wonach er beim Saisonauftakt in Australien gar nicht mehr im Auto sitzen werde. Als sein Nachfolger bringen die Medien immer wieder Franco Colapinto ins Spiel. Doohan selbst gab sich stets selbstbewusst. “Ich muss einfach jedes Mal, wenn ich im Auto sitze, meine Leistung abrufen, egal ob jemand mein Cockpit haben will oder nicht”, erklärte der Australier.
Christian Danner kritisiert Alpine
Mit dem Abflug von Jack Doohan in Japan sind die Stimmen wieder lauter geworden, zumal Colapinto am vergangenen Sonntag einen Testeinsatz für Alpine in Monza absolvierte. Böse Zungen behaupten sogar, Alpine wolle Doohan loswerden. Ob etwas dran ist, sei dahingestellt. Was sich auf jeden Fall sagen lässt: Der Horrorunfall von Doohan in Japan hätte so nicht passieren dürfen, auch wenn der Einsatz von DRS im Simulator geklappt hat. “Ich bin selbst einmal im Mercedes-Simulator gesessen und weiß, dass da eine Gruppe von Ingenieuren steht, die alles mitbekommt und mitschreibt. Sie wissen genau, wer was wann wie macht”, verrät Danner.
Entsprechend hätte Alpine den Rookie warnen müssen. “Wenn er das im Simulator versucht und es aus irgendeinem Grund geklappt hat, dann muss der Ingenieur eingreifen und ihm sagen: Ich würde dir dringend davon abraten, das im Auto auszuprobieren. Das hat man nicht gemacht. Man ließ ihn ein bisschen ins offene Messer laufen”, meinte der frühere Rennfahrer. Hinzu kommt, dass Doohan im ersten Freien Training pausieren musste, obwohl er den Suzuka International Racing Course nicht kannte.
An seiner Stelle absolvierte Reservefahrer Ryo Hirakawa die Session – eine Unverschämtheit, wie Danner findet.
“Da könnte man schon hineininterpretieren, dass man Doohan das Leben ein bisschen härter macht als es eigentlich sein müsste in der Hoffnung, dass man dann irgendwann sagen kann: Es tut mir leid, aber er ist einfach nicht gut genug”, meinte Danner. Der Horrorcrash von Doohan war auch im Fahrerbriefing am Freitag in Japan ein Thema. Williams-Pilot Carlos Sainz forderte die Entwicklung eines Mechanismus, der den Piloten die Verantwortung abnimmt und derartige Unfälle verhindert.
Formel 1: DRS-Diskussion ist doch Quark
Christian Danner hat dazu eine klare Meinung: “Das ist doch Quark!” Der Deutsche, der zwischen 1985 und 1989 in der Formel 1 an den Start ging, fordert weniger Hilfsmittel und mehr Eigenverantwortung. “Das gehört zum Rennfahren dazu und nicht, dass man vom Ingenieur gesagt bekommt, man soll 35 Zentimeter weiter vorne einlenken, weil die Temperatur des linken Vorderreifens um 0,873 Grad zurückgegangen ist”, stellte Danner klar.
Für ihn war der Unfall von Doohan ein Sonderfall. Normalerweise wird DRS automatisch geschlossen, sobald der Fahrer vom Gas geht oder die Bremse betätigt. Das spezielle Layout der ersten beiden Kurven in Suzuka führt dazu, dass die Piloten den Heckflügel manuell schließen, um für die extrem schnelle erste Kurve genügend Abtrieb zu haben. Laut Danner ist es nicht zu viel verlangt, wenn die Fahrer auf den DRS-Knopf drücken müssen – im Gegenteil! “Das Geile am Rennfahren ist doch, dass ich selbst entscheide, wie schnell ich fahre. Dazu gehört auch, wie ich mit den Parametern umgehe, die für das Schnellfahren zuständig sind – Gaspedal, Lenkung und auch DRS.”
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